Ich (27) bin jetzt seit 2 Jahren mit meinem Freund (29) zusammen. Er hatte vor 8 Wochen einen schweren Unfall mit dem Motorrad, dabei hat er sich zwei Wirbel gebrochen. Nach Aussage der Ärzte wird er querschnittgelähmt bleiben und im Rollstuhl sitzen müssen. Das hat unser ganzes Leben im Moment auf den Kopf gestellt und so nach und nach kommt die Erkenntnis, was mit so einer Behinderung alles zusammenhängt. Er ist sowohl psychisch als auch physisch überhaupt nicht mehr der alte und ich weiss überhaupt noch nicht, wie ich damit klar komme. Ich kann es momentan nicht ertragen ihn im Rollstuhl sitzen zu sehen und weiss nicht wie wir damit weiterleben können. Kann mir eine Frau, die auch schon mal in so einer Situation war, weiterhelfen?
das ist ein harter Schicksalschlag! So was macht betroffen und sprachlos und trostworte sind da schwer zu finden...
Wichtig ist für dich erstmal den Schock zu überwinden und keine voreilige Entscheidungen zu treffen. Ebenso für deinen Freund. Dass er sich damit auseinander setzen muss, dass er ganz anders ist als sonst-er steht sicher immer noch unter Schock, dass er selber nicht weiss wo ihm der Kopf steht...das ist ja kein Wunder. 8 Wochen ist nichts, das kann sogar Jahre dauern bis man den Blick nach vorne richten kann.
Welche Wirbel hat er sich gebrochen? Sind auch die Nerven vollkommen oder nur teilweise beschädigt? Ist das eine inkomplette oder komplette Querschnittslähmung? So ganz aussichtslos ist die Lage manchmal nicht *mutmach! Ich denke zuerst ist es wichtig zu schauen ob medizinisch noch was machbar ist, danach kann er sich immer noch damit abfinden und daran arbeiten die Behinderung zu akzeptieren. Werdet aktiv, sucht euch Hilfe. Ihr seit nicht alleine (siehe unten).
Ich kann dir sagen dass ich Menschen kenne die damit (im Laufe der Zeit) sehr gut klarkamen, aber das hilft dir auch nicht viel. Es gibt auch Menschen die daran zerbrechen. Jeder erlebt und meistert eine solche Situation auf eigene Art und Weise. Welcher Weg für dich der richtige ist, wird sich herausstellen.
Auch du brauchst dringend Hilfe (am besten profesionelle).Dein Freund braucht dich jetzt wahrscheinlich mehr den je, aber wenn du selber am Boden bist, wirst du ihm kaum eine Stütze sein können.
Hier noch ein paar hilfreiche Links:
Online: Ratgeber Behinderung
Buch: Riss im Glück - Ein Tatsachenbericht
Buch: Querschnittlähmung. Ein Ratgeber für Betroffene und ihre Angehörigen (Hilfe zur Selbsthilfe)
Online: Rückenmarkverletzung und Forschung
Vielleicht magst du dich an einer Selbsthilfegruppe wenden. Da ich nicht weiss wo du wohnst, habe ich dir eine Auflistung von Google als Link kopiert, du kannst die Suche verfeinern indem du die Stadt oder das Bundesland eingibst:
Noch ein Spiegel-Bericht aus der Forschung: Antikörper stoppt Nerven-Selbstmord
Ein Bericht dadrüber dass auch ein Querschnittgelähmter nicht unbedingt komplett ans Rollstuhl gefesselt werden muss findest du hier (das schweizer Forum Rollpower ist überhaupt sehr interessant)
und noch ein interessanter Link: Ein Dokumentationsprojekt über Paare mit einem behinderten und einem nichtbehinderten Partner: 2sames
Da bleibt mir nur noch dir und deinem Freund viel Kraft und das bestmögliche zu wünschen... Und wenn ich dir noch irgendwie mit Infos helfen kann, melde dich nochmal, auch per Mail.
zuerst einmal ganz vielen Dank für deine Iinfos, ich arbeite mich gerade durch, hilft aber schon mal viel, fand ich echt lieb!! Geht mir im Moment auch erstmal darum, dass ich damit klarkomme, damit ich ihm dann weiter helfen kann, ich möchte einfach erfahren und wissen, was mit ihm los ist, was sich ab jetzt ändert und wie es werden wird. Noch zur Info: Er hat sich den 8. und 9. Brustwirbel gebrochen, das Rückenmark ist durch und die Ärzte haben gesagt, es wird wohl eine komplette Lähmung bleiben.
So Ähnliches passierte im dem Freundeskreis. Der Mann sitzt zwar nicht im Rollstuhl, ist aber gehbehindert und merkwürdig/eigensinnig/schnell beleidigt, also schwierig im Umgang, geworden. Einerseits verständlich, andererseits ist sein Verhalten sehr belastend für seine Mitmenschen. Man muß aufpassen, was man sagt. Man soll sich um ihn kümmern, seine Behinderung berücksichtigen, aber das darf nicht in Mitleid ausarten. Er will auch keine Beziehungen zu Frauen mehr. Statt dessen hat er eine Gummipuppe, sagt sein intimster Kumpel. Gelegentlich hat er auch Ausbrüche wie z. B. "Ich hasse Menschen." Manchmal entsteht der Eindruck, daß er auf die Nicht-Behinderten neidisch ist und sie extra piesackt. Das Positive ist, daß er sich weitergebildet und breit gefächerte Interessen hat und inzwischen über großes Wissen verfügt. Man kann ihn alles fragen, egal ob über Literatur, Gewürze, Religionen, Musik, kaputte Waschmaschinen. In sachlichen Diskussionen über ein Thema ist er ein angenehmer Gesprächspartner mit großer Toleranz, solange es nicht ihn persönlich betrifft.
An Deiner Stelle würde ich professionellen Rat suchen. Alles Gute für Euch beide !
ist verständlich für einen, der seine innere Mitte verloren hat. Schwankungen und etc. Und das mit intellektualisieren ist ja nur ein Ausgleich; er will wertvoll bleiben. Leid tut er mir, ganz erlich, aber ich glaub, wenn er das hören würde, würde ihn das auf die Palme bringen.