Ich hab ein etwas merkwürdiges Anliegen und weiß, dass so eine Ferndiagnose unmöglich ist, aber mir fällt einfach nichts mehr ein.
Bei mir auf der Stufe gibt es einen Jungen, in den ich mich vor einiger Zeit verliebt habe. Es ist aber alles sehr merkwürdig mit ihm. Er ist schrecklich intelligent, hat einen Schnitt von etwa 1,3, interessiert sich für Kunst, Politik, Geschichte, Philosophie und liest klassische Dinge wie Goethe oder Kleist. Aber er ist der klassische Gegensatz zu dem typischen Streber. Er sieht gut aus, ist sportlich und ein unheimlich guter Gesprächspartner. Außerdem ist er unglaublich witzig,, wobei seine Witze auch intelligent sind. Obwohl er es ist, der für Stimmung sorgt, würde ihn niemand jemals als Klassenclown bezeichnen, da er einfach kein Clown ist. Viele haben daher auch oft Verständnisprobleme, was seinen Humor betrifft. Nun gibt es etwas, das offenbar nur ich sehe. Bei allem was er tut, sieht er traurig aus. Selbst wenn er lacht oder alles zum lachen bringt, wirkt er auf mich traurig. Vor einiger Zeit habe ich ihm meine Gefühle gestanden. Er hat nur traurig und wehmütig gelächelt und gemeint, das sei lieb von mir ohne jedoch weiter darauf einzugehen. Ich hab versucht mehr über ihn herauszufinden, doch bei jedem mit dem ich gesprochen habe, war es dasselbe: Niemand weiß etwas über ihn. Niemand weiß etwas über sein Privatleben mit niemandem hat er je über SEINE Gefühle gesprochen, niemand weiß, wo er geboren ist oder wann er Geburtstag hat,, niemand weiß, welche Musik er hört, ob er eine Freundin hat oder welche Fernsehsendungen er mag. Und das, obwohl man ständig mit ihm redet. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass er eigentlich nur zuhört und Ratschläge gibt, aber wirklich nie über sich spricht. Ich wohne in der Nähe von ihm. Es ist bereits zweimal passiert, dass ich im Winter spät nach Hause kam und bei ihm vorbeigelaufen bin und an sein Fenster gesehen habe und ihn dabei in der gleichen Situation sah. Ein schwaches, flackerndes Licht in seinem Zimmer, wie von einer Kerze und er starrt aus dem Fenster in die Nacht. Ich bin weitergelaufen und habe ihn dann aus einer verborgenen Stelle weiterbeobachtet. So lange ich dort war, hat er sich nicht sichtbar gerührt, er stand nur und starrte. Und obwohl ich nur seine Silhouette erkennen konnte, konnte ich seinen Wehmut förmlich sehen.
Ich bin ziemlich sicher, dass diese Stimmung auch der Grund ist, warum er mich nicht wollte und anscheinend auch nie Interesse für andere Frauen gezeigt hat.
Weiß vielleicht irgendjemand, was ich tun könnte oder sogar was mit ihm los sein könnte?
Denn nicht nur dass ich unglücklich verliebt bin tut weh sondern ihn so sehen zu müssen und auch die einzige zu sein, die das sieht.
ich rate mal, ja? Wenn du schreibst, dass ihr auf der gleichen Stufe seid, schliesse ich daraus, dass ihr beide noch zur Schule geht. Richtig? Da ist die Pubertät nicht weit:-) Dein Freund (ich nenn ihn einfach mal so) wirkt dann intellektuell recht reif für sein Alter und interesiert sich für Dinge, um die sich wahrscheinlich nicht viele in seinem Alter scheren. Das gibt ihm das Gefühl großer Einsamkeit und des Getrennt-Seins von seinen Mitmenschen. Seine Aktionen in der Gemeinschaft scheinen mir bewußte und innerlich zurückgezogene zu sein, er nimmt nicht selbst teil, vielleicht weil er denkt, keiner seiner Umgebung wäre in der Lage, ihn und sein Inneres zu verstehen.
Das ist zwar in der Tat eine Ferndiagnose, aber es scheint mir so, dass dein Freund ein hochbegabtes Kind war, bei dem die Eltern ein wenig "vergessen" haben vorzuleben und zu erklären, dass überdurchschnittliche Intelligenz nichts mit sozialem Fähigkeiten zu tun hat. Er hat es damit wahrscheinlich besonders schwer, das geht vielen hochbegabten Kindern so: Die Gefahr den rationalen, intellektuellen Aspekt überzubetonen liegt einfach sehr nahe. Nicht nur hat er mit den "üblichen" Pubertätsproblemen zu tun, sondern auch noch verstärkt mit dem Gefühl zu kämpfen, dass ihn keiner richtig verstehen kann und dass er damit "ganz allein auf der Welt" ist.
Das ist für dich jetzt insofern sehr auch nicht einfach, weil du, wenn du ihn besser kennen lernen möchtest, ihm zeigen musst, dass im sozialen, zwischenmenschlichen Bereich Intelligenz und große Verstandeskraft nicht weiterhelfen. Im Gegenteil, ich glaube sie sind eher hinderlich :-) Das wird ihn vielleicht zunächst verunsichern, aber ich denke, dass das ein sehr wichtiger "Lernschritt" für deinen Freund ist.
Wenn du mit ihm sprichst, ergibt sich sicher öfter mal die Gelegenheit, nicht nur seine intellektuelle Meinung zu einem Thema zu erfragen, sondern auch seine persönlichen Erlebnisse dazu. Du munterst ihn auf, darüber zu sprechen, was ihn persönlich mit dem Thema verbindet, also über sich selbst zu sprechen, was er scheinbar kaum tut. Nach meiner Hypothese: weil er meint, dass ihn eh keiner verstehen würde. Dabei kannst du ihm zeigen, dass du ihn tatsächlich verstehst, und das dass nichts mit (d)einer intellektuellen Schärfe sondern mit Empathie, also Einfühlungsvermögen zu tun hat. Und dass du dich für ihn als Menschen interessierst und nicht für ihn als Lexikon oder Ratgeber...
>Hallo Julia, >ich rate mal, ja? Wenn du schreibst, dass ihr auf der gleichen Stufe seid, schliesse ich daraus, dass ihr beide noch zur Schule geht. Richtig? Da ist die Pubertät nicht weit:-) >Dein Freund (ich nenn ihn einfach mal so) wirkt dann intellektuell recht reif für sein Alter und interesiert sich für Dinge, um die sich wahrscheinlich nicht viele in seinem Alter scheren. Das gibt ihm das Gefühl großer Einsamkeit und des Getrennt-Seins von seinen Mitmenschen. Seine Aktionen in der Gemeinschaft scheinen mir bewußte und innerlich zurückgezogene zu sein, er nimmt nicht selbst teil, vielleicht weil er denkt, keiner seiner Umgebung wäre in der Lage, ihn und sein Inneres zu verstehen. >Das ist zwar in der Tat eine Ferndiagnose, aber es scheint mir so, dass dein Freund ein hochbegabtes Kind war, bei dem die Eltern ein wenig "vergessen" haben vorzuleben und zu erklären, dass überdurchschnittliche Intelligenz nichts mit sozialem Fähigkeiten zu tun hat. Er hat es damit wahrscheinlich besonders schwer, das geht vielen hochbegabten Kindern so: Die Gefahr den rationalen, intellektuellen Aspekt überzubetonen liegt einfach sehr nahe. Nicht nur hat er mit den "üblichen" Pubertätsproblemen zu tun, sondern auch noch verstärkt mit dem Gefühl zu kämpfen, dass ihn keiner richtig verstehen kann und dass er damit "ganz allein auf der Welt" ist. >Das ist für dich jetzt insofern sehr auch nicht einfach, weil du, wenn du ihn besser kennen lernen möchtest, ihm zeigen musst, dass im sozialen, zwischenmenschlichen Bereich Intelligenz und große Verstandeskraft nicht weiterhelfen. Im Gegenteil, ich glaube sie sind eher hinderlich :-) >Das wird ihn vielleicht zunächst verunsichern, aber ich denke, dass das ein sehr wichtiger "Lernschritt" für deinen Freund ist. >Wenn du mit ihm sprichst, ergibt sich sicher öfter mal die Gelegenheit, nicht nur seine intellektuelle Meinung zu einem Thema zu erfragen, sondern auch seine persönlichen Erlebnisse dazu. Du munterst ihn auf, darüber zu sprechen, was ihn persönlich mit dem Thema verbindet, also über sich selbst zu sprechen, was er scheinbar kaum tut. Nach meiner Hypothese: weil er meint, dass ihn eh keiner verstehen würde. Dabei kannst du ihm zeigen, dass du ihn tatsächlich verstehst, und das dass nichts mit (d)einer intellektuellen Schärfe sondern mit Empathie, also Einfühlungsvermögen zu tun hat. Und dass du dich für ihn als Menschen interessierst und nicht für ihn als Lexikon oder Ratgeber... >Liebe Grüße >Suppenkelle
Hallo Suppenkelle
Ich danke dir für deine ausführliche Antwort. Also du vermutest richtig, wir sind beide auf noch auf der Schule und zwar in der 12. Klasse. In vielen Teilen ergeben deine Ideen wirklich Sinn, doch eines würde ich nicht sagen. Die Gefahr, den intellektuellen Aspekt zu stark zu betonen, besteht bei ihm eigentlich nicht. Was ihn sympathisch macht, ist dass er sich nicht versucht zu verstellen. Er wirkt einfach intelligent, aber kein bisschen hochnäsig. Er gibt sich nicht übermäßig kumpelhaft und versucht nicht, Interesse für Belanglosigkeiten zu heucheln. Er versteckt nicht eine Sekunde, sich beispielsweise für Philosophie zu interessieren, aber es interessiert ihn auch nicht, ob du es tust. Er bewertet danach niemanden. Er freut sich, wenn er jemanden findet, mit dem er sich über Geschichte oder Politik unterhalten kann, aber wenn nicht, redet er eben mit über Kosmetik und sei es nur als kritischer Part. Du kannst dich mit ihm über Soaps unterhalten, er zieht dabei zwar über sie her, aber du fühlst dich noch ernstgenommen. Er gibt dir niemals das Gefühl, dass er dich für blöd oder beschränkt hält. Es ist unheimlich schwer zu beschreiben, sein Wissen wird einfach akzeptiert, er drängt es niemandem auf, und wenn er zur Situation passend, Philosophen oder Dichter zitiert wirkt das nicht überlegen oder gar versnobt sondern einfach konstruktiv. Er geht mit seinen Fähigkeiten nicht hausieren, er versteckt sie aber auch nicht und wird deshalb absolut anerkannt. Wie gesagt, vielleicht fühlt er sich einsam, aber ist ganz bestimmt nicht allein und wird ganz bestimmt nicht isoliert.
Die Idee allerdings, auch mal gezielt nach seinen persönlichen Erfahrungen zu fragen finde ich sehr gut. Ich darf ihm nur nicht das Gefühl geben, ihn dann an die Wand zu drücken
Vielen Dank jedenfalls und liebe Grüße, du konntest mir weiterhelfen Julia
Hallo Julia, wenn ich geschrieben habe, den intellektuellen Aspekt überbetonen, dann kommt mein Eindruck von deinen Beschreibungen und der hat sich, offen gestanden, mit deinen weiteren Antworten eher bestärkt. Versteh mich nicht falsch, das ist nichts Negatives über deinen Freund und hat auch überhaupt nichts mit Arroganz oder Überheblichkeit zu tun (manche Hyperintelligenten sind ja wirklich kaum erträglich:-), das sind Eigenschaften, die dein Freund zum Glück nicht besitzt. Aber wenn jemand (wie er) da oben auf deinem Hals einen Apparat sitzen hat, der nie richtig Ruhe gibt, der zu ALLEM was zu sagen weiss, und auch noch was Fundiertes, und von dem du merkst, dass er (der Apparat, deine Denkmaschine) sich schneller und tiefer in neue Themen und Gedanken eindenken kann als die allermeisten "Gehirne" in deiner Umgebung, dann sind in meinen Augen zwei Gefahren groß: 1. Dass du denkst, dieser Superapparat könnte dir in allen Lebenslagen und bei allen Themen hilfreich sein und 2. dass du dich von den Anderen, die nicht so leistungsfähige Gehirne haben, separiert fühlst. Dann bist du zwar nicht allein, aber trotzdem in der Gruppe schrecklich einsam, was in meinen Augen viel schwieriger zu leben ist. Das was ich unter 1. geschrieben habe ist meine Befürchtung der intellektuellen Überbetonung. Dass dein Freund nämlich einfach übersehen könnte, dass bei den wesentlichen Dingen ihm auch das beste Gehirn der Welt überhaupt nichts nützt.
Und deshalb auch mein Tip, mit ihm Themen anzuschneiden, bei denen ein scharfer Verstand nichts nützt. Also zwischenmenschliche, persönliche Themen.
Deine selbstgestellte "Aufgabe" scheint mir nicht leicht. Aber so wie du über deinen Freund schreibst, habe ich das feste Gefühl, dass du "der Sache" mehr als gewachsen bist!
ich habe Dein Posting mit großem Interesse gelesen. Wie meine Vorgängerin schon bemerkt hat ist Dein Text sehr warm und gefühlvoll. Du scheinst wirklich sehr viel für ihn zu empfinden. Ich weiß nicht ob ich Dir wirklich weiter helfen kann aber ich will es versuchen. Ich denke das ich der angesprochenen Person vom Charakter her in manchen Teilen ähnlich bin. Es ist bei mir auch so das nur sehr sehr wenige Menschen näheres über mich wissen. Das liegt daran das ich ein eher zurückhaltender Mensch bin und ich mir meine Freunde immer sehr genau aussuche. Ich denke wenn Du diesen jungen Mann wirklich näher kennenlernen willst brauchst du sehr viel Zeit. Als erstes solltest Du versuchen sein Vertrauen zu gewinnen. Dabei darfst Du aber nie versuchen Dich aufzudrängen. Vielleicht will er Dich ja dann näher kennenlernen. Möglich wäre aber auch das er mit Absicht keinen Kontakt zu anderen Menschen aufbauen will. Vielleicht hatte er eine große persönliche Enttäuschung die nicht so einfach zu verarbeiten ist. Möglich wären auch Probleme in der Familie. Man könnte da nun viele Dinge mutmaßen aber wer weiß schon was ihn tief in seinem Inneren wirklich bewegt. Versuche doch einfach sein Vertrauen zu gewinnen und viel mit ihm zu sprechen. Ich rate davon ab ihn zu sehr mit Deinen Gefühlen zu konfrontieren. Das könnte dazu führen das er sich an die Wand gedrückt fühlt und dadurch Deine Nähe meidet. Ich weiß nicht ob Dir mein Posting ein wenig geholfen hat aber ich würde mich freuen mal von Dir zu hören um zu erfahren ob Du mehr über ihn erfahren hast. Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe Du kannst zu ihm vordringen.
>Hallo Julia, >ich habe Dein Posting mit großem Interesse gelesen. Wie meine Vorgängerin schon bemerkt hat ist Dein Text sehr warm und gefühlvoll. Du scheinst wirklich sehr viel für ihn zu empfinden. Ich weiß nicht ob ich Dir wirklich weiter helfen kann aber ich will es versuchen. Ich denke das ich der angesprochenen Person vom Charakter her in manchen Teilen ähnlich bin. Es ist bei mir auch so das nur sehr sehr wenige Menschen näheres über mich wissen. Das liegt daran das ich ein eher zurückhaltender Mensch bin und ich mir meine Freunde immer sehr genau aussuche. Ich denke wenn Du diesen jungen Mann wirklich näher kennenlernen willst brauchst du sehr viel Zeit. Als erstes solltest Du versuchen sein Vertrauen zu gewinnen. Dabei darfst Du aber nie versuchen Dich aufzudrängen. Vielleicht will er Dich ja dann näher kennenlernen. Möglich wäre aber auch das er mit Absicht keinen Kontakt zu anderen Menschen aufbauen will. Vielleicht hatte er eine große persönliche Enttäuschung die nicht so einfach zu verarbeiten ist. Möglich wären auch Probleme in der Familie. Man könnte da nun viele Dinge mutmaßen aber wer weiß schon was ihn tief in seinem Inneren wirklich bewegt. Versuche doch einfach sein Vertrauen zu gewinnen und viel mit ihm zu sprechen. Ich rate davon ab ihn zu sehr mit Deinen Gefühlen zu konfrontieren. Das könnte dazu führen das er sich an die Wand gedrückt fühlt und dadurch Deine Nähe meidet. Ich weiß nicht ob Dir mein Posting ein wenig geholfen hat aber ich würde mich freuen mal von Dir zu hören um zu erfahren ob Du mehr über ihn erfahren hast. Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe Du kannst zu ihm vordringen. >Markus
Hallo Markus
Vielen Dank, ja es stimmt, ich empfinde wirklich sehr viel für ihn. Er hat durchaus Kontakt zu anderen Menschen nur vermeidet er es, über sich persönlich zu sprechen. Und schafft es auch noch, dass davon niemand etwas merkt. Das mit der großen persönlichen Enttäuschung habe ich mir auch schon überlegt und ich halte es eigentlich für gut möglich. Doch welche Enttäuschung kann so lange alles überschatten? Außerdem muß sie schon viele Jahre zurückliegen, denn er ist zwar erst vier Jahre bei mir auf der Schule, aber in dieser Zeit war er nie anders, auch wenn mir das eben erst im Nachhinein aufgefallen ist. Geholfen hat mir dein Posting auf jeden Fall, da du dich als ähnlich beschreibst und ich so einen neuen Blickwinkel gewinne. Vielleicht komme ich so weiter, sofern ich dich weiter in Anspruch nehmen darf ;-).
Hallo Julia, freut mich das ich Dir ein wenig helfen konnte. Wenn Du möchtest kannst Du mich ruhig auch nochmal in Anspruch nehmen. Ich werde gerne versuchen Dir zu helfen. Wenn Du möchtest kannst Du mir auch mailen.
Nun ja, Julia, erst einmal klingt dein Text sehr warm und einfühlsam. Und sicherlich seid ihr beide besondere Menschen. Ich weiß, wie ich mich verhalten würde, und ich weiß, daß es nicht richtig wäre. Ich würde mich in eine Verliebtheit hineinsteigern, würde beginnen unwahrscheinlich viel in ihn hineinzuprojezieren, weil er auch eine prima Fläche dafür bietet, so wenig wie man über ihn weiß. Dann würde ich entweder näheren Kontakt suchen, ihn irgendwann mit meinem direkten "Angebot" verschrecken, oder mir wie der Fuchs, dem die Trauben zu hochhängen einfach einreden, er sei schwul, und komme damit nur nciht zurecht, was ihn so melancholisch macht. Vermutlich ist alles eine Frage deiner Geduld in der Annäherung an ihn. Wenn es nicht um Dinge wie die erwartete Erwiderung deiner Gefühle für ihn geht, sondern du einfach nur möchtest, dass er glücklicher und offener wird, dann kannst du das sicherlich nur über stetiges Aushöhlen des Steines erreichen. Tropfen für Tropfen. Biete ihm dezent deine Gesellschaft an, lächle ihn viel an, aber rücke ihm nicht zu sehr auf die Pelle, frag ihn ab und zu zu Dingen, von denen du weißt, daß sie ihn beschäftigen und gib ihm zu verstehen, wenn es idch weiterbringt. Gib ihm das Gefühl, daß du dich bei ihm wohl fühlst und ihm vertraust, ohne, und jetzt werden mir Feministinnen aufs Dach steigen - daß du Forderungen stellst. Das ist die Geschichte mit dem Fuchs und dem kleinen prinzen, weißt du?!
>Nun ja, Julia, erst einmal klingt dein Text sehr warm und einfühlsam. Und sicherlich seid ihr beide besondere Menschen. Ich weiß, wie ich mich verhalten würde, und ich weiß, daß es nicht richtig wäre. Ich würde mich in eine Verliebtheit hineinsteigern, würde beginnen unwahrscheinlich viel in ihn hineinzuprojezieren, weil er auch eine prima Fläche dafür bietet, so wenig wie man über ihn weiß. Dann würde ich entweder näheren Kontakt suchen, ihn irgendwann mit meinem direkten "Angebot" verschrecken, oder mir wie der Fuchs, dem die Trauben zu hochhängen einfach einreden, er sei schwul, und komme damit nur nciht zurecht, was ihn so melancholisch macht. >Vermutlich ist alles eine Frage deiner Geduld in der Annäherung an ihn. Wenn es nicht um Dinge wie die erwartete Erwiderung deiner Gefühle für ihn geht, sondern du einfach nur möchtest, dass er glücklicher und offener wird, dann kannst du das sicherlich nur über stetiges Aushöhlen des Steines erreichen. Tropfen für Tropfen. Biete ihm dezent deine Gesellschaft an, lächle ihn viel an, aber rücke ihm nicht zu sehr auf die Pelle, frag ihn ab und zu zu Dingen, von denen du weißt, daß sie ihn beschäftigen und gib ihm zu verstehen, wenn es idch weiterbringt. Gib ihm das Gefühl, daß du dich bei ihm wohl fühlst und ihm vertraust, ohne, und jetzt werden mir Feministinnen aufs Dach steigen - daß du Forderungen stellst. Das ist die Geschichte mit dem Fuchs und dem kleinen prinzen, weißt du?! >Viele Grüsse >G.
Hallo Gretti
Vielen Dank, deine Antwort hat mir ein bisschen weitergeholfen. Nicht viel, aber das ist schon deutlich mehr, als ich in den letzten beiden Monaten erreicht habe. Tatsächlich ist es auch sehr gewinnbringend, sich mit ihm über wichtige Dinge zu unterhalten. Ich habe das Gefühl, dass er sich nie ein schnelles Urteil bildet sondern alles genau durchdenkt, bevor er sich zu einem Thema äußert. Eines Abends bei einer Party saßen er, ich und vier weitere Mädels alleine im Raum, weil die übrigens männlichen Gäste sich inzwischen im Nebenzimmer zusoffen. Damals ging wieder ein Fall eines Kinderschänders auf Freigang durch die Presse und irgendwann kam das zur Sprache. Alle waren sich schnell einig, dass diese Menschen hingerichtet gehören oder am besten gleich gefoltert. Er äußerte sich nicht. Dann wurde er zu seiner Meinung gefragt, und begann langsam und für ihn sehr emotional zu sprechen. Er schaffte es, das ganze Bild von der Seite des Täters aufzurollen und schaffte es tatsächlich, alle bis auf eine von der gegenteiligen Meinung zu überzeugen. Das geschah nicht sofort an dem Abend, aber er hat uns zum Nachdenken angeregt und so geschafft, dass wir unsere bisherige Meinung tatsächlich für falsch halten. Was Lehrer, Dokumentarfilme, Dead Man Walking oder Amnesty bis dahin nicht geschafft hatten, schaffte er in nicht ganz 15 Minuten. Und das bei der Gruppe der Kinderschänder.
Die Idee ihm das Gefühl des Vertrauens zu geben, werde ich befolgen. Aber es wird schwer zu erreichen, dass er das als etwas besonderes empfindet. Denn gerade Frauen vertrauen ihm oft blind. Viele besprechen mit ihm Dinge, die man eigentlich nur mit der besten Freundin teilt. Aber eine andere Möglichkeit sehe ich gerade auch nicht.
Ich werde viel mit ihm reden, wie du es vorgeschlagen hast. Ein Opfer ist es nicht, denn er kann Faszination für Themen wecken, die einem bisher egal waren.
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