Archiv Psychotanten » Kontaktanzeigen

Hallo, zusammen
„unsere Kennlerngeschichte“ (sicherlich auch für alle anderen nett zu lesen) folgt nach der persönlichen Einleitung für das entsprechende Posting.

Hier aber erst einige Worte für Dich persönlich:
eigentlich möchte ich Dir ein wenig Mut machen, allerdings nicht ohne den Zusatz, daß keine zu hohen Erwartungen geweckt werden sollen. Es kann natürlich auch ein Flop werden - Wie alles im Leben nun mal mit einem Risiko behaftet ist. Und dann ist immer noch der alte Spruch: „man muß schon viele Frösche küssen um einen Prinzen zu finden!!!!!
Aber ich will ja von meinem persönlichen (und recht schnellen) Glückserfolg berichten:

Ich hatte in einer unserer Lokalen Zeitungen inseriert und dami9t meine derzeitige Ehefrau kennengelernt, mit der ich nun in diesem Jahr 18 Jahre glücklich verheiratet bin.

Es ist ja das Problem, daß normalerweise die „richtigen“ Leute zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein müssen, auch noch die „richtigen“ Worte füreinander finden müssen und .... und....
Durch eine Anzeige (oder auch eine Internetkontaktsuche) ist das alles auf eine breitere Basis gestellt:
Mehrere entsprechend Suchende lesen sie entsprechenden Seiten der Zeitung, der Text kann überlegt gewählt formuliert werden, so eine Anzeige wird auch noch während der weiteren Tage nach Erscheinen gelesen.... und bei einer Rückmeldung kann man vielleicht sogar unter mehreren „auswählen“.

Den nachfolgenden Artikel hatte ich nach Jahren für unsere Zeitung im Rahmen einer Leserartikelserie geschrieben. Er wurde auch gedruckt und der Autor der Serie „Ich heirate eine Familie“ Horst Pillau erwähnte ihn sogar mal während eines Fernsehinterviews.
Und ich erzähle die Geschichte immer wieder gern.

Unsere „Kennlerngeschichte“

„ Papa, kannst Du Dir nicht wieder auch eine Frau suchen? Das ist alles so lustig hier, komm doch mal und guck mit zu!“ rief mir mein neunjähriger Sohn mir in die Küche zu, während er vorm Fernseher saß. Ich, der notorische Nicht-Fernseher hatte ihn schweren Herzens vor die Flimmerkiste gesetzt, um ungehindert den Abwasch erledigen zu können. Seit meine damalige Frau ausgezogen war, versuchte ich nach Kräften in den Betrieb in unserer „Restfamilie“ am Laufen zu halten. Schließlich wollte ich dem Jugendamt beweisen, daß ich dem Jungen ein gutes Zuhause geben kann.

Ich hatte ihn also vor den Fernseher gesetzt, eine nette Familiensendung sollte es geben. Nachher wollte ich mich zu ihm setzen, und den Rest anschauen. Aber nun drängelte er: „Das ist alles so lustig hier und so schön.... Komm doch mal her und guck mit zu“, drängelte mein Sohn. Schließlich gab ich nach und setzte mich zu ihm.
Die Sendung, die ihn so begeisterte, war der dritte Teil einer Familiensendung, die damals, im Frühjahr 1984, neu angelaufen war. Titel: „Ich heirate eine Familie“ (und in etwa zu einem oft wiederholten „Kultfilm“ wurde). Was sich da auf dem Bildschirm abspielte, war wirklich so schön wie er schwärmte: Mann trifft Frau mit Kindern, sie verlieben sich, heiraten, und alle sind glücklich.
„Na ja,“ dachte ich mir „wenn das so einfach wäre...“.

Mehrfach hatte ich mir die Heirats- und Bekanntschaftsanzeigen in der ................- Zeitung angesehen. Aber keine der Annoncen konnte mich überzeugen. Da kam mir plötzlich die Idee, selbst eine Anzeige mit meinen konkreten Vorstellungen von der passenden Frau für mich und meinen Sohn aufzugeben.

Als ich mit meinem Text bei der Anzeigenabteilung erschien, stellte sich heraus, dass er viel zu lang war. Na ja, dann kürzte ich ihn halt auf das Wesentliche: 35 jähriger mit 9 jährigem Sohn will nach Trennung wieder lernen, „unter Leute“ zu kommen. Welcher netten und unkomplizierten Frau geht es ebenso und „übt“ mit?

So richtig glaubte ich aber an den Erfolg, aber ich wollte nun mal nichts unversucht lassen.
Eine Woche nach erscheinen meiner Anzeige erhielt ich einen dicken Umschlag. Acht Damen hatten auf mein Inserat reagiert. Ich sortierte die Briefe nach „Nettigkeit“ Am besten gefiel mir eine Zuschrift, in der nichts weiteres zu lesen war als: Hallo, Vater du Sohn, auch ich will mit meiner siebenjährigen Tochter wieder unter Leute kommen.

Mit reichlich Herzklopfen wählte ich ihre Nummer. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine sympathische Stimme, die sich mit mir zu einem Treffen in einem Cafe verabredete.
Ein wenig weich in den Knien stand ich am Tag unseres ersten Rendezvous’ am Eingang, als ein strahlender Wuschelkopf forsch um die Ecke kam. „Sie sind wohl diejenige, auf die ich warte?“ begrüßte ich sie, worauf sie mit einem kecken „Scheint so...,“ antwortete. Dann gingen wir hinein. Anfangs waren wir noch ein wenig schüchtern Aber dann durchbrachen wir unsere Befangenheit und tauschten uns immer offener aus. Unsere Gespräche wurden bald so lebhaft, dass die Dame hinter mir neugierig wurde. Jedenfalls rutschte sie mit ihrem Stuhl immer dichter heran.

Die Zeit verging wie im Fluge. Der Kellner wollte schließen, aber wir hatten uns immer noch so viel zu erzählen. Schließlich wechselten wir ins Tiffany Und auch dort waren wir irgendwann die letzten Gäste als uns der Ober darauf aufmerksam machte, dass er gleich Feierabend hatte. Mittlerweile war es aber auch schon vier Uhr morgens.

Jetzt hieß es Abschied nehmen. Aber dass wir uns so bald wie möglich wiedersehen müssten, stand für uns beide außer Frage. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Diesmal sollten die Kinder mit dabei sein. Wenn ich nicht so tief in meinem Herzen gewusst hätte, dass es mit dieser Frau wirklich ernst ist, dann hätte ich mich nicht so schnell entschlossen, ihr meinen Sohn vorzustellen. Aber sie hatte an diesem Abend nicht nur meine Liebe sondern auch mein Vertrauen gewonnen.

Am kommenden Tag trafen wir uns im Tiergarten zum Rudern am ......see. Es war der Ostersonnabend. Sie erwartete mich und meinen Sohn mit einem kleinen Lockenkopf, ihrer Tochter. Die Kinder begrüßten sich nicht weniger herzlich als wir Erwachsenen, und kurze Zeit später saßen wir „alle in einem Boot“.

Etwa eine halbe Stunde durfte ich die Mannschaft über den See schippern. Dann baten die beiden Kinder auch mal rudern zu dürfen. Während sie das Boot über das Wasser manövrierten, rückten sie und ich immer näher aneinander... es war, als hätten wir schon immer zueinander gehört.

Seit diesem Tag standen die beiden Kinder nebeneinander und wenn es nötig war, auch „Rücken an Rücken gegen den Rest der Welt“, später in der Teenagerzeit sogar auch mal gegen uns Eltern.

Am nächsten Tag habe ich nicht bei ihr angerufen. Sie sollte sich nicht von mir bedrängt fühlen. Einen Tag später klingelte mein Telefon. Sie war am Apparat, um mir ein wenig empört zu sagen, dass wir uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hätten.

Jetzt verging kein Tag, an dem wir uns nicht gegenseitig besuchten. Wir erlebten miteinander die Nähe und Geborgenheit, nach der wir uns ein Leben lang gesehnt hatten.
Im Juli, drei Monate nach unserer ersten Begegnung, reisten wir zu viert nach Bayern. Wir amüsierten uns immer wieder aufs köstlichste, wenn uns fremde Menschen auf die beiden netten Geschwister ansprachen, die doch keine waren und sich dennoch so ins Herz geschlossen hatten, als wären sie von klein auf miteinander aufgewachsen.
Ein Jahr später im August feierten wir Hochzeit. Kurze Zeit später kauften wir ein Haus in .............
Mittlerweile sind auch unsere Kinder berufstätig. Beide sind vor einiger Zeit ausgezogen. Aber an jedem Wochenende versammelt sich bei uns die ganze Familie, die sich um die Partner unserer Kinder erweitert hat.

In unserem Flur hängt eine Collage aus Zeitungsausschnitten, die uns stets daran erinnert, wie unser Glück begann: Mit einer Bekanntschaftsanzeige in der .......-Zeitung.