Hi,
seit Ende Juli habe ich eine etwas seltsame Beziehung und die wird immer seltsamer. Es ist dazu meine erste. Es treffen in der Folge zwei mit Schwierigkeiten behaftete Persönlichkeiten zusammen.
Ich (w. 25), er (29). Wir haben uns über einen kurzen Zeitraum ziemlich oft getroffen. Das ganze spielte sich im Ausland ab. 2 Tage vor meiner Abreise, hat er mir dann gesagt, dass er sich von mir angezogen fühle. Zuvor fragte er mich a) ob ich denke, dass man für immer und ewig zusammen bleiben muss um glücklich zu sein und b) ob es möglich ist Freundschaft über eine beendigte Beziehung aufrechtzuerhalten. Die Sache ist die, dass er nach eigerner Aussage keine langen Beziehungen führen kann. Ich bin dann bei ihm geblieben. Wir hatten keinen richtigen Sex. Es war sehr schön. Am Samstagabend war ich schon anderweitig verabredet. Er kam aber am Montag um mich zum Bahnhof zu bringen. Wir hatten nochmal einen schönen Tag.
Zum einen leidet er unter bestimmten Umständen unter paranoiden Anfällen und zum anderen hat er Alpträume.
Die ersten anderthalb Wochen nach meiner Abreise hatten wir sehr regen Kontakt via e-mail und icq. Dann gab es eine einwöchige Pause. Später hat mir jemand anderes erzählt, dass er von dritter Seite erfahren hat, dass mein Freund, Beziehung und soetwas nicht nötig hätte, und den Kontakt zu mir deshalb ganz abgebrochen hätte. Wie dem auch sei, mein Freund hat sich dann nach der Woche doch wieder gemeldet und klang wieder sehr euphorisch.
Nach 5 Wochen bin ich dann das erste Mal übers Wochenende zu ihm gefahren. Ich selbst habe etwas Probleme meine Gefühle zu zeigen, wenn es hoch kommt, kriege ich das mal in schriftlicher Form hin. Ich habe auf ihn folglich etwas ablehnend gewirkt. Diesmal hatten wir Sex, auf meinen Wunsch hin, er versicherte sich vorher nochmal, dass es mir klar ist, dass er keine Bindungen (das lang hat er in diesem Fall weg gelassen, zuvor aber schon geschrieben, dass Bindungen möglich sind und eigentlich auch den Wunsch geäußert zusammen zu wohnen mit einer Freundin, haben könne. Am nächsten Abend hatten wir dann im Bett ein längeres Gespräch, in dem er u.A. meinte, dass er manchmal das Gefühl hätte, ich sei böse auf ihn und wollte ihn bestrafen. Ansonsten wirkte er auf mich eher distanziert, d.h. er berührte mich kaum. Nach dem Aufstehen war er wieder locker, wir waren zusammen schwimmen und das hat ihm richtig gut getan. Diesmal hat er mir zum Abschied etwas länger in die Augen geschaut, was er vorher, so mein Eindruck, vermied, und zuvor auch in einem Nebensatz einfließen lassen, dass ich seine Freundin sei.
Zwei Wochen später kam ich zurück, diesmal wohnte ich aber woanders. Wir hatten einen sehr schönen Tag zusammen, er war richtig süß und entspannt, konnte nicht genug davon kriegen in meine Augen zu schauen und überhaupt mich anzusehen. Er hat mir ein Gedicht von Yeats gegeben, bei dem er an mich denken musste, woraufhin ich allerdings etwas verhalten reagierte. Im Bett hielt er es dann das erste Mal für nötig, dass die T-Shirts wegmüssen. Anfangs dachte ich ja, dass tat er mehr für mich, nun denke ich aber, dass es mehr ein Selbstschutz ist. Wir haben dann auch weiter nah beieinander gelegen. Am nächsten Tag musste er arbeiten, hat mich aber ordentlich verabschiedet.
Wir haben uns dann 2 Tage nicht gesehen. Einen Tag vor meiner erneuten Abreise hat er mir via icq gesagt, dass er mich vermisst hätte, und dass es bei mir das erste Mal wäre, dass er sich ergeben würde, ich ließ das ziemlich unkommentiert stehen, weil mir das eben schwerfällt. Ich war dann nochmal bei ihm. Er war ein bisschen krank. Beim Abschied haben wir uns umarmt, ich fand es sehr schön und hätte am liebsten nicht mehr losgelassen, und war schon etwas stolz auf mich, dass ich das hinbekam. Er beschwerte sich aber, dass ich ihm nichtmal einen Kuss auf die Wange gäbe. Leider ist das irgendwie noch nicht in meinem Programm drin. :-(. Wir umarmten uns nochmal, ich probierte es, klappte aber nicht so richtig *grummel*. Er meinte dann nur sowas wie: "Du kannst das nicht." Die Abschiedsworte wurden in einer emotional geladenen Stimmung geäußert, ich war schon auf dem Weg zur Haustür, beinahe hätte ich angefangen zu weinen.
Jedenfalls dachte ich dann, okay von seiner Seite aus ist es also ernsthafter, was mir zwar auch etwas Muffensausen bereitete, aber es war auch schön und beruhigend.
Leider hat er es mit dem regelmäßig Kontakt halten nicht so, damit hatte ich mich aber mittlerweile abgefunden. Ich wollte aber nochmal Informationen von ihm haben, so dass ich ihm eine e-mail schrieb, das dann aber mehr ihm freundschaftlichen als im herzlichen Ton.
Nun bin ich wieder für länger hier und wir haben den Sonntag zusammen verbracht. Zum ersten Mal gedacht, dass es etwas seltsam ist, habe ich als ich auf der Couch beim Filmsehen auf ihm gelegen habe und er mich nicht den Arm auf mich gelegt hat oder so.
Er fragte mich dann, ob ich da bleiben würde. Aus irgendeinem Grund zögerte ich etwas. Er fragte mich warum, ich wußte es aber zu diesem Zeitpunkt nicht. Eine seiner Fragen war dann, ob ich in jemanden verliebt sei. Das hörte sich für mich auf jeden Fall so an wie, ob ich in jemand anderen verliebt sei und stellte unsere Beziehung für mich wieder ins totale Ungewisse. Ich bin dennoch dageblieben, weil ich mir das vorher eigentlich schon vorgenommen hatte, und war eben auch ein Gefühlsding.
Nach dem Sex (er behielt sein T-Shirt wieder an, ich hatte so ein enges Hemd an, welches zwangsläufig weg musste, lagen wir noch eine Weile eng beiander. Wir waren aber auch beide ziemlich müde. Irgendwann drehte er sich aber anders und dann war er die ganze Zeit wieder so wie 4 Wochen zuvor. Am Morgen probierte er dann mal meine Hand zu fassen, ich war mir aber mittlerweile auch so unsicher, dass ich dem zögernden Versuch auch nur zögernd entgegenkam. So hielten wir unsere Hände so halb, aber eben nicht richtig.
Er musste dann irgendwann wieder zur Arbeit und mir war klar, dass es diesmal keine ordentliche Verabschiedung geben würde, über ein lapidares Tschüß ging die Sache nicht hinaus.
Jetzt weiß ich nicht, ob seine veränderte Einstellung vornehmlich meinen blöden Verhalten anzukreiden ist, oder ob es auch mit seinen Bindungsproblemen zusammenhängt.
Ich frage mich, ob ich mich zuerst melden sollte, um dann mal ein Gespräch über die Situation anzugehen? Die Sache ist eben auch die, dass er mit dem elektronisch Kontakt halten so seine Schwierigkeiten hat. Er meldet sich eher unregelmäßig. Zwei meiner e-mails die mittlerweile schon 4 Wochen alt sein dürften, sind noch nicht beantwortet, die andere e-mail hat er allerdings sehr flugs beantwortet. Jedenfalls denke ich immer wenn die Kontaktinitialisierung dann von mir ausgeht, dass ich ihn damit bedränge, auch in seiner Freiheit.
Und natürlich frage ich mich, ob da überhaupt noch die Chance auf eine etwas normalere Beziehung besteht, das heißt mehr als Freundschaft mit Sex. Was mir eben vor allem fehlt ist wirkliche Nähe.

lg
cayenne

hallo cayenne,

ich habe mehrmals lesen müssen ,um zu verstehen. ist eine unheimlich verworrene und schwere geschichte. wenn du sagst, es treffen 2 mit schwierigkeiten behaftete persönlichkeiten zusammen dann will ich das mal glauben.

was immer du auch möchtest - du bist derjenige, bei dem sich etwas ändern muss. man hofft imemr, dass man, wenn man "nur den richtigen trifft" eine harmonische, befriedigende beziehung führen kann, aber dem ist nicht so.

dein letzter satz war [ Was mir eben vor allem fehlt ist wirkliche Nähe. ]
das glaube ich dir aufs wort, und doch ist das, was dir am meisten fehlt, genau das problem. du hast probleme, deinem "freund" (nenn ich mal so, ich weiss aber das die bewertung solcher begriffe durchaus unterschiedlich sein kann) zum abschied auf die wange zu küssen, erwartest dir aber von der beziehung mehr nähe ? ich denke mal, nähe nicht geben zu können bedeutet auch, nähe nicht zuzulassen und damit auch keine nähe zu bekommen.

man sagt, dass die umwelt eines menschen genau der spiegel seiner realität ist, ob er sie jetzt wahrhaben will oder nicht.

du soltlest schauen, ob du nicht an dir arbeiten kannst, um probleme abzubauen... sei es jetzt durch selbsterfahrung, durch psychotherapie, durch spritualität oder etwaige mögliche andere wege.

ansonsten sehe ich bei dir die gefahr, dass du dauerhaft unglücklich wirst, gerade in bezug auf beziehungen. aber, ich glaube dir, dass du andererseit ein grosses verlangen nach liebe und nähe hast - die hat jeder mensch. ich auch.

mit der "beziehung" wäre ich vorsichtig. ich befürchte, ihr schaukelt euch eher gegenseitig runter.

liebe grüsse,

Antonius (*g*)

Hallo du,
vielen Dank für deinen Beitrag und dass du dir die Mühe gemacht hast mir zu folgen.
Mittlerweile bin ich auch zu dem Schluss gekommen, dass das mit der Nähe wohl eher mein Problem ist und ich ihn auch etwas verunsichert habe.
Jedenfalls hat er von selbst gemerkt, dass ich seine letzte Verabschiedung etwas verwirrend fand.
Ich weiß nicht mehr, ob ich es in meinem Ausgangsposting geschrieben habe, aber es ist nunmal meine erste Beziehung, ich habe also die spielerische Lernphase verpasst, und zudem muss ich mich an neue soziale Situationen längere Zeit gewöhnen.
Die Problemlage hat sich nun etwas verlagert, wobei ich noch gar nicht weiß, ob es wirklich ein Problem für mich darstellt.
Bezüglich mancher Verhaltensweisen habe ich schlichtweg überreagiert. Teilweise kann ich mir jetzt denken, dass der Grund ein externer war. Jedenfalls habe wir das letzte Mal auf dem Sofa eng beieinander gelegen :-).
Allerdings meinte er auch, dass er keine ernsthafte Beziehung haben könne. Noch wollte er mir seine Definition darvon nicht verraten, weil er dafür ausgeruht sein will, wg emotionaler und logischer Anstrengung.
Andererseits will er, dass ich mit all meinen Problemen zu ihm komme, sagt er, dass ich seine Wohnung als mein xtes zu Hause ansehen soll, lädt mich spontan zum Essen mit seinem Onkel und seinem Bruder ein (hatte dann aber schon was vor, so dass ich nicht hingegangen bin).
Bei nächster Gelegenheit, wenn seine Pechsträhne vorbei ist und er im allgemeinen nicht so viel um die Ohren hat, werde ich ihn mal wegen der Sache fragen und ihm auch noch etwas mehr Erklärungen zum Umgang mit mir geben.
Direkt über so ernstere Beziehungsdinge reden, muss ich mir auch noch angewöhnen.
Ich denke wir lassen es erstmal laufen. Bislang beruhten die Probleme letztlich auf Missverständnissen. In der Summe überwiegen für mich und meine persönliche Entwicklung sicherlich noch die positiven Anteile gegenüber den negativen.
Ich hatte auch schon vor ein paar Jahren eine Psychotherapie probiert, konnte mich aber nicht ernsthaft darauf einlassen. Für Spirituelles bin ich überhaupt nicht empfänglich. Im letzten Jahr habe ich meine gewöhnt Umgebung hinter mir gelassen und ich habe mich in diesem Jahr um einiges weiterentwickelt. Für mich klappt glaube ich am besten per 'learning by doing' und diese Beziehung ist wenn man es so nennen will die logische Konsequenz meiner Weiterentwicklung. Also vor einem Jahr hätte ich das auf diese Weise nicht hinbekommen. Ich gehe davon aus, dass es mit etwas regelmäßigerem Kontakt nun, besser wird.

Danke dir nochmal.
Liebe Grüsse
cayenne