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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Archiv Psychotanten
Benny ( gelöscht )
Beiträge:

05.08.2001 17:10
RE: Antwort an Suppenkelle Thread geschlossen

Hallo Suppenkelle!

Hallo Benny,
>zuerstmal: Du bist nicht allein mit deinen Problemen, alle Fragen, die du dir stellst, stellen sich auch die meisten anderen Menschen, sogar deine Freunde!

>>Auf eine gewisse Art und Weise hat jeder Mensch ein Bild von sich selbst, das im Großen und Ganzen mit dem übereinstimmt, wie ihn auch die Anderen sehen.Das kann ich von mir nicht behaupten.

>Es stimmt wahrscheinlich nicht, dass bei den meisten Leuten Selbst- und Fremdbild deckungsgleich sind, deinen Freunden (und vielleicht den meisten anderen Menschen) ist das Bild, das andere von ihnen haben nur nicht so wichtig. Und das ist gut so! Fang doch mal damit an, dich mehr dafür zu interessieren, was du von anderen denkst, als dafür, was die anderen von Dir denken!

>>- Wenn meine Freunde zu mir sagen: "Wir haben beschlossen, heute zu ... zu fahren",

>Wie schnell bist du denn so durchschnittlich mit deinen Entscheidungen...? Wenn du eher zur langsamen Sorte gehörst, ausserdem vielleicht eher dafür bekannt bist, irgendwohin mitzugehen, statt selbst Vorschläge zu machen und die Initiative zu ergreifen, dann ist nach einer Weile eine Erwartung bei deinen Freunden eingefahren. Wenn du die Initiative ergreifst und etwas vorschlägst, das DU wirklich gut findest, machst du das dann eher, auch wenn deine Freunde nicht mitmachen, oder lässt du von deiner Initiative wieder ab, wenn deine Freunde es blöd finden?

Eigentlich bin ich mit meinen Entscheidungen schon ziemlich schnell, und wenn mich jemand fragt, ob ich bei irgendwas mitmachen will, antworte ich meistens mit einem spontanen "Ja". Wenn ich etwas vorschlage, dann ist das meistens was, das vom "Standard" abweicht und an den Vorurteilen meiner Freunde scheitert. In diesem Fall mache ich es dann auch nicht, denn alleine wäre mir das dann wirklich zu blöd.

>>Wenn wir mit meinem Auto dort hinfahren, komme ich mir ausgenutzt vor, sofern sie mir nicht von sich aus einen Ausgleich anbieten, den ich sowieso dankend ablehnen würde.

>Wenn du von deinen Freunden keinen Dank annehmen würdest, warum wartest du dann darauf? Wenn du deine Freunde im Auto mitnimmst, dann tu es deswegen, weil du dich gut dabei fühlst (der einzige mit Auto, oder so), nicht deswegen, weil du zur Gruppe gehören möchtest, oder bei deinen Freunden ein Schuldenkonto aufbauen möchtest, um sie dir zu verpflichten.

Meine Freunde haben bei mir kein Schuldenkonto, und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie das auch wissen. Dank würde ich schon annehmen, jedoch keine Bezahlung. Aber wenn sie so tun als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dann erwarte ich doch ein bißchen mehr.

>>Wenn sie mir dann das Gefühl geben, unter ihnen willkommen zu sein und mich dann noch fragen, ob ich auch gerne mitgekommen bin, wäre wieder alles in Ordnung, bis...
>>- DENKT EIGENTLICH JEDER MENSCH SO?

>Viele Menschen denken so, nicht alle. Aber in Ansätzen findest du den Gedanken bei allen Menschen (die ich bisher kennengelernt habe), die stark versuchen, von einer Gruppe angenommen zu werden und darunter leiden, sich nicht zugehörig zu fühlen.

>>- IST DIESE DENKWEISE KOMPLIZIERT?

>Kompliziert im Sinne von schwer nachzuvollziehen (für mich) nicht, aber kompliziert im dem Sinn, dass du dir selbst das Leben schwer machst, schon etwas.

>>- Sie sich über ein Thema unterhalten, das entweder außerhalb meines Interessenbereichs liegt (und mich deshalb nicht um meine Meinung fragen) oder mich einfach so über längere Zeit (ab 5 Minuten) nicht beachten, dann ist für mich die Phase vorbei, in der es sich lohnt, selbst wieder in ein Gespräch mit ihnen einzusteigen, und ich fühle mich verletzt.

>Das hört sich für mich so an, als redetest du nur, wenn du gefragt wirst. In einer Gruppe reden meist alle gleichzeitig, einer versucht den anderen zu übertönen, man fällt sich in Wort, es ist wie in einer Meute von Hunden, die alle gleichzeitig an den Fressnapf wollen. Wenn du wartest, bis du nach vorne gebeten wirst, werden die besten Stücke schon weg ssein ;-) Wenn du Themen die dich nicht interessieren mit deinen Freunden öfter hast, dann hast du vielleicht die falschen Freunde?

Ich rede entweder dann, wenn ich gefragt werde (ich frage andere ja auch), oder dann, wenn ich denke, was wichtiges zu sagen zu haben. Aber wenn bei einer Unterhaltung - wie du sagtest - jeder versucht, den anderen zu übertönen (ist ja wirklich so), dann ist das für mich ein Zeichen, daß diese Gruppe sich nicht füreinander interessiert, sondern jeder sich selbst am liebsten sprechen hört. Vielleicht beherrsche ich einfach diese Form der Unterhaltung nicht und warte immer darauf, daß alles nach einer bestimmten Ordnung abläuft (wenn einer redet, sind die anderen still; der, der nach einer Pause zuerst das Wort ergreift, hat das Recht, zu Ende zu reden; usw...).
Meine Freunde haben ziemlich oft Themen wie Fußball, Formel 1, ihre längst vergangene, viel zu schwere Abitur-Prüfung (Mitleid und Bewunderung!!) oder die Musikvideos auf VIVA oder MTV, und wenn's in diesem Bereich nichts mehr zu sagen gibt, machen sie irgendwelche Leute runter, die ihnen gerade über den Weg laufen (mir ist das dann nur noch peinlich). Das hört sich jetzt an als wären sie asozial, aber manchmal sagen sie dann auch wieder Dinge, die man ihnen nicht zutrauen würde, äußern Ansichten, die aus freiem Denken hervorgegangen sind und nicht wie gewöhnlich irgendwo aufgeschnappt und nachgesagt wurden.

>>- IST ES MÖGLICH, DASS SIE IN DEM MOMENT NICHT WISSEN, WAS IN MIR VORGEHT?

>Das ist sogar ganz sicher so, sie waren ja alle eher mit Sprechen als mit Zuhören beschäftigt und haben dabei ganz wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen, dass du still geworden bist.

>>- WAS WÜRDET IHR VON MIR DENKEN, WENN ICH MICH SO VERHALTE UND IHR IN DER LAGE MEINER FREUNDE WÄRT?

>Ich würde denken, dass dich das Thema nicht interessiert hat und dass es schade ist, dass du kein Thema anschneidest, das dich interessiert, sondern dass du wartest, bis du gefragt wirst. Das würde mich denken lassen, dass du eher möchtest, dass ich mich für dich interessiere, als dass du dich für mich interessierst. Und darüber möchte ich mir in einer Freundschaft keine Gedanken machen müssen.

Welche Themen außer den oben genannten gibt's denn noch? Würde ich wirklich eines anschneiden, würde es unter den anderen begraben werden. Das wäre wie der Versuch, mit einem Streichholz einen Haufen nasses Holz anzuzünden.

>>- BIN ICH WIRKLICH EIN AUSSENSEITER*? (Das mit dem Ignoriert-Werden passiert mir öfters.)
>>*Zum Begriff "Außenseiter": Außerdem beobachtete ich in letzter Zeit immer öfter, daß, wenn ich eine wichtige Frage stelle, ich nur ein Schulterzucken oder gar keine Antwort erhalte, weil die Anderen sich gerade über belanglose Dinge unterhalten.

>Vielleicht solltest du dir wirklich andere Freunde suchen, die sich für deine Themen auch interessieren...

Es gibt aber nur die eine Sorte von Menschen...

>>Manchmal führe ich (nur unter vier Augen) mit jemandem ein interessantes Gespräch (NUR FÜR MICH INTERESSANT?), und sobald ein Dritter hinzukommt, werde ich links liegengelassen und werde nur noch als Informationsquelle benutzt, wenn im Gespräch der beiden anderen eine Unklarheit auftaucht, die sie selbst nicht klären können.

>Wie führst du denn Gespräche unter vier Augen, redest du da mehr und schneller (lauter) als in einer Gruppe?

Mehr schon, aber nicht schneller und nicht lauter als im Einzelgespräch.

>>Die obenstehenden Beispiele haben jetzt einen Menschen beschrieben, mit dem der Umgang schwer fällt,

>Nein gar nicht, du machst (in deinen Beispielen) ja nichts Eigenes, auch gegen die Gruppe, sondern du wirkst darin still, eventuell zurückgezogen, aber immer bemüht dazuzugehören.

Würde ich etwas gegen die Gruppe machen, d. h. die Gruppe oder einzelne Personen kritisieren (eben mal zu sagen, was ich denke), müßte ich damit rechnen, meine Sonderstellung zu verlieren und auch selbst mehr in die Kritik zu geraten.

>>- Antialkoholiker (mal so nebenbei ohne Positiv/Negativwertung erwähnt)

>Bist du denn einer?

Nicht wirklich, aber ich trinke im Vergleich zu anderen schon etwas weniger.

>>- Begriffsstutzigen (Fragen werden für mich extra wiederholt)

>sprichst du selbst besonders leise, gibst du beim Zuhören Rückmeldungen, dass du verstanden hast?

Leise spreche ich nicht, gebe aber auch keine Rückmeldungen, sondern frage bei Unklarheiten selbst nach.

>>- Hilfsbedürftige, unselbständige Person (mir werden oft Arbeiten abgenommen, weil jemand meint, er könne das besser)
>>- WARUM?

>Wirkst du eventuell etwas langsam, bedächtig, und lässt dir viel Zeit, bis du deine Meinung gefunden und geäußert und deine Entscheidung getroffen hast?

Ich könnte mir eher vorstellen, daß ich hektisch wirke (nicht immer, nur wenn eine Arbeit für mich ungewohnt ist), alles so schnell wie möglich machen will und dann auch manchmal was vergesse.

>>- Schlicht und ergreifend etwas unterbelichtet, aber stets einen guten Willen zeigend

>Das mit dem unterbelichtet glaubst du doch selbst nicht, un deine Freunde auch nicht! Quatsch!!

Würde aber das mir entgegengebrachte Verhalten erklären, mir wird geholfen (=unterbelichtet), werde aber akzeptiert (und manchmal sogar in Schutz genommen) weil ich ja doch immer einen guten Willen zeige.

>>- VIELLEICHT WEIL ICH SO STILL UND ZURÜCKGEZOGEN BIN?

>Ist STILL UND ZURÜCKGEZOGEN jetzt dein Bild von dir selbst, oder ist das die Meinung anderer. Möchtest du denn still und zurückgezogen sein?

Ich möchte es nicht sein, wirke aber so, bin es wahrscheinlich auch, weil ich selbst nur selten die Initiative ergreife. Hier stimmen Eigen- und Fremdbild miteinander überein.

>>- Jungfrau*, was ich tatsächlich noch so zur Hälfte bin, aber WORAN MERKEN SIE DAS?

>Wie sollen die das merken, wenn du es "nur zur Hälfte" bist? Und ausserdem, was ist dabei, das ist doch kein Wettlauf! Der Erste beim Sex, im Beruf, mit den Kindern, Enkeln, im Grab?

Das Ganze ist so: "Nur zur Hälfte", das gibt's ja gar nicht. Ich hatte einmal Sex, und damit bin ich's eigentlich nicht mehr. Aber trotzdem charakterisiere ich mich als typische Jungfrau (dieses Wort verwenden die Leute, die bisher schon mit mir über dieses Thema sprachen, besser wäre hier vielleicht das Wort Single), und weil andere das auch von mir denken, beeinflußt hier das Fremdbild das Eigenbild. Aber was ich damit zum Ausdruck bringen will: Andere halten mich für unfähig, eine Beziehung zu beginnen und aufrecht zu erhalten*1, so bewerte ich es, wenn mir jemand zu verstehen gibt, daß er mich für eine Jungfrau hält, denn so wie oben geschrieben*1 wird es mir wohl keiner sagen.

>>*Zu Jungfrau: Das liegt wiederum daran, daß ich noch nie eine Freundin hatte, weil ich ja nur 167 cm groß bin und die letzten Jahre durchaus ein Problem mit Akne hatte (was jetzt Gott sei Dank vorbei ist), aber mich trotzdem niemanden ansprechen traue (weil ich eben von Anderen SO KOMISCH?!?

>Du wirst in meinen Augen nicht besonders komisch behandelt. Du behandelst dich im Wesentlichen selbst.

So gesehen hast du recht.

>>Ich wurde desweiteren auch (ALS EINZIGER?!?) noch nie von einem weiblichen Wesen beachtet, geschweige denn angesprochen.

>Das ist ja jetzt wohl ein Witz!!! Da fühlen sich 3 Milliarden Männer genau wie du!

Die Aussage "Ich hatte bisher 5 Freundinnen und alle sind sie zu mir gekommen" sagt was anderes aus, wenn man ihr Glauben schenken darf.

>Wie lange wird die Lebenssituation, in der du bist noch anhalten? Bist du vielleicht bald mit der Schule, der Ausbildung, dem Studium fertig, oder so etwas? Mir scheint es (intuitiv) so, als wärst du in deiner Lebenssituation (Ende der Schulzeit?) hängen geblieben.

Ich war 1998 mit der Schule fertig, machte dann eine 2jährige Berufsausbildung, bin noch bis Ende August Grundwehrdienstleistender und gerade dabei, mich wieder zu bewerben.
Hängen geblieben bin ich vielleicht insofern, daß ich oft an diese Zeit in der Schule zurückdenke und aus dieser Zeit auch noch einige Freunde habe. Vielleicht verstehe ich aber "hängen geblieben" jetzt auch falsch.

>Dann ist es oft gut, den nächsten Schritt ins Leben zu tun, kommt meistja auch automatisch. Aber wenn du kannst, wechsle mal den Ort und/oder deinen Freundeskreis (macht dir die Vorstellung, dir lauter neue Freunde suchen zu müssen, Horror? Oder reizt es dich eher?) um vielleicht Leute zu finden, die eher zu deiner Innenwelt passen.

Das mit dem Ortswechsel habe ich sowieso vor, und ich möchte auch gerne neue Freunde kennenlernen, die alten aber trotzdem nicht verlieren. Es reizt mich schon, Menschen kennenzulernen, aber ich kann mir keinen Anfang vorstellen. Zu warten, bis jemand zu mir kommt, ist hierfür keine Methode. Aber wie geht man auf jemanden zu? Unter einem Vorwand vielleicht? Was gibt's noch anderes?

>Dann lernst du auch leichter Frauen kennen. Nicht alle Männer sind Typen, die Baggerwelmeisterschaften gewinnen können, nicht alle Frauen sind Supermodels. Gemeinsame Interessen und Unternehmungen sind wichtig zum Kennenlernen, nicht dein Aussehen. Wenn du also meinst, dass du da etwas benachteiligt bist, dann fang mit solchen Aktivitäten an. Ich würde dafür sogar in den Kirchenchor gehen! Natürlich muss dir das, was du dann machst auch wirklich Spass machen...


Welche Aktivitäten sind denn das konkret? Für was könnte ich mich interessieren? Ich denke jetzt wirklich nur an Kirchenchor:-), könnte es vielleicht mit einem finanziellen Interesse beginnen, z. B. wenn man in einen Verein geht, um irgendwas günstiger zu bekommen? Wenn man dort hingeht, ist man ja auch wieder der Außenseiter, falls sich die Mitglieder überhaupt zu sehen bekommen.

Beschreib mal bitte ein Beispiel, wie man jemanden kennenlernt, ich kann's mir beim besten Willen nicht vorstellen.


>>- KANN ES SEIN, DASS ICH SCHIZOPHREN BIN?

>>- WENN JA, KANN MAN TROTZDEM MIT DIESER KRANKHEIT OHNE PSYCHOLOGEN LEBEN (wenn man sich selbst auch mal als Außenstehender betrachten kann)?

>Warum wolltest du, wenn du diese Krankheit hättest (du hast sie nicht!), damit ohne psychologische, professionelle Hilfe leben?

Wenn ich's hätte, wäre es besser, wenn mir geholfen werden könnte, sehe ich genauso.

>>- HALTET IHR MEINEN IQ FÜR STARK UNTERDURCHSCHNITTLICH?

>Blödsinn!! (s.o.)

>Nochmal: Kümmer dich mehr um das, was du von anderen denkst, als darum, was die von dir meinen!

Ich versuch's!


Ciao!


Benny

Suppenkelle ( gelöscht )
Beiträge:

06.08.2001 11:22
#2 RE: Antwort an Suppenkelle Thread geschlossen

Hallo Benny,

danke für deine lange Antwort! Ich hab sie gestern gelesen und erst mal drüber geschlafen. Hast du den Text von Matze gelesen, ein paar Zeilen weiter unten?

Beim Lesen deiner Antwort ist mir einiges aufgefallen.

Schuldenkonto: Das war übertragen gemeint. Dank wird oft als Schuld und Verpflichtung empfunden, etwas, was getilgt und abgetragen werden muss. Gegenseitige Dankbarkeitsverpflichtungen sind etwas, was meiner Meinung nach Freundschaften langfristig töten kann. Es muss ein etwa ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen herrschen, kleinliche Aufrechnerei verträgt sich aber nicht mit echter Freundschaft. Finde ich jedenfalls. Das bezieht sich nicht nur auf Geld, sondern auch auf gegenseitige "Dienstleistungen" und Freundschaftsdienste. Wenn du dauerhaft das Gefühl hast, du zahlst bei deinen Freunden drauf, ist was verkehrt. Im übrigen halte ich gegenseitige Hilfe in einer Freundschaft tatsächlich für etwas selbstverständliches und nicht für etwas, für das der andere dankbar sein sollte.


>Ich rede entweder dann, wenn ich gefragt werde (ich frage andere ja auch), oder dann, wenn ich denke, was wichtiges zu sagen zu haben.

Redest du wirklich nur über Wichtiges? Das wäre für deine Umwelt tatsächlich sehr anstrengend. Vieles in einer Freundschaft, eigentlich das Wichtige, was die Bindung ausmacht, passiert meiner Erfahrung nach nicht in dem, was explizit gesagt wird, sondern in dem, was ihr gemeinsam erlebt. Egal ob das Sauforgien sind, schöne Sonnenuntergänge oder faszinierende Vorträge...

>Aber wenn bei einer Unterhaltung - wie du sagtest - jeder versucht, den anderen zu übertönen (ist ja wirklich so), dann ist das für mich ein Zeichen, daß diese Gruppe sich nicht füreinander interessiert, sondern jeder sich selbst am liebsten sprechen hört.

Ja, krass gesprochen ist das wirklich so. Aber nicht immer und ständig, und das ist, was ich für entscheidend halte. Ernste und tiefgehende Gespräche haben genauso ihre Zeit wie lautes gemeinsames Fröhlichsein und Durcheinander. Freundschaft ist, Menschen zu finden, die deinem inneren Rhythmus nach Ruhe, Aktion, Fröhlichkeit, Ernst und Entspannung teilen, ihn ähnlich empfinden und dir dort immer wieder begegnen können.

>Das hört sich jetzt an als wären sie asozial, aber manchmal sagen sie dann auch wieder Dinge, die man ihnen nicht zutrauen würde, äußern Ansichten, die aus freiem Denken hervorgegangen sind und nicht wie gewöhnlich irgendwo aufgeschnappt und nachgesagt wurden.

>Welche Themen außer den oben genannten gibt's denn noch?

Liebe, Freundschaft, Sex, Beziehungen, Kunst, Literatur, Musik, Politik, Wirtschaft, Eltern, Kinder, Familien, Geschichte (n), Natur, Tiere, Wissenschaft, Beruf...... genug?? Interessiert euch das alles wirklich überhaupt nicht? Denkst du, deine Freunde könnten, würden, wollten sich nicht darüber unterhalten?

>Würde ich wirklich eines anschneiden, würde es unter den anderen begraben werden. Das wäre wie der Versuch, mit einem Streichholz einen Haufen nasses Holz anzuzünden.
>Es gibt aber nur die eine Sorte von Menschen...

Du hast ja eine tolle Meinung von deinen Freunden! Glaubst du wirklich, sie interessieren sich für all diese Themen nicht? Und wenn du (ernsthaft) glaubst,
es gäbe nur diese eine Sorte von Menschen, die sich nicht für "ernsthafte" Theman interessieren, dann hast du wohl noch nicht so viele menschen kennen gelernt, oder?



>Mehr schon, aber nicht schneller und nicht lauter als im Einzelgespräch.

Haben wir uns hier missverstanden? Meine Vermutung war, dass du im Einzelgesprach schneller und lauter redest, als in der Gruppe. Weil du dich dann direkt angesprochen fühlst und jedesmal explizit zu einer Antwort aufgefordert.


>Würde ich etwas gegen die Gruppe machen, d. h. die Gruppe oder einzelne Personen kritisieren (eben mal zu sagen, was ich denke), müßte ich damit rechnen, meine Sonderstellung zu verlieren und auch selbst mehr in die Kritik zu geraten.

Das stimmt mich bedenklich, wenn ich es so verstehen soll, dass du lieber Aussenseiter bleibst, mit Sonderstellung (Idiotenstatus?), als dich in die Gruppe einzureihen und das Risiko zu laufen, wie alle anderen auch zu einigen Gelegenheiten mit Spott und Kritik überzogen zu werden. Man kennt das ja und es ist meist wirklich nicht angenehm. Aber gehört in einer Gruppe, die damit auch ihre Identität findet und definiert eben einfach dazu.

Vielleicht bist du eher der Typ für Einzelfreundschaften? Du könntest dir ja einen oder zwei Freunde suchen, mit denen dich einige Themen verbinden und mit denen dann jeweils einzeln und gezielt zu zweit was machen.



>Würde aber das mir entgegengebrachte Verhalten erklären, mir wird geholfen (=unterbelichtet), werde aber akzeptiert (und manchmal sogar in Schutz genommen) weil ich ja doch immer einen guten Willen zeige.

Man hilft den Leuten, die man mag und nicht denen, die man für unterbelichtet hält! Glaubst du deine Freunde sind Samariter? Auch dass sie dich in Schutz nehmen liegt nicht daran, dass sie so gutherzig sind, sondern, dass du zu ihnen gehörst und sie wollen, dass das so bleibt. Weil sie dich mögen. Und das "obwohl" sie dich so merkwürdig und verquer sehen, wie du dich selbst gar nicht gern siehst. Das ist doch eigentlich ein ganz schönes Gefühl, oder?


>Aber was ich damit zum Ausdruck bringen will: Andere halten mich für unfähig, eine Beziehung zu beginnen und aufrecht zu erhalten*1, so bewerte ich es, wenn mir jemand zu verstehen gibt, daß er mich für eine Jungfrau hält, denn so wie oben geschrieben*1 wird es mir wohl keiner sagen.
Was muss man denn gelernt haben, um eine Beziehung zu beginnen und aufrecht erhalten zu können? Im Ernst, ob du "beziehungsunfähig" bist, entscheidest nur du ganz allein und du bist es auch nur so lange, wie du es sein willst. Es ist natürlich schwierig, dich einem Menschen zu öffnen, egal ob Mann oder Frau, so lange du nicht das Risiko eingehen möchtest, in deiner Schutzlosigkeit auch verletzt zu werden. Wen man dich jetzt verletzt, trifft man ja immer nur das verzerrte Fremdbild, nicht den wahren Benny. Dann wäre das anders und täte sicher mehr weh. Aber das "Risiko" lohnt sich, finde ich.


>Die Aussage "Ich hatte bisher 5 Freundinnen und alle sind sie zu mir gekommen" sagt was anderes aus, wenn man ihr Glauben schenken darf.

Tja, aber kann man ihr Glauben schenken?? Wenns im Themenkreis Formel 1, Abi, Viva etc. auch zu Frauen kommt, alle sich überschreien, wie wahr sind dann die Angaben deiner Freunde??


>Hängen geblieben bin ich vielleicht insofern, daß ich oft an diese Zeit in der Schule zurückdenke und aus dieser Zeit auch noch einige Freunde habe. Vielleicht verstehe ich aber "hängen geblieben" jetzt auch falsch.

Nee, hast du genau richtig verstanden.

>Das mit dem Ortswechsel habe ich sowieso vor, und ich möchte auch gerne neue Freunde kennenlernen, die alten aber trotzdem nicht verlieren. Es reizt mich schon, Menschen kennenzulernen, aber ich kann mir keinen Anfang vorstellen.

Wie, keinen Anfang: Neuer Job = neue Leute, ist doch schon ein Anfang. Neue Stadt, neue Nachbarn, neuer Sportverein(?), da gibt es jede Menge Möglichkeiten.
Um auf Leute zuzugehen brauchst du keine Vorwände. Maja hat einem hier mal empfohlen, sich eine Liste mit all den Dingen zu schreiben, die er gern macht. Z.B. Lesen, Musik hören, radfahren, Fernsehen, singen, tanzen, lachen, Sport, reden, was auch immer. Empfehle ich dir auch. Dann kannst du gezielt planen, was du in deineer Freizeit machen willst und was von dem, was dich interessiert, du allein und was mit anderen Menschen machen möchtest. Jedenfalls gibt es genug, die viele deiner Interessen teilen, welche das auch immer sind, und die sich freuen, sich mit dir darüber zu unterhalten.

Übrigens: die allermeisten Menschen interessieren sich am allermeisten für sich selbst. Wenn du dich also für sie und das was in ihrem Leben passiert, interessierst und ihnen gut dabei zuhörst, wie sie von sich erzählen, dann bist du ihnen nicht nur grundsympathisch, sondern erfährst auch von ihnen jede Menge an weiteren Gesprächsmöglichkeiten. Wenn ich in eine neue Stadt kam, sind die die ich dort zuerst kennen gelernt habe am Ende bisher nie meine "richtigen" Freunde geworden. Das hat etwas gedauert, aber man hangelt sich so vor...


>Welche Aktivitäten sind denn das konkret? Für was könnte ich mich interessieren?
s.o.: Liste machen...

>Ich denke jetzt wirklich nur an Kirchenchor:-),
Kirchenchor ist gar nicht schlecht, wenn du eine Gemeinde erwischt, die eine recht aktive Jugendarbeit haben...;-)

>könnte es vielleicht mit einem finanziellen Interesse beginnen, z. B. wenn man in einen Verein geht, um irgendwas günstiger zu bekommen?

Du solltest in den Verein gehen, weil dich der Zweck des Vereins interessiert. Dann hast du mit den anderen Mitgliedern nämlich schon etwas gemeinsam und bist damit sicher kein Aussenseiter.

>Wenn man dort hingeht, ist man ja auch wieder der Außenseiter, falls sich die Mitglieder überhaupt zu sehen bekommen.

An was für Vereine denkst du dabei?


>Beschreib mal bitte ein Beispiel, wie man jemanden kennenlernt, ich kann's mir beim besten Willen nicht vorstellen.

ok, ganz einfach: Stell dir vor, du gehst nach deiner Bundzeit zu einer neuen Stelle in eine neue Stadt und kennst dort NIEMANDEN. NIEMANDEN?? Stimmt schon nicht ganz, an deinem ersten Arbeitstag lernst du schon ganz viele Kollegen kennen, einige, mit denen du direkt zusammenarbeitest auch schon näher. Frag sie, wo man gut Mittag machen kann, du kennst dich ja nicht aus, lass dich dahin mitnehmen, frag sie, ob sie Gelegenheiten kennen, wo du deinen Interessen nachgehen kannst (Deine Liste!). Wissen sie vielleicht nicht, aber kennen den einen Kollegen, der sich auch dafür interessiert. Zu dem gehst du dann und fragst ihn einfach. Oder sie haben einen Bekannten, der deine Interessen teilt, den lässt du dir vermitteln.... so wächst das dann. Frag andere Leute um Rat, lass dir Insidertipps geben, usw, etc, pp.

Viele Grüße

Suppenkelle

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