Ich habe den Eindruck, dass die Menschen sich nur noch um sich selbst kümmern.
Es denkt eigentlich kaum noch jemand WIRKLICH mit für den anderen.
Ich bin anders, und ich lebe auch so. Aber menschlich werde ich doch immer wieder enttäuscht, denn Freundschaften werden weniger, letztendlich investiere ich viel mehr in den anderen als andersherum. Ich denke grundsätzlich mit, was man mir erzählt, das behalte ich. Mir liegt nichts an diesen oberflächlichen Kontakten, aber ich glaube, die meisten Menschen wollen das heute. Viele Kontakte, viel Blabla und möglichst wenig dafür tun müssen. Wenn jemand arbeitslos ist, dann suche ich einen Job, wenn jemand krank ist, dann bin ich für ihn da, für nen Freund stand ich sofort auf der Matte, um ihm bei seiner Diplomarbeit zu helfen usw. - aber es grenzt doch an Ausnutzung, denn wenn es mir schlecht geht, dann lichtet sich das Feld. Eigentlich bin ICH nicht bereit, mich zu ändern, denn ich denke, dass mein Verhalten VÖLLIG o.k. und liebenswert ist. Nur die Menschen passen dann nicht dazu.
Bilde ich mir das ein, oder ist der Trend zu egozentrischen, oberflächlichen Beziehungen wirklich zu beobachten?? Also, nicht nur bei mir...

Hallo
Da gebe ich dir voll und ganz recht, was den Egoismus der Menschen angeht. Aber wenn du schon oft enttäuscht worden bist, dann verstehe ich nicht, das du nicht aus deinen Fehlern lernst die du machst und einfach deine Person mehr in den Vordergrund stellst.

Das Muster läuft folgendermaßen: Es wird Hilfe angeboten, ungefragt, ja, der Helfende drängt sich förmlich auf. Im Gegenzug wird erwartet, daß Gedanken gelesen und ebenso Hilfe angeboten wird, ebenfalls ungefragt. Passiert es nicht, verfällt der sogenannte Freund in subtile Manipulationsmechanismen, die darauf hinauslaufen, den anderen an sich zu binden und Verantwortung abzugeben. Nervend sowas. Es reicht aus, Hilfe zu gewähren, wenn sie angefragt wird. Ansonsten hat man mit dem eigenen Leben schon genug zu tun und muß nicht anderen nachlaufen bzw. die Jämmerlichkeit der Welt beweinen. Egoismus ist gesund, denn es bedeutet nichts anderes, als seine eigenen Wünsche benennen und (im Rahmen der Möglichkeiten, also auch im Kontext mit anderen) durchsetzen zu können. Wenn Dein Wunsch jedoch darin besteht, für andere unentbehrlich zu sein, dann läuft bei Dir einiges schief. Sowieso: wenn man anfängt, die Bosheit der Welt zu beklagen, ist man zu träge und zu faul, bei sich selbst zu gucken, was da nicht stimmt.

Aldonza

Du hast recht, die Oberflächlichen sind krank, ebenso wie die Egoisten. Das sind aber heute die Normalen und Normale definieren sich selber als gesund, weil sie in Haufen das Klima verpesten. Die Verhältnisse in der DDR wareb sehr soial und gesund, Gemeinsinn und Dasein für Andere waren selbstverständlich.
Es ist das Teuflische im Kapitalismus daß er die Menschen auf die Ebene herabzieht die noch unterhalb der Schimpansen angesiedelt ist.
Such Dir einfach die wenigen die so sind wie Du.

Und wenn sie sich dann alle gefunden haben, die Gutmenschen, gehen sie sich solange helfend auf die Nerven, bis einer zur Pumpgun greift.

Es ist normal und gesund, für sich selbst zu sorgen, also egoistisch zu sein. Und nicht für den Fortbestand einer Ideologie und die Sicherung der Machtverhältnisse, wie es ebenfalls in der DDR der Fall war. Ich halte es nicht für gesund, wenn Freunde einen bespitzeln - soviel zur sozialen Gesundheit des ehemaligen Staates. Und - wußtest Du beispielsweise, daß solche Einrichtungen wie die Telefonseelsorge, die sich durch ehrenamtliche Mitglieder trägt und jede Menge Hilfe anbietet, weder gewünscht war, noch gefördert, und als es sie nach Überwindung vieler Widerstände gab, abgehört wurde? Das ist nur ein Beispiel, welches Deine Theorie ad absurdum führt.

Boa! 12 Jahre nach der Wende noch solchen Schwachsinn zu lesen, tut echt weh.

Aldonza,
kommt auch von dort und fand beispielsweise diese Subotniks als Ausdruck nachbarlichen gemeinsames Werkelns zur Bekräftigung der sozialistischen Persönlichkeit, an dem man teilnehmen mußte, sonst war man Klassenfeind - und das Samstags! - echt scheiße.

*grins*
Was bist denn Du für eins????

Planet

Kann es sein das du nur helfen willst damit dir geholfen wird?

Frank

Auch du stellst Erwartungen an deine Umwelt, die man als Egoismus bezeichnen könnte. Das tut ausnahmslos jeder, davon bin ich überzeugt. Durch deine dauernde Hilfsbereitschaft möchtest du etwas erreichen, was dir aber bislang nicht gelungen ist: Andere sollen dir dann - als Gegenleistung - auch mal einen Gefallen tun und auch für dich da sein, wenn du sie brauchst.
Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie es gerne tun und dich mögen. Anscheinend besitzen die anderen aber nicht ausreichend Sympathien für dich. Man kann andere nicht kaufen, auch nicht mit vorbildlichem Verhalten. Sie werden dir dann helfen, wenn du ihnen wirklich wichtig geworden bist. Das kann schon dann der Fall sein, wenn du gute Witze erzählst.

>Aber menschlich werde ich doch immer wieder enttäuscht, denn Freundschaften werden weniger, letztendlich investiere ich viel mehr in den anderen als andersherum. Ich denke grundsätzlich mit, was man mir erzählt, das behalte ich. Mir liegt nichts an diesen oberflächlichen Kontakten, aber ich glaube, die meisten Menschen wollen das heute. Viele Kontakte, viel Blabla und möglichst wenig dafür tun müssen

Ja, erlebe ich auch oft.

Die Leute erklären ihr eigenes Verhalten dann aber häufig als Eigenverantwortlichkeit [tm]..."nur tun, was für mich selbt gut ist".

Halte ich alles für eine beschönigende Umschreibung für Egoismus.

Die Betreffende werden das natürlich abstreiten.

Liegt in deren Logik.

1. Egoismus wird etwas immer dann genannt, wenn wir etwas anderes vom anderen wollen, als er uns geben will.
2. Jeder handelt "egoistisch".

Dein Selbstbild heißt "Ich bin anders".
Kann es sein, dass andere Leute sich dir gegenüber so verhalten wie du beschreibst, weil sie auf DEIN Verhalten re-agieren. Kann es wirklich sein, dass alle anderen egoistisch, egozentrisch etc. sind und du so toll und hilfsbereit? Braucht man überhaupt die anderen, wenn man so fehlerfrei, liebenswert und souverän ist? Sind es nicht die kleinen Fehler, Schwächen und Unzulänglichkeiten, die uns zu Schwestern und Brüdern machen?
Anders zu sein als alle anderen und auf einem hohen Thron zu sitzen macht sehr einsam.
Natürlich ist es gut, anderen zu helfen, ihnen zu zuhören, für sie da zu sein.
Aus welchen Motiven tust du dies? Um einen Sonderstatus zu haben, zu zeigen, wie toll und liebenswert du bist? Zeigst du auch manchmal Schwächen und signalisierst du dann auch, dass du Hilfe brauchst?
Du gefällst dir gut in deiner Sonder- und Opferrolle. Nur du kannst etwas daran ändern, indem du dein Verhalten änderst, indem du dich nicht auf eine höhere Stufe stellst und auch einmal Schwächen zeigst, auch einmal oberflächlich, schwach und egozentrisch bist. Erst wenn du auch deine Schattenseiten akzeptierst, kannst du die der anderen ankzeptieren und wahre Freunde gewinnen.

Lieben Gruß
Fee

Quatsch, ich habe weder Sonderstatus, noch stelle ich mich auf eine höhere Stufe. Aber ich habe mit solch einer Antwort gerechnet...ich sehe in mir nicht den Fehler, und es gibt den auch nicht. Die Menschen verhalten sich zunehmend oberflächlich und benutzen andere bei Bedarf. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch, weil das für mich eine Selbstverständlichkeit ist, so zu sein. Ich schätze aber, dass 80-90% der Menschen NICHT so sind - und ich wüsste nicht, warum ich mich ändern sollte, denn ich bin ja nicht derjenige, der sich unsensibel, desinteressiert und ausnutzend benimmt. Oder meinst du etwa, ich sollte genauso werden??

Natürlich brauchst du dich nicht zu ändern. Die anderen sich allerdings auch nicht.

Ich wundere mich doch schon sehr wie du auf eine Zahl von 80 - 90% kommst, die sich unsensibel, desinteressiert und ausnutzend benehmen sollen.
Wir wohnen in einem kleinen Ort in Süddeutschland und wenn Not am Mann ist, ist es selbstverständlich, dass z.B. die Nachbarn sich gegenseitig helfen, dass man mit der allein stehenden, alten Frau um die Ecke einkaufen fährt. Ich habe Freunde, die kann ich zu jeder Tages- und Nachtzeit um Hilfe bitten kann und sie sind da, so wie ich umgekehrt auch für sie da bin.
Aber ich kann natürlich nicht dem halben Ort helfen, mich um 5 alte Leute kümmern, die Zahl ist begrenzt, sonst wäre man überfordert. Man kann nicht jedem flüchtigen Bekannten gleich mit Rat und Tat zu Seite stehen und dies von ihm verlangen. Außerdem kann es natürlich auch so ein, dass eben A mehr B hilft, dafür hilft B wieder mehr C und C steht in gewissen Dingen A mehr zur Seite. Daher geht die Rechnung nicht immer so auf, helfe ich A, hilft A mir, dafür hilft eben A jemand anderem und mir hilft B.
Jeder Mensch hat doch sein eigenes begrenztes Umfeld mit Freunden, Nachbarn, Verwandten, Vereinskollegen..., mit denen er in einem sozialen Gefüge mit Geben und Nehmen zusammenlebt. Ich kann nicht bestätigen, dass sich 80 - 90% der Menschen so egoistisch verhalten wie du es beschreibst.
Jeder macht sich sein Umfeld im Endeffekt selber!

Grüße
Fee

>Quatsch, ich habe weder Sonderstatus, noch stelle ich mich auf eine höhere Stufe.

Dann kommt einfach Dein Text so rueber. Ich hatte das auch als erstes Gefuehl, als ich Deine Nachricht las.

> Fehler, und es gibt den auch nicht. Die Menschen verhalten sich zunehmend oberflächlich und benutzen andere bei Bedarf.

Das stimmt sicher bei einigen (inzwischen vielen). Wenn Du denen das zum Vorwurf machen willst ok. Hilf denen einfach nicht (mehr).

> dass 80-90% der Menschen NICHT so sind - und ich wüsste nicht, warum ich mich

Dann musst Du die anderen 10-20% finden.

> ändern sollte, denn ich bin ja nicht derjenige, der sich unsensibel, desinteressiert und ausnutzend benimmt. Oder meinst du etwa, ich sollte genauso werden??

Fuer mich ist Liebe/Hilfe ein Geben, kein Nehmen. Ich gebe soviel ich will/kann, erwarte aber nicht (mehr), dass etwas zurueckkommt. Wenn etwas zurueckkommt freu ich mich, aber ich erwarte es nicht.

Frueher gab ich meinem Mann viel und er mir eher wenig (aus meiner Sicht). Momentan ist es eher umgekehrt. Er gibt mir mehr, als ich ihm gebe. Aber es ist fuer beide kein Problem. Man soll dann geben, wenn man will und nicht das Gefuehl haben, man muesse etwas geben.

Wenn Deine Freunde Dir bisher nichts zurueckgaben wenn es Dir schlecht geht, dann hast Du die falschen Freunde. Gib ihnen nichts mehr (so Du es nicht von Dir aus geben willst). Irgendwo hat es Freunde, die Dir auch viel geben. Vielleicht einmal sogar mehr als Du ihnen.

Priska

Im Großen und Ganzen ist Deine Beobachtung richtig !!! Wie anders sollte man sonst z.B. das MIESE VERHALTEN weiter Teile der Bevölkerung bei Unfällen etc. verstehen können ?!? Hilfe ? Nix. Man könnte sich ja die Finger schmutzig machen oder vielleicht seelisch belasten ...
Kann Dir nur einen Tipp geben: zieh in den Osten, da ist es noch nicht ganz so schlimm ! P.S.: Bin kein Ossi, wohne auch nicht dort, kenne aber die Verhältnisse.

Ich weiß nicht, ob es im Osten anders ist, da ich aus dem Westen und dann auch noch aus einer Großstadt komme. Ich glaube, dass es eher ein Problem unserer Zeit ist: das Desinteresse am anderen und das Drehen um die eigene Person und den eigenen Profit. Vielleicht auf dem Lande weniger ausgesprägt als in der Stadt.
Ich sehe das so wie du, "man könnte sich ja die Finger schmutzig machen" usw.
Hier in der Stadt werden immer wieder Leute am hellichten Tag überfallen, gerade vorgestern noch 2 Jungs, mitten auf dem Markt, zig Menschen die daran vorbeigehen und NICHTS machen ("denn mir gehts ja gut"). Es interessiert NICHT, wenn es einem anderen schlecht geht und dieser Hilfe brauchen könnte. Und ich übertrage das inzwischen auch von Fremden auf Freunde, die sich ähnlich verhalten (Desinteresse bei Arbeitslosigkeit, Todesfällen usw.). Das ist für mich das Gleiche....