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Dieses Thema hat 24 Antworten
und wurde 927 mal aufgerufen
 Archiv Psychotanten
Seiten 1 | 2
nouseforaname ( gelöscht )
Beiträge:

20.01.2005 19:03
RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

ich weiß nicht mehr weiter.

arbeite bei meinen eltern, ertrage aber meine mutter nicht. bin schlecht ausgebildet (gut nur im handwerk, da gibt es aber kaum aussicht auf einen job), da persönlichkeitsstörung und deshalb immer mit anderen dingen als lernen beschäftigt gewesen. 2001 kam dann eine psychose dazu, juchu. weiß nicht, ob ich den anforderungen draußen gewachsen bin. hier ist es aber eben kaum auszuhalten, muß mich so stark verteidigen, daß ich keine energie für andere dinge hab, dh keinen einzigen freund. drei bekannte (einer davon mein bruder) die aber nur am partyfeiern interessiert sind.

exfreund hat mich deshalb verlassen "du hast immer zeit weil du keine freunde hast".

ich verzweifele immer mehr, da so viele interessante menschen meinen weg kreuzen, aber niemand bleiben will. anscheinend bin ich langweilig. alte freunde sind auch alle weggefallen durch die krankheit.

vielleicht wenn ich meine eltern einmal einige jahre nicht sehen müßte, würde es mir besser gehen. könnte mich konzentrieren und wieder was lernen. bin zwar schon 28j alt, aber vielleicht geht da noch was. aber wovon soll ich leben? vorallem emotional: besser negative aufmerksamkeit als gar keine? hier kriege ich immerhin negatives gesagt. positive aufmerksamkeit schenkt mir niemand - bin aber auch ein egozentriker und deshalb selbst schuld daran.

das habe ich heute gelesen:

"man muss sich nur die Situation vorstellen, in der die Person vor dem Rechner sitzt, unendlicher Hass, fast gleich verteilt auf die Welt und sich selbst und zumindest ist ja der Teil auf sich selbst leicht nachzuvollziehen.

Da sitzt es dann, das Häuflein Mensch, hat schon seit Jahren vergessen, wie es ist, positive Beachtung zu bekommen und als instinktive, gleichwohl armselig offensichtliche Reaktion probiert es, negative Beachtung zu bekommen - jaja, ich weiss, wovon ich rede, egal - jedenfalls probiert es, zu provozieren und scheitert sogar daran. Wahrscheinlich würde es sogar am Ziel scheitern, ignoriert zu werden.

Ich weine gerade eine Träne in die Tastatur, so traurig ist das, und zwar nicht wegen dieses Spinners, sondern weil hier eine Untergrenze definiert wird, eine Untergrenze der zwischenmenschlichen Erbärmlichkeit, mir wird soeben klar - ich schluchze bereits, meine Tränen kullern, haltet mich nicht zurück - mir wird soeben klar, aus welchem Nichtholz Amokläufer geschnitzt sein müssen, die in einem lichten Moment, vielleicht ihrem einzigen jemals, in den Spiegel sehen und erkennen müssen, dass sie niemand sind und nichts, weil sie längst aufgehört haben, zu existieren oder schlimmer, niemals existiert haben. Für niemand anderen, für keinen Menschen, wahrscheinlich nicht mal für ein gottverlassenes dreibeiniges Haustier und am bittersten: nicht mal für sich selbst.

Vielleicht hätte man es vor Jahren in den Arm nehmen sollen, aber das ist viel zu lang her und jetzt ist alles zu spät und stinken tut es auch."

ich mache eine therapie seit acht wochen. zu beginn schien das zu helfen, aber jetzt spüre ich schon des therapeuten ablehnung und kann mich wieder gar nicht leiden. in der theorie weiß ich, daß ich mich mögen sollte, et.c. auf die meinung der anderen nicht so viel wert legen. aber ich befürchte, es ist zu spät.

ist alles zu spät für mich? was bedeutet das? ich will mich nicht umbringen. ich hab nichtmal mehr lust zu rauchen.

Gaia ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2005 14:20
#2 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo,

Du bist in einer sehr schwierigen Situation. Du möchtest Dich von Deinen Eltern lösen, weil sie Dir nicht gut tun und Dich am Lernen und Leben hindern. Du hast eine Chance, weil Du erkannt hast, was Du ändern möchtest. Unter http://www.ourchildhood.de] findest Du ein Forum und Unterstützung.

Ich wünsche Dir viel Kraft

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

22.01.2005 08:36
#3 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo,

traurig, aber mit 28 hast du wirklich noch alle Chancen.

Das du eine Therapie machst ist hervorragend!

>ich mache eine therapie seit acht wochen. zu beginn schien das zu helfen, aber jetzt spüre ich schon des therapeuten ablehnung und kann mich wieder gar nicht leiden.

Das ist ganz normal. Du bist nicht dazu da, das du vom Therpeuten geliebt wirst, sondern das er dich reflektiert und er dir durch Interventionen weiterhilft. Vor allem nach erst 8 Sitzungen an so einen Punkt zu kommen ist absolut normal.
Es ist auch vollkommen normal, das sich das Gefühl für Erfolge ändert. Zuerst kommen spektakuläre Therapieerfolgem und dann werden sie immer unsichtbarer, aber es passiert viel im Untergrund. Viele Klienten sind dann enttäuscht und brechen die Therapie ab. Aber je tiefer die Probleme dann gehen, desto mehr Zeit brauchen sie i.d.R.

Du solltest das (dein Gefühl, das du ihn verunsichert hast, das er dich desegen vielleicht ablehnt und deine Gefühle ('kann mich deswegen nicht leiden',...)) unbedingt zum Thema machen und offen bei ihm ansprechen. Denn dein Zwang 'ich möchte von allen geliebt werden' (weil du offenbar von keinem Liebe wahrnehmen kannst bzw. erfährst) läßt sich an diesem ganz praktischen und aktuellen Beispiel super aufarbeiten.
Grundsätzlich: Wenn du in in der Therapie komische Gefühle oder Situationen hast, dann darfst und solltest du das offen aussprechen. Jeder gute Therapeut wird dir sogar dankbar sein, so aktuelle Emotionen mit dir bearbeiten zu können. Außerdem ist es einen gute Rückmeldung für den Therapeuten bzgl. euer Zusammenarbeit.


Zu dem beruflichen: Möchtest du denn in der Branche weiterarbeiten?
Bist du selber Handwerkerin?
Käme denn ein anderer Handwerksbetrieb in Frage für dich?
Hätten deine Eltern denn ein Problem, wenn du woanders Erfahrungen sammelst (analg den Gesellen, die früher auf die Walz gingen, um Erfahrungen zu sammeln und über den Tellerrand zuschauen. Wäre dann ggf. eine Rückkehr in den elterlichen Betrieb prinzipiell möglich?

Gruß
Xray

nofan ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2005 12:48
#4 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

hallo,

danke für deine antwort.


>traurig, aber mit 28 hast du wirklich noch alle Chancen.
>Das du eine Therapie machst ist hervorragend!

der leidensdruck war schon viel zu groß. bin aber auch froh, auf die idee gekommen zu sein.


>Du solltest das (dein Gefühl, das du ihn verunsichert hast, das er dich desegen vielleicht ablehnt und deine Gefühle ('kann mich deswegen nicht leiden',...)) unbedingt zum Thema machen und offen bei ihm ansprechen.

das werde ich machen, danke für den tip. er sagte zu beginn auch, ich sollte ihm auch sagen, was ich in der interaktion mit ihm fühle und denke.

Denn dein Zwang 'ich möchte von allen geliebt werden' (weil du offenbar von keinem Liebe wahrnehmen kannst bzw. erfährst) läßt sich an diesem ganz praktischen und aktuellen Beispiel super aufarbeiten.

wir haben schon festgesgellt, daß ich deshalb so alleine bin weil ich immer nach bedigungsloser mutterliebe gesucht habe, die aber mehr bekommen konnte. meine mutter konnte sie mir nicht geben und als eerwachsener bekommt man es auch nicht mehr. verliert aber wenn man das will die freundschaftliche liebe und vereinsamt deshalb.

ich verstehe das grundsätzlich, aber ich kann es einfach nicht ertragen so alleine zu sein. niemand auf der ganzen welt interessiert sich ob ich tot bin oder lebe. so viele menschen gehen immer wieder auf mich zu, geben mir chancen um chancen und ich kann KEINE einzige nutzen. ich verstehe das nicht. die logischte erklärung ist, daß ich ein schlechter mensch bin irgendwie, der sich gar nicht wirklich für andere interessiert, nur will dass sie für mich da sind. ich verstehe das überhaupt nicht, aber ich werde es mit dem therapeuten besprechen. das ist nämlich das aller allerschlimmste in meinem leben. ich ertrage alles nur diese einsamkeit tut schlimmer weh als ich aushalten kann.


>
>Zu dem beruflichen: Möchtest du denn in der Branche weiterarbeiten?
>Bist du selber Handwerkerin?
>Käme denn ein anderer Handwerksbetrieb in Frage für dich?
>Hätten deine Eltern denn ein Problem, wenn du woanders Erfahrungen sammelst (analg den Gesellen, die früher auf die Walz gingen, um Erfahrungen zu sammeln und über den Tellerrand zuschauen. Wäre dann ggf. eine Rückkehr in den elterlichen Betrieb prinzipiell möglich?

ja auf alle fragen. ich werde mal bewerbungen verschicken. wenn ich nicht initiativ werde darf ich mich nicht beschweren.

danke und grüße
n

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2005 13:05
#5 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo,

>wir haben schon festgesgellt, daß ich deshalb so alleine bin weil ich immer nach bedigungsloser mutterliebe gesucht habe,

Ja, das Problem kenne ich auch.
Ein Partner kann das aber auch nicht liefern.
Wachsen muß die Eigenliebe.

>.. niemand auf der ganzen welt interessiert sich ob ich tot bin oder lebe.

Nun, mindestens 2 Menschen hier im Forum haben sich soweit interessiert, dass Sie dir Gedanken und Zeit für eine Antwort an dich geschenkt haben.


>..so viele menschen gehen immer wieder auf mich zu, geben mir chancen um chancen und ich kann KEINE einzige nutzen. ich verstehe das nicht. die logischte erklärung ist, daß ich ein schlechter mensch bin irgendwie,

NEIN, du bist kein schlechter Mensch.
Aber vielleicht bist du noch zu stark in deinem Geliebtwerden-Bedürfniss gefangen (du steckst noch seelisch in diesem Bereich noch in einer frühkindlichen Phase). Aber genau das kannst du durch eine Therapie entwickeln.
Dein Anspruch als Kind auf Liebe war 100% korrekt. Lad dir jetzt zu deinem Problem nicht noch die Schuld auf.

>... ich verstehe das überhaupt nicht, aber ich werde es mit dem therapeuten besprechen.

Genau dazu bist du da bei deinem Therapeuten.

>..das ist nämlich das aller allerschlimmste in meinem leben. ich ertrage alles nur diese einsamkeit tut schlimmer weh als ich aushalten kann.

Du hast es bisher ertragen und wirst es noch solange ertragen, bis du dich von deiner Einsamkeit befreit hast.
Viel Kraft und Erfolg dabei

Gruß
Xray

nufan ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2005 14:01
#6 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

hallo xray,

>>.. niemand auf der ganzen welt interessiert sich ob ich tot bin oder lebe.
>Nun, mindestens 2 Menschen hier im Forum haben sich soweit interessiert, dass Sie dir Gedanken und Zeit für eine Antwort an dich geschenkt haben.

das stimmt. danke. jetzt schäme ich mich für dieses selbstmitleid es illustriert genau daß ich nie zufrieden bin. ich will einfach zu viel. oder das falsche. peinlich. aber auch gut weil ich jetzt erkenne, daß ich das wirklich bearbeiten muß, wennn es immer wiederkommt und so verinnerlich ist, mir ist das echt nicht aufgefallen. oje.


vielen vielen dank!

nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2005 20:27
#7 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo nina

>das stimmt. danke. jetzt schäme ich mich für dieses selbstmitleid es illustriert genau daß ich nie zufrieden bin. ich will einfach zu viel. oder das falsche. peinlich. aber auch gut weil ich jetzt erkenne, daß ich das wirklich bearbeiten muß, wennn es immer wiederkommt und so verinnerlich ist, mir ist das echt nicht aufgefallen. oje.


Jetzt *schämst'* du dich, jetzt fühlst du dich wieder schuldig, jetzt packst du dir noch eins drauf.
NNNNOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!
Du hast es einfach nicht gesehen (und die meisten Menschen hätten es ebenfalls nicht so gesehen). Fertig. Aus. Keine Gewissensbisse. Bist schon o.k.
Locker bleiben.
Freu dich einfach, dass sich hier welche um dich kümmern.
Lächle. Von innen.
Ganz von innen.
Und mach dich nicht selber ferig.
'Selberfertigmachen' ist eine Struktur, die du mit deinem Therapeuten bearbeiten solltest.
Das Leben ist sowieso absurd und voller Härten.
Du brauchst also gar nicht hart zu dir selber zu sein.

Viele Grüße
Xray

nina ( gelöscht )
Beiträge:

27.01.2005 22:17
#8 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

hallo xray!

danke für deine antwort!

>Jetzt *schämst'* du dich, jetzt fühlst du dich wieder schuldig, jetzt packst du dir noch eins drauf.
>NNNNOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!
>Du hast es einfach nicht gesehen (und die meisten Menschen hätten es ebenfalls nicht so gesehen). Fertig. Aus. Keine Gewissensbisse. Bist schon o.k.
>Locker bleiben.
>Freu dich einfach, dass sich hier welche um dich kümmern.
>Lächle. Von innen.
>Ganz von innen.
>Und mach dich nicht selber ferig.
>'Selberfertigmachen' ist eine Struktur, die du mit deinem Therapeuten bearbeiten solltest.
>Das Leben ist sowieso absurd und voller Härten.
>Du brauchst also gar nicht hart zu dir selber zu sein.


werd ich versuchen. es dauert so lang, kippe immer wieder in alten irrsinn. schwer.

eine frag hab ich aber auch wieder: ich hab ein weblog, seit über einem jahr. da schreibe , vielmehr schrieb ich alles rein was mich beschäftigt. aber ich weiß nicht, ob es nicht bloß eine ablenkung vom richtigen leben ist. und den menschen die da nett zu mir sind, kann ich eh nicht glauben. ich muß das erst lernen, vertrauen zB. hätte ich soziale kontakte im wirklichen leben wäre es vielleicht eine nette ergänzung. aber so kommt es mir wie eine droge vor. aufbauende worte pushen mich kurz hoch, dann falle ich wieder in mein loch, jammere, solange bis sich wieder wer erbarmt und mich streichelt. das kann nicht gesund sein, schätze ich.

hast du dazu eine meinung? ich hab auch sorge, daß ich leute runterziehe, würde ihnen lieber die schönen seiten des lebens berichten. aber das schaffe ich immer nur kurz, dann kommt wieder selbstmitleid galore. ich hab es jetzt gelöscht und beschlossen aufzuhören. ich kann auch andere menschen nicht richtig wahrnehmen, vor lauter gefangensein im ego. aber ich weiß nicht. in den letzten zwei wochen hab ich fünfmal einen abschied angekündigt und dann wieder revidiert. wie peter und der wolf... so konfus.

viele grüße
nina

nina ( gelöscht )
Beiträge:

28.01.2005 13:25
#9 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

ich möchte meine frage noch ausbauen:

gestern sah ich einen film über george lucas. ich mochte (als kind) star wars gerne, heute ist mir klar, daß man über die schwarz/weiß-malerei streiten kann. egal. er sagte jedenfalls, daß der mensch seine eigenen bedürfnisse unter die der gesellschaft ordnen muß.

ist das so? ist es schlecht wenn ich mir selbst der nächste bin, auch nur vorläufig, um zu lernen auch meine schattenseiten zu akzeptieren?

ich frage deshalb, weil mein weblog von ca. 150 menschen pro tag gelesen wurde. denen konnte ich irgendetwas geben anscheinend. nun nehme ich es weg. ich habe aber angst, daß ich mich ins selbstmitleid und den haß auf meine mutter nur weiter reinsteigere, wenn ich da weiter schreibe. als wäre das weblog mein laserschwert, daß ich wegwerfen muß um nicht auf die dunkle seiter der macht zu fallen.

ist das irre?

jedesmal wenn ich einen beitrag schreiben will rebelliert mein magen. ich halte das für die wiederkommende intution. aber vielleicht sollte ich meine bedürfnisse (mal konzentrieren aufs wirkliche leben) der gemeinschaft dort unterordnen? ich bin eher ratlos.



mfg nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2005 17:13
#10 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Nina

mit weblogs habe ich keine Erfahrung.


Ich denke aber, dass es in deiner Situation nicht gut ist, denn du bekommst zwar Feedback, aber dieses ist sehr stark eingegrenzt, denn es ist vollkommen unverbindlich und beruht außerdem ausschließlich auf deinen eigenen (einseitigen?) Darstellungen. Bei Kontakten im realen Leben bekommst du Ffeedback, was sich dann auch danach im Alltag bewähren muß (also z.B. ob wirklich jemand zu dir steht). Das ist eine ganz andere Qualität.

Meine eigene Erfahrung ist, das ich im Internet in Foren (bin so in 6-8 Foren aktiv) meine Mangel an real life Kontakten versuche zu kompensieren. Was natürlich absoluter Irrsinn ist. Denn das stiehlt mir dir Zeit, draußen in der Realität zu leben.
(Ich kämpfe gerade darum, mein Internet wesentlich extensiver zu nutzen)

Deine kritischen Gedanken zeigen doch schon ganz viel (Allegorie Weblog Laserchwert, deine psychosomatischen Beschwerden etc). Es kann nicht gut für dich sein. Wieder ein Thema für die Therapiestunde.

Ein Weblog machst du ausschließlich für DICH SELBER. Wenn dann jemand daran partizipiert, ist es o.k., aber das darf nicht hindern, es kommentarlos einzustellen, wenn du merkst, es ist nicht gut für dich. DU bist der Maßstab und deine Aufgabe ist es im Moment dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Du kannst nicht die Verantwortung für das Wohlbefinden tausender Internetnutzer übernehmen.
Du schreibst 'du gibst deinen Webloglesern was'.
Vielleicht amüsieren sie sich aber einfach nur über deine Nöte, Ängste und Probleme. Stell dir das mal bildlich vor. Würdest du dann immer noch so besorgt Rücksicht nehmen? Hoffentlich nicht.
Außerdem geht m.E. der (evtl. vorhandene) 'therapeutische Nutzen' verloren, weil du schon bereits an die Bedürfnisse deiner Leser denkst.
Ich denke, das beste ist es, das Thema mit deinem Therapeuten durchzusprechen, dann eine kurze Info zu setzen (ohne Rechtfertigung) und das Weblog zu löschen.

Auch deinen Bedenken, dass du dich immer mehr in Selbstmitleid und Haß hininsteigerst und auf diesem Niveau stehen bleibst, sind m.E. korrekt. Denn im Weblog kannst du nur etwas beschreiben, aber nichts ändern. Es ist virtuell.

Keine andere Kommunikation (z.B. weblog, foren,...) kann die direkte Kommunikation zwischen Menschen auch nur annähernd ersetzen, weil in der direkten Kommunikation alle Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen) unmittelbar konfrontiert sind. Ein Liebesgeständnis, wenn dir jemand dabei in die Augen schaut, hat doch eine ganz andere Wirkung, als wenn der gleiche Inhalt per email kommt, oder?


>ich hab auch sorge, daß ich leute runterziehe, würde ihnen lieber die schönen seiten des lebens berichten. aber das schaffe ich immer nur kurz, dann kommt wieder selbstmitleid galore

Ich denke, vor allem ziehst du dich selber runter. Die anderen lesen es (vielleicht anstatt sich diese idiotischen Nachmittags-Talks auf den Privatsendern/Debil-TV anzusehen). Keinen von denen geht dein Schicksal so nah (und zieht es so runter) wie dich selbst.

>... er sagte jedenfalls, daß der mensch seine eigenen bedürfnisse unter die der gesellschaft ordnen muß.

Ja und nein. Nur wenn du slber 'satt' bist, kannst du auch geben.
Erst mal muß deine Seele heilen. Und dann kannst du deine Bedürfnisse und die der Gesellschaft auch vereinbaren. Aber die Unterordnung unter gesellschaftlich Bedürfnisse darf dich nicht zerstören.
Es heist: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"
Der Nachsatz wird oft vergessen. Wenn du dich nicht selber liebst, kannst du schwere andere lieben (oft versuchst dann deine fehlende Selbstliebe durch Fremdliebe zu kompensieren. Aber das brennt dich irgendwann aus)


Ich wünsch dir viel Kraft.

Xray

nina ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2005 21:12
#11 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

lieber xray,

vielen dank für die antwort! sie hat mir geholfen mir einzugestehen, daß ich das weblog wirklich nicht mehr mag. heute mit dem therapeuten besprochen, da kam der hinweis daß es destruktiv ist, das fühle ich so auch. liegt nicht am medium sondern an mir, natürlich. jetzt ist es gelöscht und ich bin sehr erleichtert darüber.

es wird besser. lesen kann ich ja immer noch. es gibt auch foren die wirklich humorvoll und lehrreich sind, auf die möchte ich nicht verzichten.


vielen vielen dank nochmal,

wünsche dir auch viel kraft für dein vorhaben,

nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2005 21:39
#12 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Nina,

ich sehe bei dir bewegt sich wirklich eine Menge im Leben und in der Therapie.
Das ist toll.

>...foren die wirklich humorvoll und lehrreich sind, auf die möchte ich nicht verzichten.

Z.B. dieses Forum hier



Viel Erfolg wünsche ich Dir.
Xray

nina ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2005 23:34
#13 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

hallo xray,

danke.

aber: ach schön wärs. jedesmal nach der therapie geht es mir vier tage schlimmer als seit langem. fühle mich am ende meiner kräfte. will dann immer wieder zurück ins blog auch und für die welt kämpfen, gerade wo ich herkomme herrschen katastrophale zustände und fast niemand tut was dagegen.

angst angst angst. kein ausweg in sicht. versuch mich mal selbst zu trösten:

hmm. herr oder frau matrix hat ja auch einige bedenkenswerte sachen geschrieben. was weiß ich. hab halt fast keine sozialen kontakte, was wei0 ich. keine ahnung. will nicht das letzt wort haben oder hier einen chat machen, aber irgendwie zweifle ich ob das alles richtig ist. es sollte mir doch besser gehen durch therapie? aber dort hab ich ein gespräch, wir lachen, also ich lache richtig viel und dann komm ich heim und hab wieder eine woche lang überhaupt nix zu lachen. wird mich das nicht ungesund abhängig machen? es ist irgendwie traurig. tut mir leid. aber danke trotzdem sehr. vielleicht bin ich nur ein hoffnungsloser pessimist. unbelehrbar. keine ahnung.

nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

03.02.2005 18:33
#14 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Nina

>... gerade wo ich herkomme herrschen katastrophale zustände und fast niemand tut was dagegen.

Ex-Jugoslawien?
Osteuropa?
Nigeria?

Egal was es ist. Es ist nicht deine Aufgabe, den Schmerz der ganzen Welt zu tragen. An deinem eigenen Schicksal hast du genug.
Ich glaube, du bist eine sensible und empathische Person und lädst dir zu deinen eigenen Sorgen noch die Sorgen der ganzen Welt auf (vielleicht, damit du deine eigenen nicht so spürst, indem du die Sorgen Anderer wichtiger nimmst)


>hab halt fast keine sozialen kontakte,

Wohnst du eigentlich noch bei deinen Eltern?
Wenn ja, kannst du dir nicht eine eigene Wohnung woanders nehmen?
Was ist aus deinen Plänen geworden, nicht mehr im elterlichen Betrieb zu arbeiten?
Lebst du auf dem Dorf oder in/bei einer größeren Stadt
Wie sieht es mit Hobbies aus, Vereine, VHS, oder falls du religiös bist Kirchenaktivitäten?

>...will nicht das letzt wort haben oder hier einen chat machen, aber irgendwie zweifle ich ob das alles richtig ist. es sollte mir doch besser gehen durch therapie? aber dort hab ich ein gespräch, wir lachen, also ich lache richtig viel und dann komm ich heim und hab wieder eine woche lang überhaupt nix zu lachen.

Hmmm, die Therapie sollte nicht zur Spaß-Show verkommen. Also wenn du da nur schöne 60 min hast, aber es da nicht zu wesentlichen Erkenntnissen mit Folgen für dein reales Leben (d.h. außerhalb der Therapie kommt), dann solltest du das ansprechen beim Therapeuten.
Genauso solltest du thematisieren, warum du das gute Gefühl nicht mitnehmen kannst.
Was fehlt dir, damit du draußen auch lachen kannst (konkret!).
Ist das, was fehlt, eigeninitiativ erreichtbar (Beispiel: "Alle sollen mich lieben, damit ich glücklich bin" ist nicht eigeninitiativ erreichbar. "Ich möchte bewußt zu X und Y freundlich sein und mich um Kontakt/Freundschaft bemühen" ist dagegen verlangt dagegen Eigeninitiative und ist u.U. erreichbar)

Nochmals: Es geht nicht um 60 min Wohlfühlen bei Pschotherapie, sondern dass dir jemand kompetent den Spiegel vorhält und dir Hinweise und Leitlinien anbietet.

Warum lachst du soviel in der Therapie? Ist das deine Art zu flüchten mit der Konfrontation mit dir selbst? (das ist ernst gemeint). Kommst du zu ernsthaften Themen? Ich kenne eher Therapien, wo einem die Tränen kommen, weil man an ernste Dinge geht. Besprichst du mit deinem Therapeuten Dinge, wo dir die Tränen kommen? Könntest du ihm Tränen zeigen? Täuscht du ihn durch Fröhlichkeit und 'flirten' (im Sinne von unverbindlicher Fröhlichkeit)?
Denk mal genau drüber nach.

>..wird mich das nicht ungesund abhängig machen?

Das kann passieren, aber ein guter Therapeut verhindert diese Abhängigkeit und wird dich dann irgendwann auch verabschieden.
Du selber hast die Gefahr ja schon sehr früh erkannt, von daher halte ich dich für einigermaßen gewappnet dagegen.

Meine Therapie (tiefenpsychologisch orientierte Gesprächstherapie) hat etwa 1 Jahr gedauert. Dann wollte ich beenden, weil ich therapiemüde war. Aber es hat schon was gebracht, wenn auch bei weitem nicht soviel wie ich ursprünglich erwartet habe (mein Fehler war u.a. Perfektionismus). Und es hat weniger etwas an der realen Umständen geändert, sondern mehr das ich mit den mir nun mal gegebenen Umständen besser klarkam. Also war das Ergebnis auch anders als erwartet (also keine perfekte Wunderheilung), aber durchaus akzeptabel.

>tut mir leid.

WAS tut dir leid.

>...vielleicht bin ich nur ein hoffnungsloser pessimist.

Ja, vielleicht, aber du hast gelernt pessimistisch zu sein. Etwas Erlerntes kann man auch wieder verlernen! Du kannst deinen Pessimismus verlernen.

>...unbelehrbar

Nonsens, zumindest deine Postings wirken so, als ob du wirklich kritisch z.B. über diese Thread nachdenkst und auch Schlüsse und Lehren daraus ziehst.

>..keine ahnung.

Das schon eher .
Aber du bist ja gerade dabei, in der Therapie mehr über dich zu lernen.


Viele Grüße
Xray

nina ( gelöscht )
Beiträge:

05.02.2005 10:49
#15 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

hallo xray,

>Ex-Jugoslawien?
>Osteuropa?
>Nigeria?

du hast recht! ich bilde mir ein im ärgsten elend zu schwimmen, derweil geht es 99% der menschen auf diesem planten weitaus schlechter als mir. ich fass es nicht, dieses selbstmitleid. ich habe einfach angst vor neuerlichem faschismus, aber mir ist klar daß das nichts bringt. manchma ist es übermächtig, dann kippe ich um in panik. mist.

lädst dir zu deinen eigenen Sorgen noch die Sorgen der ganzen Welt auf (vielleicht, damit du deine eigenen nicht so spürst, indem du die Sorgen Anderer wichtiger nimmst)

ja, das hab ich mir auch schon mal überlegt. ziemlich sicher ist es genau so.
>
>Wohnst du eigentlich noch bei deinen Eltern?
>Wenn ja, kannst du dir nicht eine eigene Wohnung woanders nehmen?

hab eh eine eigene wohnung, zum glück. halt im gleichen haus, eltern nehmen sich heraus mich jeden tag anzurufen aber ich muß mich selbst abgrenzen. ich weiß. ich weiß. ach.

>Was ist aus deinen Plänen geworden, nicht mehr im elterlichen Betrieb zu arbeiten?
>Lebst du auf dem Dorf oder in/bei einer größeren Stadt
>Wie sieht es mit Hobbies aus, Vereine, VHS, oder falls du religiös bist Kirchenaktivitäten?

es gäbe immer wieder mgölichkeiten. aber ich lasse ja niemanden an mich heran. zu beginn geht es immer ganz gut mit neuen menschen, ich bin auch nicht schüchtern. aber kaum wird es ernster und ich beginne sie wirklich zu mögen werde ich verrückt. ich bin nicht mehr ich selbst sondern versuche zu gefallen, damit sie mich ja nicht verlassen. dadurch verscheuche ich sie natürlich immer wieder. ich hab keine kraft für noch einen mißerfolg. ich bin auch langweilig. ab liebsten daheim mit buch oder film oder musik, nur ab und zu party. das war füher interessant.


>Hmmm, die Therapie sollte nicht zur Spaß-Show verkommen. Also wenn du da nur schöne 60 min hast, aber es da nicht zu wesentlichen Erkenntnissen mit Folgen für dein reales Leben (d.h. außerhalb der Therapie kommt), dann solltest du das ansprechen beim Therapeuten.
>Genauso solltest du thematisieren, warum du das gute Gefühl nicht mitnehmen kannst.
>Was fehlt dir, damit du draußen auch lachen kannst (konkret!).
>Ist das, was fehlt, eigeninitiativ erreichtbar (Beispiel: "Alle sollen mich lieben, damit ich glücklich bin" ist nicht eigeninitiativ erreichbar. "Ich möchte bewußt zu X und Y freundlich sein und mich um Kontakt/Freundschaft bemühen" ist dagegen verlangt dagegen Eigeninitiative und ist u.U. erreichbar)
>Nochmals: Es geht nicht um 60 min Wohlfühlen bei Pschotherapie, sondern dass dir jemand kompetent den Spiegel vorhält und dir Hinweise und Leitlinien anbietet.
>Warum lachst du soviel in der Therapie? Ist das deine Art zu flüchten mit der Konfrontation mit dir selbst? (das ist ernst gemeint). Kommst du zu ernsthaften Themen? Ich kenne eher Therapien, wo einem die Tränen kommen, weil man an ernste Dinge geht. Besprichst du mit deinem Therapeuten Dinge, wo dir die Tränen kommen? Könntest du ihm Tränen zeigen? Täuscht du ihn durch Fröhlichkeit und 'flirten' (im Sinne von unverbindlicher Fröhlichkeit)?
>Denk mal genau drüber nach.

nein, das mache ich nicht ausschliesslich. einmal sprach er an, daß meine oma (mein positiver mensch im leben) mich einfach in die arme genommen hätte. das war ein sehr ernstes thema und ich war richtig aufgebracht. in der therapie habe ich sehr starke emotionen, das hatte ich ja völlig verloren. und die sind wahrlich nicht immer schön oder lustig. ich bin nach der therapie immer sehr aufgewühlt aber auch zuversichtlich, vieles erscheint klar. aber dann im richtigen leben kommt mir meine siutation immer unerträglicher vor. ich weiß nicht. vielleicht muß es so schwer sein, vielleicht gehört das zu einer therapie. ich erkenne mich selbst und verabschiede all die illusionen die ich so hatte. falsche freunde, symbiosen et.c. die einsamkeit bringt mich um, aber falsche liebe und aufmerksamkeit ertrage ich nicht mehr. irgendwie ein vakuum. ich hoffe halt noch, daß es mal gut wird. besser.


>>..wird mich das nicht ungesund abhängig machen?
>Das kann passieren, aber ein guter Therapeut verhindert diese Abhängigkeit und wird dich dann irgendwann auch verabschieden.
>Du selber hast die Gefahr ja schon sehr früh erkannt, von daher halte ich dich für einigermaßen gewappnet dagegen.
>Meine Therapie (tiefenpsychologisch orientierte Gesprächstherapie) hat etwa 1 Jahr gedauert. Dann wollte ich beenden, weil ich therapiemüde war. Aber es hat schon was gebracht, wenn auch bei weitem nicht soviel wie ich ursprünglich erwartet habe (mein Fehler war u.a. Perfektionismus).

ui das habe ich auch.

Und es hat weniger etwas an der realen Umständen geändert, sondern mehr das ich mit den mir nun mal gegebenen Umständen besser klarkam. Also war das Ergebnis auch anders als erwartet (also keine perfekte Wunderheilung), aber durchaus akzeptabel.

schade. ich wäre gerne nochmal 20, könnte von vorne anfangen und wieder superdupernina werden. ach nein dummer witz. ich weiß. ich bin eher bescheiden. 1-2 wahre freunde und einen netten mann, einen halbwegs psychoterrorfreien job (nichtmal karriere muß sein, davon träume ich nur noch ganz ganz selten bis gar nicht mehr), ich weiß nicht, ein kleines glück. die krankheit besiegen, das wäre ein ziel. aber ob ich darauf hoffen soll weiß ich auch nicht. ganz oben steht was von streng zu sich sein, durchhalten. (lui als antwort auf was ganz anderes) vielleicht muß ich das auch machen. geistige diät halten, diszipliniert sein.
>>tut mir leid.
>WAS tut dir leid.

ui. permanentes schuldgefühl. mist.


>Ja, vielleicht, aber du hast gelernt pessimistisch zu sein. Etwas Erlerntes kann man auch wieder verlernen! Du kannst deinen Pessimismus verlernen.

stimmt eigentlich. ich dachte es wäre ein charakterzug, der unveränderlich ist.

>Nonsens, zumindest deine Postings wirken so, als ob du wirklich kritisch z.B. über diese Thread nachdenkst und auch Schlüsse und Lehren daraus ziehst.
>>..keine ahnung.
>Das schon eher .
>Aber du bist ja gerade dabei, in der Therapie mehr über dich zu lernen.

hoffentlich.

vielen dank und viele grüße

nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

06.02.2005 23:06
#16 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Nina

>...ich bilde mir ein im ärgsten elend zu schwimmen, derweil geht es 99% der menschen auf diesem planten weitaus schlechter als mir. ich fass es nicht, dieses selbstmitleid.

So meinte ich es aber nicht mit der Länderaufzählung. Denn Leid wird immer individuell menschlich empfunden. So kann ein hungernder Afrikaner, der einen Sack Reis findet, sich wesentlich glücklicher fühlen als du mit Wohnung und vollem Kühlschrank.

>..ich habe einfach angst vor neuerlichem faschismus, aber mir ist klar daß das nichts bringt. manchma ist es übermächtig, dann kippe ich um in panik.

Eben, es bringt nichts.
1. Übersteigerte Ängste, also mehr Angst als sinnvoll, selbst wenn die Fakten wirklich so wären
2. Irrationale Ängste: In Europa haben wir noch einen weiten Weg bis zum Faschismus (auch eingedenk aller Probleme wie NPD, Berlusconi, Haider,...)
3. Es bringt nichts. Mit deiner Angst änderst du nicht.
Ich glaube immer noch, dass der 'Gewinn' solch globaler Ängste darin liegt, dass die kleinen persönlichen Ängste damit verdrängt werden können (weil sie so klein und unwichtig im Vergleich dazu sind. SIND SIE NICHT!)


>>Wohnst du eigentlich noch bei deinen Eltern?
>>Wenn ja, kannst du dir nicht eine eigene Wohnung woanders nehmen?
>hab eh eine eigene wohnung, zum glück. halt im gleichen haus, eltern nehmen sich heraus mich jeden tag anzurufen aber ich muß mich selbst abgrenzen.

Naja, das geht doch noch.
Solange sie deine deine Wohnung nicht ohne Erlaubnis betreten, oder sich darum kümmern, wer dich besucht oder bei dir übernachtet, klingt das nicht sooo schlimm. Oder empfindest du sich als sehr kontrolliert und eingeengt?

>es gäbe immer wieder mgölichkeiten. aber ich lasse ja niemanden an mich heran. zu beginn geht es immer ganz gut mit neuen menschen, ich bin auch nicht schüchtern. aber kaum wird es ernster und ich beginne sie wirklich zu mögen werde ich verrückt. ich bin nicht mehr ich selbst sondern versuche zu gefallen, damit sie mich ja nicht verlassen. dadurch verscheuche ich sie natürlich immer wieder.

Das klingt sehr nach Bindungsangst und übersteigerten Verlustängsten. Ich wünsch dir, dass du mit jemanden die Erfahrung machst, dass er dich so mag wie du bist (ohne das du dich verstellen mußt um zu gefallen)

>ich bin auch langweilig. ab liebsten daheim mit buch oder film oder musik, nur ab und zu party. das war füher interessant.

Empfindest du dein Leben als Langweilig? Hast du denn wirklich keine Interessen 'draußen' oder flüchtest du nur in dein Nest, um deinen Probleme im sozialen Bereich auszuweichen? Wenn du mit Menschen so gut klar kommen würdest, wie du dir es wünscht: Würdest du dann Interesse an anderen Dingen haben oder bei Buch/Video bleiben.
Wenn du dann lieber rausgehen würdest, dann ist dein 'Langeweile' nur eine Flucht vor deiner Angst.

>vielleicht muß es so schwer sein, vielleicht gehört das zu einer therapie. ich erkenne mich selbst und verabschiede all die illusionen die ich so hatte. falsche freunde, symbiosen et.c.

Ja, manchmal muß man sehr viele kindische Träume verabschieden.
Auch bei mir war es viiieel Schrott an Illussionen.

>.. die einsamkeit bringt mich um, aber falsche liebe und aufmerksamkeit ertrage ich nicht mehr.

Das du keine falsche Liebe erträgst, ist normal und gesund. Und es ist sehr gesund, wenn du das spüren kannst.

>schade. ich wäre gerne nochmal 20, könnte von vorne anfangen und wieder superdupernina werden. ach nein dummer witz.

Kein Witz. Das wäre auch für mich super. Wohl jeder würde das wollen, bei dem /der der Lebensweg einige Narben enthält

>ich weiß. ich bin eher bescheiden. 1-2 wahre freunde und einen netten mann, einen halbwegs psychoterrorfreien job (nichtmal karriere muß sein, davon träume ich nur noch ganz ganz selten bis gar nicht mehr), ich weiß nicht, ein kleines glück.

Puuuh.
Einerseits denke ich 100% genauso.
Anderseits finde ich es schon sehr schwer (z.B.passenden Partner)

Viele Grüße
Xray

nina ( gelöscht )
Beiträge:

07.02.2005 09:58
#17 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Xray,

>So meinte ich es aber nicht mit der Länderaufzählung. Denn Leid wird immer individuell menschlich >empfunden.

ja wahrscheinlich. ich versuche noch zu sehr zu vergleichen weil ich oft denke (mir einzureden versuche): was du erlebt hast ist ja nichts im vergleich zu anderen. aber die schmerzen sind schrecklich.

>So kann ein hungernder Afrikaner, der einen Sack Reis findet, sich wesentlich glücklicher fühlen als >du mit Wohnung und vollem Kühlschrank.

ich wäre eh gerne ein waisenkind gewesen immer.


>(weil sie so klein und unwichtig im Vergleich dazu sind. SIND SIE NICHT!)

vielleicht weil meine mutter so ein faschisistischer mensch ist durch und durch. ok, dann stell ich mich hier ganz öffentlich meiner größten angst. mal sehen was du dazu sagst. wenn ich bis jetzt wem erzählt habe, haben die mir quasi die freundschaft gekündigt. mein bruder glaubt mir nicht und sagt ich ruiniere meine eltern weil ich böse bin. aber ich finde nicht, daß ich böse bin. ich mache mir viele gedanken ob ich anderen schade oder nicht.

jedenfalls ist mir meine mutter als ich ein kind war körperlich zu nahe gekommen. heute noch graust mir schrecklich vor ihr. dann war ich einmal mit ihr auf einer reise für die firma, ich hatte versucht es zu verhindern aber wir landeten im gleichen zimmer weil nichts mehr frei war. (Ich war noch mit sehr viel neuroeptika vollgepumpt und konnte nicht viel mehr fühlen als extreme angst, die ich aber dauernd hatte dafür) ich war mehr als gestresst von der situation. im fernsehen lief diese jacksondoku. damals wollte ich mir das alles nicht eingestehen, weil ich ja immer wenn ich es erzählt hatte so gemein behandelt worden bin, als würde ich lügen um aufmerksamkeit zu bekommen oder eifersüchtig sein oder was auch immer. darum verteidigte ich mjackson dann einmal vor einer bekannten. natürlich nicht vehement oder so, es war ja keine herzangelegenheit hinter der ich gestanden hatte. sie provozierte mich weil sie wissen wollte was ich davon halte und ich aus lauter panik sie würde meine mutter anklagen sagte halt: ja der arme jacko. derweil finde ich es ekelhaft wenn erwachsene mit kindern in einem bett schlafen! das war der albtraum meiner kindheit. ich war glücklich wennn ich bei oma war, wenn ich bei ihr im riesigen bett schlief blieb jeder auf seiner seite. aber jetzt meine größte angst: daß die menschen denken ich wäre auch ein päderast nur weil mir soetwas passiert ist in meiner kindheit.
also ich weiß daß ich mich nicht zu kindern hingezogen fühle genauso wie ich mich nur zu männern hingezogen fühle und nicht zu frauen aber ur ur viele frauen und auch ehemalige freunde denken, ich wäre lesbisch. ich habe vielleicht so eine attitüde, ich ziehe mich oft sackartig an damit ich nicht mit blicken ausgezogen werde weil ich das nicht ertrage. aber ich finde richtige männer aufregend. ich habe sogar angst vor frauen eigentlich. mich ekelt auch ihr geruch. ich kann zu einer bekannten nicht in die wohnung gehen weil es so nach ihr riecht. im sommer bin ich immer völlig fertig mit den nerven weil meine mutter so stinkt.


>Naja, das geht doch noch.
>Solange sie deine deine Wohnung nicht ohne Erlaubnis betreten.

sie haben zum glück keinen schlüssel mehr, den hab ich ihnen weggenommen.


>Empfindest du dein Leben als Langweilig? Hast du denn wirklich keine Interessen 'draußen' oder >flüchtest du nur in dein Nest, um deinen Probleme im sozialen Bereich auszuweichen? Wenn du mit >Menschen so gut klar kommen würdest, wie du dir es wünscht: Würdest du dann Interesse an anderen >Dingen haben oder bei Buch/Video bleiben.

ich glaube ich bin ein enorm sozialer mensch. ich kann zwar alleine sein, aber ich rede gerne und höre gerne zu, laufe durch die welt wo es so viel zu erleben gibt. also immer nur in der theorie zu leben macht mir nicht soviel freude. darum wenn ich keine angst mehr hätte würde ich viel rausgehen. hätte freunde und würde viel erleben und dann daheim darüber schreiben. das wäre wenn ich keine langeweile hätte.



>Kein Witz. Das wäre auch für mich super. Wohl jeder würde das wollen, bei dem /der der Lebensweg >einige Narben enthält

ich schätze dann müßte ich zurück zur geburt und dann gleich zu anderen eltern. das wäre schön. geht aber nicht.


>Puuuh.
>Einerseits denke ich 100% genauso.
>Anderseits finde ich es schon sehr schwer (z.B.passenden Partner)

das ist es für viele. Darüber erlaube ich mir eigentlich nur noch selten nachzudenken. ich würde wer mich wirklich liebt eh nie an mich heranlassen können, ich bin psychisch behindert, ich schätze da brauch ich mir gar keine falschen hoffnungen machen. davon träumen tu ich jedoch schon, das macht jeder oder? aber du findest sicher einen passenden partner!

ich hab ein schlechtes gewissen. und angst. ich habe drei erinnerungen, aber was ist wenn die falsch sind? sonst weiß ich fast nichts aus meiner kindheit, erst wieder mit 13 - 14 setzen die erinnerungen ein und auch nur über zeiten die ich von daheim weg war. ist das nicht auch bezeichnend? ich weiß auch, ich bin selbst verantwortlich für mein leben, höre auch auf mich als opfer zu fühlen. aber das alles ist meine angst die mich jeden abend wenn es finster wird einholt.

ich hoffe ich überstrapaziere dich nicht hiermit. seit ca einem jahr bin ich an diesem punkt wo ich hadere. ich hab nicht mehr vor, das im wirklichen leben wem zu erzählen außer meinem therapeuten. es ist schwer. ach keine ahnung, ejtzt bin ich mir wieder selbst unsympathisch, super,

danke und schönen tag,

nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

07.02.2005 18:57
#18 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Nina,

das war ja ein sehr offenes Posting.
Respekt.

Wenn ich dich richtig verstanden habe (bitte korrigier mich, falls nicht), dann ist folgendes vorgefallen:
In deiner Kindheit/Jugend ist es seitens deiner Eltern (zumindest deiner Mutter) zu massiver Überschreitung deiner persönlichen Grenze gekommen.
Es ist unerheblich, ob z.B. im allgemeinen das Zusammenschlafen in einem Bett von Kind und Elter(nteil) akzeptiert wird oder nicht. In diesem Fall war nicht die Empathie der Erwachsenen da, deine persönlichen Grenzen zu erkennnen und/oder sie zu respektieren.
Ich persönlich fände es ekelhaft und würde lieber alleine in der Besenkammer schlafen. Selbst im selben Raum mit meinen Eltern(teil) zu schlafen wäre mir zuviel.

Mißbrauch kann explizit sexuell sein (sexuelle Handlungen, Penetration), aber auch subtil die persönlichen Schutzgrenzen des Kindes überschreiten und ggf. zerstören. Das Empfinden des Kindes ist das maßgebliche Kriterium!

Das mit der Jacksondoku und so habe ich nicht verstanden (vermutlich eine Sendung über die Mißbrauchsvorwürfe gegenüber Michael Jackson)

Es ist logisch, das ein Übernachten zusammen mit deiner Mutter bei diesem unverarbeiteten Trauma dich noch schwerer traumatisiert (und du ggf. die Dosis an Psychodämpfern noch mehr erhöhen mußt)

Das Täter und Angehörige alles leugnen und die Opfer entweder als unzurechenfähig oder aber als 'Selbst Schuldige' darstellen, ist leider immer noch häufig (dazu gibt es einen sehr bewegenden Film 'Das Fest', der aber psychologisch wirklich hammerhart ist (mich und andere hat es fast umgehauen; ich weiß nicht, ob du stabil genug dafür bist). Es geht um Kindesmißbrauch, wo dass Opfer auf einer Familiebfeier anklagt - und alle ihn verleugnen ('bildest du dir ein', 'psychisch krank',... Selbst die Mutter, die den Kindesmißbrauch mitbekommen hat, verleugnet ihre Kinder - aus Angst ihre Ehe zu gefährden)
Genauso heißt es ja leider bei Vergewaltigungsopfern immer wieder: "Selber schuld, so wie die sich anzieht" etc.

Also nochmal: Das Abwehrverhalten anderer Menschen aufgrund deiner Anklage ist leider immer noch eine weitverbreitete häßliche Realität.

Ein Zitat (Hervorhebungen durch mich):
"Die Häufigkeit und die Folgen des sexuellen Mißbrauches des Kindes durch ältere Geschwister und erwachsene Personen werden von der Öffentlichkeit meist bestritten, weil die einst notwendige Verdrängung des frühkindlichen Wissens alle späteren diesbezüglichen Informationen nicht zuläßt. .... Vor allem aber verbietet es das Gesetz der Schwarzen Pädagogik, die Aktivitäten der Eltern ihren Kindern gegenüber anders denn als Liebes- und Wohltaten zu bezeichnen und dem Kind das Recht auf Auflehnung zu gewähren."
aus: Alice Miller "Du sollst nicht merken", Kap. C4

Ich habe das Buch nur teilweise gelesen, aber das paßt sehr gut:
Einerseits die Verleugnung duch andere (Bruder, Familie, Bekannte).
Anderseits deine hochgradiger Erinnerungsverlust, denn du als Kind haben mußtest, da du in deiner wehrlosen Situation irgendwie überleben mußtest. Amnesie ist dabei bei schweren Schocks häufig (so z.B. auch aus Berichten von Kriegsopfern wie Verschütteten bekannt).
Diese Verdrändungsverhalten (Verdrängung durch Amnesie) hat dich jahrelang geschützt. Dafür - für diesen Schutz - kannst du dich bei diesem Persönlichkeits-Anteil in dir bedanken (ernst gemeint). Trotzdem suchen sich natürlich die verschüttenten Gefühle einen Ausweg, der sich bei dir m.E. in psyschichen, psychosomatischen und/oder körperlichen Symptomen zeigen kann.
Weiterhin: Der Perönlichskeits-Anteil 'Verdränger' in dir braucht dich z.B. im Rahmen der Therapie nicht zu schützen. Da kannst du ihm erlauben, dich vorübergehend freizugeben (du kannst als Modell mit deinem Persönlichkeits-Anteil 'Verdränger' regelrecht verhandeln und ihm die Erlaubnis erteilen (Fachbegriff ist dafür sogenannte 'Parts-Party')).

Es gibt keinen Grund, dass du aufgrund von eigenem Mißbrauch päderastisch veranlagt bist. Ich denke, alleine schon dadurch, dass du dir so viele Gedanken machst, bist du gefeit. Du würdest es dir wahrscheinlich dreimal überlegen, ob du ein Kind in den Arm nimmst, oder?

Was ich auch bezeichnend finde ist dein 'schlechtes Gewissen'. Gerade mißbrauchte Kinder haben oft ein schlechtes Gewissen, weil sie die Tat nicht einordnen können, besonders wenn Vertrauenspersonen die Täter sind. Das Kind kann sich nicht wehren, ist aber gezwungen, dem Täter weiter zu vertrauen, um zu überleben. Also muß es extrem verdrängen. Und es spürt, dass es falsch ist. Das da jemand Schuld ist. Und es fühlt sich selber schuldig, weil es ja sonst die Schuld dem Täter zuweisen müßte (anklagen). Das kann es aber nicht, weil es sich damit die lebenotwendige Nabelschnur zur Vertrauensperson abschneidet. Das ist ja das perfide und brutale beim Kindesmißbrauch durch vertraute Personen.


Ebenso ist es unglaublich dumm, Dir aufgrund eines 'sackartigen' Kleidungstiles Homosexualität zu unterstellen. Es ist i.d.R. ein Zeichen dafür, dass du mit deiner Körperlichkeit und deiner Rolle als Frau nicht klar kommst (was bei deinen Schilderungen deiner Vergangenheit auch kein Wunder ist). Häufig wird nicht nur der verhüllende Sack angelegt, sondern der Körper auch durch Eßstörungen von der weiblichen Figur (= Rolle) verhunzt.

Wenn ich mir das so anhöre, was dein Umfeld sagt:
- "Will Aufmerksamkeit durch Mißbrauchsgeschichten"
- "Kleidet sich sackartig; muß also Lesbe sein"
- "Zerstört Familie durch wahre Anklagen"
etc.
dann habe ich das Gefühl du lebst auf einem Dorf im Hinterland in der 50iger Jahren. Ich dachte, die Welt wäre inzwischen etwas weiter.

>ich habe sogar angst vor frauen eigentlich. mich ekelt auch ihr geruch. ich kann zu einer bekannten nicht in die wohnung gehen weil es so nach ihr riecht. im sommer bin ich immer völlig fertig mit den nerven weil meine mutter so stinkt.

Also das mit dem Lesbisch kannst du also wohl wirklich abhaken.
Typisch für viele Frauen ist das hervorragende Fähigkeit ihres olfaktorischen Sinnes (Geruchssinnes).
Und beachte mal die Redewendungen:
"Das stinkt mir"
"Ich kann dich nicht riechen"
dir fallen vielleicht noch mehr ein.
Das zeigt doch deutlich, wei du zu deiner Mutter stehst.

>sie haben zum glück keinen schlüssel mehr, den hab ich ihnen weggenommen.

Ohne wenn und aber: BRAVO


>ich glaube ich bin ein enorm sozialer mensch. ich kann zwar alleine sein, aber ich rede gerne und höre gerne zu, laufe durch die welt wo es so viel zu erleben gibt. also immer nur in der theorie zu leben macht mir nicht soviel freude. darum wenn ich keine angst mehr hätte würde ich viel rausgehen. hätte freunde und würde viel erleben und dann daheim darüber schreiben. das wäre wenn ich keine langeweile hätte.

Das klingt sehr sehr gut!
Weißt du warum?
Weil es da nur eine Mauer gibt - deine Angst. Wenn die Mauer wegbricht, kann dein Leben richtig strömen. Wie ein Damm, hinter dem sich das Wasser staut, und nach einem Dammbruch lärmend und rasant und frei ins Tal tost und tobt.
Bedenklicher wäre gewesen: Nö, ohne Angst würde ich nur rumsitzen. Denn dann wäre das Problem, erstmal Lebensenergie zu bekommen (= Wasser hinter den Damm zu bekommen).
Und die Mauer/Damm zu öffnen: das ist möglich! Daran glaube ich fest.


>>Kein Witz. Das wäre auch für mich super. Wohl jeder würde das wollen, bei dem /der der Lebensweg >einige Narben enthält
>ich schätze dann müßte ich zurück zur geburt und dann gleich zu anderen eltern. das wäre schön. geht aber nicht.

Stimmt, du kannst niemals die Zeit zurückdrehen.
Aber: Was dich heute belastet, ist nicht die Tat an sich. Sondern es ist die Erinnerung an die Tat, die dich lähmt. Und diese Erinnerung kannst du in einem therapeutischen Prozeß verändern. Die Tat wird dadurch nicht ungeschehen. Aber sie kann die Bedeutung für dein heutiges Leben verlieren (oder zumindest deutlich gemindert werden).


>...ich bin psychisch behindert,

Organisch, d.h. z.B. aufgrund einer Stoffwechselstörung im Nervensystem?
Wenn nein, würde ich das mal nicht ganz so schwarz sehen.
Wenn doch. Ich weiß von befreundeten Therapeuten (aus Psychiatrie), dass die Psychopharmaka inzwischen riesige Fortschritte gemacht haben sollen. Andere Menschen nehmen Blutdrucksenker, du vielleicht Neuroleptika.

>aber du findest sicher einen passenden partner!

Dein Wort in Gottes Ohr.


>ich hab ein schlechtes gewissen. und angst. ich habe drei erinnerungen, aber was ist wenn die falsch sind? sonst weiß ich fast nichts aus meiner kindheit, erst wieder mit 13 - 14 setzen die erinnerungen ein und auch nur über zeiten die ich von daheim weg war. ist das nicht auch bezeichnend?

Ja, es ist bezeichnend!
Und was ist, wenn sie wahr sind? Auch diese Option sollten die Kritiker mal in Betracht ziehen.

>ich weiß auch, ich bin selbst verantwortlich für mein leben, höre auch auf mich als opfer zu fühlen. aber das alles ist meine angst die mich jeden abend wenn es finster wird einholt.

Dein Kopf sagt, dass du dich nicht mehr als Opfer fühlen darfst. Das ist richtig.
Aber dein Gefühl muß ebenfalls so weit sein, damit die Angst/Panik etc. nicht mehr explodiert. Das ist die emotionale Arbeit, die in eienr Therapie geleistet werden soll und muß.

>ich hoffe ich überstrapaziere dich nicht hiermit.

Nö, wieso?
Ich kenne auch im rL mißbrauchte Frauen.
Beispiele?
1 Frau würde als 6 jährige von 3 Jugendlichen gezwungen sich auszuziehen. Diese Demütigung hat sie lange traumatisiert (psychosomatische Folgen).
1 Frau wurde als Kind von ihrem Vater sexuell mißbraucht. Totale Verdrängung und Verleugnung bei ihr. Möglicherweise aus dem Trauma resultierende sehr bedenkliche Partnerwahl.
1 Frau wurde von ihren Eltern seelisch und mit Gewalt mißhandelt. Ist heute über 50, hat ihr Leben einigermaßen im Griff, aber therapiert seit Jahren wegen den Folgen. Hatte übrigens deshalb einen katastrophalen Partner gewählt.
1 Frau, die von ihrer Mutter mit ständiger Mißachtung mißhandelt wurde. Über 40, beruflich und gesundheitliche Probleme. Hat jetzt gerade den Durchbruch in der Therapie, dass viele ihrer Probleme die psychosomatischen Folgen dieser verkorksten Mutter-Tochter-Beziehung sind. Hat defacto vor einigen Monaten den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen.
Von einigen dieser Frauen wurde mir auch Alice Miller empfohlen, allerdings habe ich nur teilweise gelesen, weil es nicht mein Thema war. Aber wenn du Zeit hast, schau mal in eine Bibliothek/Buchhandlung und blättere mal ein wenig, ob es was für dich ist.

Es ist traurig, aber es gibt sehr viele von euch.


>..ich hab nicht mehr vor, das im wirklichen leben wem zu erzählen außer meinem therapeuten.

Du kannst es nur Personen erzählen, die wirklich loyal zu dir sind.
Es ist wahrlich kein SmallTalk Thema.

>..jetzt bin ich mir wieder selbst unsympathisch,

Wieso?
Das verstehe ich nicht.
Du hast ein offenes (und mutiges) Posting verfasst, dass in recht großer Klarheit deine Situation beschreibt. Du hast gute Gedankenansätze (z.B, das du eben nicht mit jedem darüber sprechen kannst)
Wieso unsympathisch? Du bist ein Opfer. Das ist besser als Täter zu sein. Täter sind unsympatisch. Aber Opfer doch nicht!
Und du solltest dich annehmen. Du hast dir deine bisherige Lebensgeschichte nicht ausgewählt, aber du bist dabei die Zukunft besser zu gestalten. Und das ist nichts unsympathisches, sondern was Gutes und Respektables.


Viele Grüße
Xray

nina ( gelöscht )
Beiträge:

08.02.2005 21:08
#19 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

hallo xray,

vielen dank für deine ausführliche antwort! du hilfst mir sehr damit, viele dinge etwas klarer zu sehen, wenn es auch weh tut, das muß ich zugeben. ich weiß jetzt auch gar nicht genau, was ich antworten soll. ich gehe weiterhin in therapie und spreche das alles an so gut es geht, habe auch wieder viel mehr zuversicht als noch vor einiger zeit.



>Es gibt keinen Grund, dass du aufgrund von eigenem Mißbrauch päderastisch veranlagt bist. Ich denke, alleine schon dadurch, dass du dir so viele Gedanken machst, bist du gefeit. Du würdest es dir wahrscheinlich dreimal überlegen, ob du ein Kind in den Arm nimmst, oder?

ja, ich habe mit kinder überhaupt nichts zu tun. früher war ich bei der jungschar gruppenleiter, da haben mich die jungs hin und wieder umarmt, aber das war harmlos und sehr selten, weil sie instinktiv gemerkt haben, daß ich das nicht will. und ich wollte diesen job nie machen, bin quasi dazu genötigt worden und war dann auch nur sehr selten dort (hat mir den ruf eingebracht faul zu sein. auf lager konnte ich gottseidank nur zweimal mitfahren, da ich immer arbeiten musste.) aber ich habe halt nachgedacht was wäre wenn ich mal mutter würde. doch das thema ist einfach abzuhaken: ich kriege einfach nie kinder. kann ja dafür sorgen, daß es nicht unabsichtlich passiert und die neuroleptika (ich nehm sie jetzt doch wieder, es ist immer im februar heftig und gerade durch die therapie noch schwieriger) machen mich eh unfruchtbar. das ist eine nebenwirkung. außerdem auch kein mann in sicht, also bin ich gar nicht in der lage, schwanger zu werden nicht jede frau muß mutter sein.




>Das klingt sehr sehr gut!
>Weißt du warum?
>Weil es da nur eine Mauer gibt - deine Angst. Wenn die Mauer wegbricht, kann dein Leben richtig strömen. Wie ein Damm, hinter dem sich das Wasser staut, und nach einem Dammbruch lärmend und rasant und frei ins Tal tost und tobt.
>Bedenklicher wäre gewesen: Nö, ohne Angst würde ich nur rumsitzen. Denn dann wäre das Problem, erstmal Lebensenergie zu bekommen (= Wasser hinter den Damm zu bekommen).
>Und die Mauer/Damm zu öffnen: das ist möglich! Daran glaube ich fest.

ich auch. ich hoffe es so sehr. ich hab jetzt meine falschen freunde auch verabschiedet, damit ich aus der rolle rauskomme in die sie mich hineingezwängt haben. das wird noch schwer alles, die einsamkeit und angst, aber ich will nicht immer wenn ich sie sehe trinken müssen um zu ertragen, daß es gar keine wahren freunde sind. dann ende ich als alte alkoholikerin und darauf hab ich keine lust. auch werde ich dann ja irgendwann so wie sie mich sehen und lerne nie leute kennen, die nett sind. mir fällt kein besseres wort ein. einfach nett. solche gibt es, davon bin ich überzeugt.



>Es ist traurig, aber es gibt sehr viele von euch.

das ist wirklich sehr traurig. meine partnerwahl war auch immer sehr bedenklich. drogensüchtige männer und so. schlimm. sogesehen war die psychose auch ein notstopp: "so kann es nicht weitergehen. wach auf."

und danke für die erinnerung an alice miller. ich hatte etwas von ihr im internetz gelesen über nietzsche und narzisstische kränkung, daraufhin habe ich beschlossen eine therapie zu machen. dann hab ich aber wieder auf sie vergessen (aber nicht auf den inhalt), hab mir gleich drei bücher organisiert. danke.


>>..jetzt bin ich mir wieder selbst unsympathisch,
>Wieso?
>Das verstehe ich nicht.
>Du hast ein offenes (und mutiges) Posting verfasst, dass in recht großer Klarheit deine Situation beschreibt. Du hast gute Gedankenansätze (z.B, das du eben nicht mit jedem darüber sprechen kannst)
>Wieso unsympathisch? Du bist ein Opfer. Das ist besser als Täter zu sein. Täter sind unsympatisch. Aber Opfer doch nicht!
>Und du solltest dich annehmen. Du hast dir deine bisherige Lebensgeschichte nicht ausgewählt, aber du bist dabei die Zukunft besser zu gestalten. Und das ist nichts unsympathisches, sondern was Gutes und Respektables.


danke. es ist dieses schuldig und schmutzig fühlen. daß ich denke - viele leute denken, ach mit so einer kaputten person will ich nichts zu tun haben. aber ich hab auch sehr nette eigenschaften, ich trete nie wem zu nahe, kann gut zuhören und sogar lustig sein manchmal. außerdem interessiert mich viel und ich bin kreativ. das muß ich mir einfach öfters vorsagen bis ich es glaube.

nochmal herzlichen dank

nina

Xray ( gelöscht )
Beiträge:

08.02.2005 23:01
#20 RE: hab ich noch eine chance im leben? Thread geschlossen

Hallo Nina,

>es ist dieses schuldig und schmutzig fühlen. daß ich denke - viele leute denken, ach mit so einer kaputten person will ich nichts zu tun haben.

Also hier in der Diskussion kommst du nachdenklich, höflich, nett, korrekt und sorgfältig rüber. So schlimm kann es also nicht sein.
Klar, du hast eine dunkle Vergangenheit am Schuh kleben. Aber im Gegensatz zu vielen anderen streifst du das gerade vom Schuh ab. Viele hinken ihr Leben lang damit durchs Leben. Bei dir glaube ich, dass du auf auf einem guten - wenn auch anstrengenden - Weg bist. Aber wer den Sonnenaufgang auf einem Berggipfel sehen will, muß auch den anstrengenden Weg hinauf durchstehen.

Fühl dich jetzt einfach mal virtuell umarmt (virtuell ist hoffentlich keine Grenzüberschreitung).
Ich wünsch dir ganz viel Kraft auf deinem Weg.
Ganz viel in dein Herz!
Und lass dich nicht entmutigen. Weder von deiner Familie, noch von 'Freunden' und schon gar nicht von dir selbst!

Viele Grüße
Xray

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