Ich habe eine Geschichte zu erzählen, die weder neu noch besonders originell ist. Im Grunde genommen, ist die ganze Sache mir sehr peinlich, denn ich komme mir mit meinen 31 Jahren langsam zu alt für so eine Scheisse vor. Ich habe mich verliebt. Das alleine ist keine Schande und es wäre mir auch nicht peinlich, wenn mir nicht immer dasselbe passieren würde, jedesmal, wenn ich mich verliebe. Ich habe mich in eine Junge Frau aus meiner Stadt verliebt. Na, prima, möchte der Leser vielleicht sagen, freu Dich doch.... Das dusselige ist, das SIE nicht verliebt in mich ist und mir sogar deutlich mitgeteilt hat, dass sie mich seit dem Augenblick unseres Kennenlernens nicht einmal als potentiellen Sexualpartner gesehen hat. Die Lage erscheint hoffnungslos.
Das kennen auch die meisten aus eigener Erfahrung, zumindestens aber aus Erzählungen und auch das ist kein Beinbruch. Man quält sich eine zeitlang aus dem Gefühl heraus unzureichend zu sein und besinnt sich dann eines besseren und lässt los. Gewöhnlich dauert dieser Zustand bei mir maximal ein Jahr, meist eher deutlich weniger.
Was mir peinlich ist und was diese Sache so belastend macht, ist die Tatsache, dass es dieser Frau irgendwie gelungen ist, mich trotzdem so nahe an sich heranzulassen, dass ich jetzt ihre intimsten Geheimnisse kenne, ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Stärken und Schwächen, ihre Macken und ihre seelischen Narben aus ihrer Vergangenheit. Ich kenne sie jetzt seit etwa 6 Monaten und doch ist sie mir vertraut wie es Freunde sonst erst nach einigen Jahren sind. Wir sehen uns mehrmals die Woche, gehen zusammen aus, quatschen am Telefon oder hängen einfach nur bei ihr zuhause auf dem Sofa. Manchmal geben wir uns auch körperlich Nähe, wobei auch ihr aufgefallen ist, das manche der Zärtlichkeiten, die wir austauschen, eigentlich nur zwischen Liebenden stattfinden, aber "sie gewöhne sich langsam daran". Was soll das heissen ? Warum stört es sie nicht, dass wir quasi in Missionarstellung zusammen auf ihren Bett liegen und kuscheln, wobei sich unsere Körper auch in der Lendengegend berühren und sie daher deutlich fühlen müsste, dass ich eine Erektion habe. Warum weint sie, wenn ich ihr sage, dass ich keinen Bock mehr habe immer nur "ein guter Freund" zu sein und deshalb in unserer Beziehung....oh, sorry, wir haben ja keinen Sex,....in unserer Freundschaft keine lohnende Zukunft für mich sehe, denn alles was passieren wird, ist das sie mich einfach fallenlässt, sobald sie wieder einen "richtigen" Freund hat. Sie sagt, ich sei nicht unattraktiv, eigentlich sogar ziemlich attraktiv, aber irgendwie nicht "fluffig" genug..... Ich komme mir vor wie Forrest Gump :"Jeany, ich bin kein schlauer Mann, aber ICH weiss, was Liebe ist."
Schön gesagt, Mike. Jetzt musst du dir noch überlegen, ob du sein willst wie Forrest. Jenny ist für mich die (trotz allem charismatische) Antifigur, der Held wird mit ihr nicht glücklich - weil er sie nicht haben kann. Du bist sehr nah an deine Liebe herangekommen, doch wenn ihr jetzt - wo ihr praktisch außer Sex alles teilt - noch kein Paar seid, wird es auch nichts werden. Sie mag dich sicherlich, aber erotische Anziehungskraft scheint sie nicht zu verspüren. Ich glaube, deine Vorhersage geht in die richtige Richtung. Sobald sie jemanden "ernsthaft" an sich lässt, musst du die Reisekleider anziehen. Sie weiß das sicher auch, weiß vermutlich auch, was sie an dir verlieren wird, nämlich einen ausdauernden Zuhörer, Verstärker (Natürlich merkt sie, wenn du erregt bist - ist doch das tollste Kompliment für sie!), Kuschelschnuffelhund, Freund. Kein Wunder also, dass sie genießt, solange es eben sein soll. Wunderlich aber, dass du das mitmachst. Würde es mir jetzt so gehen, zöge ich mich langsam aber sicher auf eine distanziertere Position zurück - weit weg von der warmen Herdplatte. Dass das nicht einfach ist, verstehe ich, aber wenn du nicht aktiv mitgestaltest, wie es weitergehen soll, bekommst du irgendwann nur die kalte Dusche.