Habe noch nie einen schüchternen Mann kennengelernt. Und jetzt, wo ich einen kennengelernt habe, musste ich mich auch prompt in ihn verlieben. Vom ersten Eindruck wäre er ja nicht wirklich mein Typ gewesen. Doch als wir uns begrüssten ( ich besuchte einen Kurs, er war ein Vortragender ) und er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte ( grad dass er nicht rot wurde ), war mein Interesse geweckt. Da ich aber auch von der schüchternen Sorte bin und lieber die anderen den ersten Schritt machen lasse, verging die Woche, ohne das wir uns auch nur unterhalten hätten. Ich habe ihn mit meinen Blicken verfolgt und umgekehrt, aber keiner hat sich getraut den Anfang zu machen. Obwohl genug Möglichkeiten gewesen wären, da wir uns auch nach dem Kurs gesehen haben. Aber nie alleine. Nach der Woche bin ich ziemlich frustriert nach Hause gefahren. Als ich einige Zeit später wieder den selben Kurs besuchte, war er nur 3 Tage dort, dann fuhr er weg und für mich war die Woche ziemlich leer. Tatsache ist, dass ich jetzt fast ständig an ihn denke und mich am liebsten ins Auto setzen würde und zu ihm fahren. Nur, dass es 10 Stunden Autofahrt sind und es nicht sicher ist, dass er dort ist. Im Frühjahr mache ich wieder einen Kurs. Dann möchte ich endlich Gewissheit haben, ob ich einem Hirngespinst nachlaufe oder nicht. Nur wie spricht ein schüchterner Mensch einen noch schüchteneren Menschen an? Noch dazu, wenn viele andere herum sind und man Gefahr läuft knallrot zu werden und sowie so schon beobachtet wird. Die anderen Kursleiter haben ja Augen im Kopf.
Hallo Lisa, schreibe ihm doch eine Karte zum Weihnachten und lade ihn nebenbei zum Kaffee ein, oder schreibe dass du dich auf das Wiedersehen freust, wenn dir das mit Kaffee zu arg ist...Beim schreiben kannst du ruhig rot werden :-)
Da hab ich doch noch was vergessen: wie wär's, wenn Du mal Deinen Humor hervorholen würdest. Schau es ist doch lustig, wenn man so "als außenstehender" zwei Menschen beobachtet, die sich unbeholfen (so ist das meistens, wenn man verliebt ist, auch bei NICHTSchüchternen) einander nähern. Aber wir Menschen sind ja nicht nur und immer schlecht. Dieses "Belustigt" sein beim Beobachten ist ja (oft) nicht böse gemeint. Und man muß eigentlich nur darüber lachen, weil man sich erinnert, wie's einem selbst ergangen ist, letztens als...oder damals in den Ardennen... So, das ist der Kommentar zu "Noch dazu, wenn viele andere herum sind und man Gefahr läuft knallrot zu werden und sowie so schon beobachtet wird. Die anderen Kursleiter haben ja Augen im Kopf."
zunächst einmal: schüchtern zu sein, ist ja nix verwerfliches. Und rot zu werden, oder etwas ins stottern zu kommen, das ist nicht schlimm. Schlimm sind nur die Gedanken und Geschichten, die man sich darum macht. Denn die quälen einem und behindern einem am Leben. Andere Menschen (oder sich selbst) zu beleidigen oder zu verletzen, das ist schlimm, das sind Verhaltensweisen, über die man sich ernsthaft Gedanken machen sollte und die einem peinlich, unangenehm etc. sein sollten. Also versuch' mal einen nüchternen Blick auf Deine Schüchternheit zu werfen. Wenn man anfängt zu seinen Gefühlen "zu stehen", sie als das zu sehen was sie sind, fangen sie an, sich zu verändern und zwar in eine positive Richtung. Vielleicht hörst Du dann plötzlich einfach auf schüchtern zu sein..., oder bist weiterhin schüchtern - sei's drum - und es ist in Ordnung, Du kannst damit umgehen. Warum rufst Du diesen Mann denn nicht einfach an? Anscheinend kennst Du ja seine Adresse. Oder es ist bestimmt möglich sie rauszukriegen. Da hättest Du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens würdet ihr nicht "unter Beobachtung" anderer Kursteilnehmer und -leiter stehen und zweitens würdest Du herausfinden, ob er auch an Dir Gefallen gefunden hat und würdest dann auch nicht umsonst 10 Stunden in Ungewissheit durch die Weltgeschichte fahren. Es gibt halt Situationen im Leben, da muß man seine Ängste überwinden und auch mal über seinen Schatten springen. Sonst vergibt man Chancen und Gelegenheiten. Rilke sagt: "Ängste sind wie Drachen, sie hüten die größten Schätze". Und da hat er verdammt recht.