zu später Stunde: wie wird man weniger nachtragend? Muß man dafür erst religiös werden oder einfach nur älter, um Dinge gelassener zu sehen bzw. sehen zu können?
Grüße von einer, die anderen gegenüber nachtragend ist, aber auch sich selbst gegenüber und ihrem dem Therapeuten gegenüber auch ;-)).
ich denke, je öfter man in die Situation kommt, dass man selber das Gefühl hat, sich einem anderen Menschen gegenüber falsch verhalten zu haben, vom schlechten Gewissen geplagt wird und nun auf dessen Verzeihung hofft, desto leichter fällt es einem auch, anderen Menschen zu vergeben.
Man muss sich einfach klar machen, dass andere Menschen ebenso wenig unfehlbar sind wie man selbst und jeder (auch man selber) irgendwann darauf angewiesen ist, verziehen zu bekommen. Und je älter man wird, desto mehr solche Situationen (in denen man selber auf Verzeihung hofft) erlebt man halt, weshalb das zunehmende Alter sicherlich eine Rolle dabei spielt, weniger nachtragend zu werden. Vielleicht ist das auch einfach ein Bestandteil des Reifungsprozesses, den man im Laufe seines Lebens durchmacht.
Ich denke, Religiosität kann einem vielleicht auch helfen, aber zwingende Voraussetzung ist es meines Erachtens nicht. Auf jeden Fall denke ich, dass der Satz im Vaterunser "und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" nicht von ungefähr kommt, sondern ganz einfach dem Bedürfnis nach Verzeihung des eigenen Fehlverhaltens entspringt. Im Gegenzug ist man bereit, auch den anderen, die sich einem gegenüber falsch verhalten haben, zu verzeihen. Ich denke, wirkliche Vergebung muss auch immer von innen heraus kommen. Man kann sicherlich nicht einfach nur vergeben, weil die Religion das von einem verlangt, wenn man innerlich gar nicht dazu bereit ist.
Gruß, Lui
>Hi, >zu später Stunde: >wie wird man weniger nachtragend? Muß man dafür erst religiös werden oder einfach nur älter, um Dinge gelassener zu sehen bzw. sehen zu können? >Grüße von einer, die anderen gegenüber nachtragend ist, aber auch sich selbst gegenüber und ihrem dem Therapeuten gegenüber auch ;-)).
Ich bin irgendwie gar nicht nachtragend. Das ist wohl so: Ich nehme mal an, daß die meisten Leute mal in erster Linie mit sich selber und den eigenen Problemen beschäftigt sind und gar nicht wahrnehmen, was sie dir gerade antun mit einer Laune und einer Ungerechtigkeit. Ich wehre mich. Ich mache klar, daß ich den anderen verstehe, aber mir nicht alles gefallen lasse. Meist kommen die Leute dann zu sich und sehen, daß das jetzt nicht oK war und nichts bringt auf der Schiene zu bleiben, die für mich unangenhem ist.
Die meisten Leute sind nicht bösartig, einfach nur bequem und gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Oft sind sie sich ihrer Launen und Mißlaunen nicht bewußt und daß sie gerade wild umschlagen und damit anderen zum Ärgernis werden und damit ihre eigene Situation noch verschlechtern: Denn Leute die dich schlecht behandeln, behandeln auch andere schlecht. Sie haben dadurch meist mit mehreren Menschen Probleme, nicht nur mit dir. Eingige sagen es ihnen nicht ins Gesicht. Meist sind sie aber nicht sehr beliebt und die Leute zerreißen unangenehme Zeigenossen und Vorgesetzte dann untereinander auch wenn sie ihnen ins Gesicht lachen. Mit anderen Worten: sie haben eh genug Probleme mit sich selbst, da brauche ich gar ncihts mehr dazu tun um mich zu "rächen"
Ich komme mit den meisten Leuten klar. Ich versuche eine Situation aus der Sicht eines Satirikers oder Komikers zu betrachten, der menschliche Schwächen als Stoff für eine Komödie braucht. Meist klappt das. Wenn ich es schaffe das Unangenehme des anderen nicht ernst zu nehmen und ihn dann mal ins Gesicht zu lachen und freundlich wachzurütteln - he schau mich an, was tutst du da?...Meist verwandelt sich die üble Laune des anderen dann und er nimmt sein schlechtes Verhalten zurück. Dann brauche ich nicht nachtragend zu sein.