Wie zeige ich einer Frau denn mein Interesse (d.h. das ich ihr zeige, dass ich sie sexuell attraktiv finde), ohne dass ich gleich plump und derb wirke? Ich bin nämlich etwas zu anständig, was oft dazu führt, dass ich auf der Kumpelschiene lande, das ist auf Dauer echt ein Problem.
Allzuoft wird mir vorschnell auf die Schulter geklopft, wo ich doch auf andere Berührungen aus bin, allzuschnell werd ich vertrauensvoll angegeginst, wo mir doch nach anderen Blicken ist (vgl. dazu unten: Augenblicke!).
Die Kumpelschiene, zu der ich anscheinend unbewußt einlade ob meiner geschlechtsunabhängigen Leutseligkeit oder auf die ich verfrachtet werde mangels Masse an andersgeschlechtlichen Kumpelmöglichkeiten oder auf die ich abgestellt werde mangels anderweitiger Attraktivität und Verwertbarkeit, erweist sich so schnell als Abstellgleis.
Manchmal ist mir das lieb und teuer, manchmal sogar so sehr, dass ich nichts riskieren würde, eine solche Freundschaft zu gefährden, zu allerletzt einen Flirt mit ungewissem, ja manchmal sogar mit gewiss positivem Ausgang.
Manchmal aber ist mir anders, ganz anders. Dann bin ich zärtlich angezogen oder extrem scharf oder völlig verknallt. Manchmal auch umgekehrt, aber das kann ich erheblich besser händeln, da mach ich einfach mit oder nicht, sag aber gleich offen und ehrlich, dass ich zumindest momentan nicht verknallt oder sonderlich scharf oder übertrieben zärtlich angezogen bin.
Nur, selber Initiative zeigen, ist nach dem Abstellen auf das Kumpelgleis extrem schwierig. Oft rutscht mir so was raus nach einem gemeinsamen Glas zuviel. Meist wird mir darob mit kumpelhaftem Verständnis begegnet. Was auch sonst. Glücklich in die Arme gefallen sind mir danach noch wenige. Aber irritiert geguckt und mich danach gemieden hat mich noch kaum eine. Also Mut! Und gut Schluck, LOL!
Einmal fühlte ich mich schon ziemlich auf dem Abstellgleis und habe einer so im Morgendusel nach einem überragend netten Abend, nach dem sie im meinem Gästezimmer schlief, zum Abschied vorm Kaffee, als die Morgensonne golden durch ihre blonden Armhaare schimmerte, quasi unbewußt darüber gestreichelt zum Abschied. Anscheinend zu lang für einen alten Kumpel. Aber unschuldig, verschlafen und klar ersichtlich unbewußt genug, um spontan erfreut und nicht aufdringlich zu wirken.
Am Abend kam sie wieder mit den Taschen voller Leckerein, kochte für mich und vernaschte dann mich, und das war der Beginn einer lannge Liebe. Nu iss dass natürlich kein Patentrezept, weil, man kann ja nicht planen, spontan verschlafen zu sein und jemanden spontan und herzlich zufällig die Unterarme zu streicheln, weil die Sonne so gülden durchschimmert durch die blonden Haare.
Das einzige, was man daraus lernen kann, ist, spontanen Regungen nicht aus dem Weg zu gehen, wenn man die Intuition hat, sie würden in der Situation auch so ankommen, wie man sie fühlt, also echt und nicht plump und derb, wie du zu Recht sagst.
Eine andere von mir angebete Kumpelin sagte wiederum nach dem versoffenen Doppelkopf-Abend auf dem gemeinsamen Nachhauseweg immer, charmant wie immer, ich solle doch nicht so "zutraulich" werden. Sie hätte ja auch "aufdringlich" sagen können, LOL! Aber immerhin habe ich ihr meine Zuneigung nicht verheimlicht, was ich früher immer tat. Sie weiß jetzt Bescheid, und busselt darob auch etwas intimer, ist mir also nicht gram ob meines "Outings"!
Ganz im Gegenteil, sie nimmt diese Bestätigung ihrer phaszinierenden Persönlichkeit und ihrer Attraktivität gerne mit, wenn auch mit ins Bett zu jemand anderem, und lädt mich immer öfter zm Essen ein, um mich auch mit dem anderen gutzustellen, den ich mittlerweile auch ganz nett finde. Also keine Panik, die meisten Frauen wissen eh meist, was sie wollen, und fallen nicht gleich aus den Socken, wenn ein bisheriger Kumpel mal andere Töne anschlägt.
Gut, das war jetzt kein Erfolg in deinem Sinne! Aber hoffentlich doch ein Beispiel dafür, dass Panik nicht am Platze ist. So wie bei mir früher oft. Eine uralte und hyperattraktive Kumpelin strich mir nach dem Essen in einem Gartenlokal mal über den Bauch, als der sich gerade unattraktiverweise beim Verdauungszurücklehnen zwischen Hose und T-Shirt hervorreckte.
Sie hatte zwar gerade eine sogenannte Zwischenbeziehungsphase, aber ich wollte die Geste überhaupt nicht überinterpretieren, und igrnorierte deshalb auch ihre witzig gemeinte, aber nichtsdestotrotz erotische Frage nach der Marke meiner zum Vorschein getretenen Unterhose.
Ich hatte einfach einen Heidenbammel, diese jahrelange gute Freundschaft für ein Halligalli auf´s Spiel zu setzen, nur weil sie möglicherweise gerade geil oder zärtlichkeitsbedürftig, während ich sie, bei aller ihr innewohnender und ausgestrahlter Attraktivität, weiterhin als beste dauerhafte Freundin und Kulturgenießerin brauchte; soviele hat man davon ja nun auch nicht.
Aber auch ihr kurzfristiges Techtelmechtel hatte kein negatives Nachspiel für meine kumpelhafte Zuneigung, wir sind immer noch die besten und ältesten Kumpels in Berlin. Völlig anders lief das mit einer Frau, die mit mir erst ihre Studiengeheimnisse teilte und dann ihre Liebesaffären und -Probleme erzählte und dann ihre Kumpels vorstellte.
Da war ich schon ziemlich bald verknallt, hielt mich aber zurück ob ihrer Kumpelschiene, die mir genauso viel bedeutete wie ihr. Als ich dann eines Abends mit einem ihrer Kumpels aus war und mich blendend mit ihm verstand, traf ich sie rotztrunken und fiel ich quasi um den Hals vor Begeisterung.
Sie nahm dies gleich persönlich und meinte, mich darauf aufmerksam machen zu müssen, dass sie mich zwar sehr nett fände, aber so doch nun nicht. Zerknirscht ob dieses verfrühte und nicht nachgefragte Eingeständnis der Nichtzuneigung, wo ich mir doch sicher wähnte, dass sie spätestens in ein , zwei Monaten wie eine reife Frucht in meine veliebten Lenden fallen würde, konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen.
Ernüchtert und ernüchternd entliebte ich mich diese Nacht, versuchte es zumindest, saß jedenfalls grübelnd die ganze Nacht in ihrer Küche, um ihr am Morgen auf dem Weg zum Klo auf dem Flur zu begegnen. Ich wollte ihr bloß Tschüss sagen, aber sie hatte wohl auch die ganze Nacht gegrübelt über unser drohendes Kumpelabschiebegleis, und nahm mich beherzt in die Arme und eröffnete mir ihre über das Kumpelhafte weit hinausgehende Zuneigung.
Nun, nach endlosen erleichterten und erleichternden Küssen wurden wir ein Paar. Und blieben es für lange Zeit. Also, du siehst, ein Patentrezept gibt es nicht, aber es ist durchaus möglich, dass aus Kumpels, selbst aus vermeintlich alten Kumpels, Paare werden. Und wenn nicht, iss ja auch nicht so schlimm. Hauptsache, man bleibt gute Kumpels, und das ist ja relativ oft der Fall...
Schöne Grüße aus Berlin, Gerd Gips Blödsinn aus Berlin
Teilweise tat ich mir die Mühe, um aus gegebenem Anlass meine eigene Konfussion zu ordnen, und weil ich sowieso mit einer Kumpelin über das Thema Kumpel am diskutieren bin.
Und teilweise natürlich auch, um die Vorteile einer gewissen Präzision und Ausführlichkeit zu demonstrieren, da eine zweck- und sinnvolle Beantwortung vieler Fragen hier natürlich scheitern muss am Mangel an dem.
Die Masterinnen geben sich ja alle Mühe, außer Sympathiebekundungen auch Sachliches mitzugeben, aber oft fehlt es halt an Anhaltspunkten und Nachvollziehbarem.
Sowas wollte ich halt mal Vorvollziehen. Exemplarisch. Wird wohl nicht viel wirken. Aber kann ja.
Jedenfalls vielen Dank und viele Grüße aus Berlin, Gerd Gips Blödsinn aus Berlin
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