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Dieses Thema hat 19 Antworten
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 Archiv Psychotanten
Maiky ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2003 17:35
RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Ja, was nutzt eine Therapie. zB. VT . Hier soll der Umgang mit den Menschen gelernt werden. Eigentlich sollte man das schon im Elternhaus gelernt haben. Nur das blöde ist, daß sich kein Schwein drum kümmert. Ich kann versuchen , mit Menschen in Kontakt zu kommen. Die überhaupt kein interresse an mir zeigen! Aber trotz Therapie, Resonanz gleich null. Da stellt sich die Frage, warum eigentlich? Soll ich aufhören und der Krankenkasse kosten ersparen, wenn das Ziel nicht erreicht wird? Das ist das Dilemma, in dem ich stecke, die einen sagen, ich soll was tun, die andern, nicht mit mir !! Ich habe jede Hoffnung verloren, daß sich was bei mir ändern wird.

Maiky

Michael ( gelöscht )
Beiträge:

28.02.2003 07:08
#2 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hallo Maiky ! Ich bin aus vermeintlich völliger psychischer Stabilität vor ca. 2 Jahren an einer sozialen Phobie erkrankt. Der Psychiater wollte mich sofort medikamentös behandeln, was ich aber strikt abgelehnt habe. Ich habe dann ein Jahr lang eine Verhaltenstherapie gemacht, die mir wirklich sehr gut geholfen hat. Ich glaube ich kann heute sagen geheilt zu sein...war vielleicht auch nur ein minder schwerer Fall...aber ich habe in der VT so viel über michselbst gelernt, daß ich es wirklich nur empfehlen kann !!

El Dorado ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2003 09:37
#3 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

>Hallo Maiky ! Ich bin aus vermeintlich völliger psychischer Stabilität vor ca.
>--- cut ---
>gelernt, daß ich es wirklich nur empfehlen kann !!


Hallo,

da kann ich mich nur anschließen, ohne die VT gäbe es mich wahrscheinlich nicht mehr. Aber man muß wirklich wollen (ehrlich sein, auch wenns weh tut) und an sich arbeiten und das dauert einfach. Ein weiterer Punkt ist, daß man einen Therapheuten braucht zu dem man einen "Draht" hat. Dann sollten sich die anderen Probleme so nach und nach weniger werden.

Gruß El

speek ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2003 23:06
#4 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

>Ja, was nutzt eine Therapie. zB. VT . Hier soll der Umgang mit den Menschen gelernt werden. Eigentlich sollte man das schon im Elternhaus gelernt haben. Nur das blöde ist, daß sich kein Schwein drum kümmert. Ich kann versuchen , mit Menschen in Kontakt zu kommen. Die überhaupt kein interresse an mir zeigen! Aber trotz Therapie, Resonanz gleich null. Da stellt sich die Frage, warum eigentlich? Soll ich aufhören und der Krankenkasse kosten ersparen, wenn das Ziel nicht erreicht wird? Das ist das Dilemma, in dem ich stecke, die einen sagen, ich soll was tun, die andern, nicht mit mir !! Ich habe jede Hoffnung verloren, daß sich was bei mir ändern wird.
>Maiky

Hi, Maiky,

klingt verzweifelt.

Du hast Dir da ganz schön was vorgenommen. In Kontakt mit den Menschen kommen ist ein weites und breites Thema, manche haben das ein Leben lang untersucht, wir alle lernen eigentlich auch ein Leben lang, wie man miteinander in Kontakt kommt und bleibt. Insofern ist es gar kein Wunder, das da eben kein Wunder geschieht. Einbisschen Durchhaltevermögen gehört schon dazu.

Die Frage ist, wie sehr es Dich belastet, das Du nicht richtig in Kontakt mit den anderen kommst? Anscheinend sehr, sonst würdest Du ja keine Hilfe wollen. Ich würde die Fragen, die Du oben aufgeschrieben hast einfach in der Therapie ansprechen und dann sehen, was Du für ein Gefühl hast. Gehen kansst Du ja immer noch.

Denn: es kann sein, das Du einfach die falschen Leute ansprichst(warum, willst Du ja auch wissen;-)), weiterhin ist es wichtig, wie ob ein gutes Verständniss zwischen Dir und Deinem Therapeuten da ist, ob es überhaupt die richtige Therapie ist.

VT ergreift eig. nur die "oberflächlichen" Probleme, eben nur Verhalten. Konkrete Änderungsvorschläge bekommst Du in der Verhaltenstherapie. Wenn Du sonst keine Probleme hast, dann ist es die richtige Art von Therapie.

Liebe Grüsse
speek

Mad Max ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2003 22:13
#5 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hi Maiky,

Therapien bringen nur selten etwas, ausser enorme Kosten für unser Gesundheitssystem.
Es gibt andere Wege, um solche Defizite aufzuarbeiten, die besser funktionieren. Suche dir Kontakte in Vereinen oder der Volkshochschule. Da wird für alles etwas angeboten. Da kommt man auch schnell und locker in Kontakt.
Wenn deine Mitmenschen aber trotzdem nicht deine Nähe wünschen, hat das bestimmte Gründe. Die herauszufinden sollte kein Problem sein. Sieh dir andere Menschen an, die beliebt sind. Was haben sie, was du nicht hast? Und dann versuche Stück für Stück dich in diese Richtung zu bewegen.
Ein Therapeut hat letztlich Interesse, dich so lange wie möglich zu halten. Also hat er kaum Interesse, dass du schnell "gesund" wirst. Klingt doch logisch, oder?

Gruß
MM

Maiky ( gelöscht )
Beiträge:

28.02.2003 09:23
#6 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

>Hi Maiky,

Hi MM,

ich bin mir durchaus bewußt, daß die Ärtze allgemein um jeden Patienten froh sind. Es gibt da ein Buch, "Spiele der Erwachsenen" da ist das alles beschrieben.
Aber wie soll ich an erfolgreiche Leute ran kommen und sie kopieren oder abschauen. Was ich bräuchte, kann ich mir als Almosen- Empfänger nicht leisten.
Maiky

Mad Max ( gelöscht )
Beiträge:

28.02.2003 19:46
#7 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Unsinn, Vereine und VHS kosten fast nichts. Dafür kommst du mit vielen unterschiedlichen Leuten zusammen, sowohl Losern als auch Gewinnern. Da hast du die ganze Bandbreite des menschlichen Daseins. Was willst du mehr?
Aber den ersten Schritt musst du schon selbst machen. Es kriecht dir keiner hinterher!

Gruß
MM

Michael ( gelöscht )
Beiträge:

13.03.2003 08:37
#8 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

da hauts mich fast um ! Der gutste Mad MAx hat offensichtlich nicht die geringste Ahnung worum es geht ! Zu glauben die Volkshochschule könne einem über ernsthafte psychische Krisen hinweghelfen ist dermaßen naiv, wie es kaum schlimmer sein könnte ! da muß ein Profi ran ! Wenn Du ne Lungenentzündung hast gehst Du auch nicht zur VHS !
Zweitens zum Theam "Patient halten" : Bei uns in der Region geht es mittlerweile fast ein halbes Jahr, bis man einen Therapieplatz bekommt ! Da muß niemand gehalten werden ! Arbeit en masse ! Und...selbst bei mir als lukrativem Privatpatienten wurde das Ende der Therapie von meiner Therapeutin vorgeschlagen !

speek ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2003 23:27
#9 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hi, Max,

aus Dir wär doch noch ein richtig guter Verhaltenstherapeut geworden.:-)

>Es gibt andere Wege, um solche Defizite aufzuarbeiten, die besser funktionieren. Suche dir Kontakte in Vereinen oder der Volkshochschule. Da wird für alles etwas angeboten. Da kommt man auch schnell und locker in Kontakt.
>Wenn deine Mitmenschen aber trotzdem nicht deine Nähe wünschen, hat das bestimmte Gründe. Die herauszufinden sollte kein Problem sein. Sieh dir andere Menschen an, die beliebt sind. Was haben sie, was du nicht hast? Und dann versuche Stück für Stück dich in diese Richtung zu bewegen.


gruss
speek

Mad Max ( gelöscht )
Beiträge:

28.02.2003 19:49
#10 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Das sag' ich doch auch immer! Nein, im Ernst, ich denke, das sind Ratschläge, die auf der Hand liegen. Da muss man nicht 12 Semester Psychodingsbums studiert haben, oder?

Gruß
MM

El Dorado ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2003 09:42
#11 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

>Das sag' ich doch auch immer! Nein, im Ernst, ich denke, das sind Ratschläge, die auf der Hand liegen. Da muss man nicht 12 Semester Psychodingsbums studiert haben, oder?
>Gruß
>MM

Hallo MM,

ich glaube Du lehnst Dich da zu weit aus dem Fenster!
So global kann man das nicht sehen, ich denke es
gibt Dinge im Himmel und auf Erden von denen auch Du
keine Ahnung hast, auch wenn Du es meinst.

Gruß El

P.S.: Schau Dir mal "Der König der Fischer" an, damit Du
weißt, was solche pauschalen Aussagen anrichten können,
ist sonst auch ein guter Film der sich lohnt.

d.o.

Mad Max ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2003 18:46
#12 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hi El,

da lehne ich mich nicht zu weit raus. Ich sage nur, was ich denke. Das heißt nicht, dass ich alle Weisheit für mich gepachtet habe.

Fakt ist nun mal aber, dass heute jeder gleich nach der Therapie schreit, wenn mal nicht alles so läuft wie es sollte. Und in 90 % aller Fälle ist es eben nicht notwendig. Die 10 % Rest sind arme Schweine, die wirklich Schlimmes erlebt haben, und die können auch wirklich was damit anfangen und davon profitieren.
Ansonsten profitieren lediglich die sog. Therapeuten, wie unzählige "Opfer" andauernd berichten (auch hier im Forum). Da werden zig Therapien über viele Jahre gemacht - ohne den geringsten Erfolg. Im Gegenteil, die Leute werden abhängig gemacht und trauen sich selbst nichts mehr zu - übel, übel! Und das auf Kosten der Allgemeinheit. Ne, da habe ich kein Verständnis dafür.

Gruß
MM

Fred ( gelöscht )
Beiträge:

09.03.2003 19:57
#13 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

hi Max,

>Fakt ist nun mal aber, dass heute jeder gleich nach der Therapie schreit, wenn mal nicht alles so läuft wie es sollte.

Bei mir läuft auch nicht alles wie es sollte, ich habe aber (noch) nicht nach einer Therapie geschrien. Also ist dein Satz da oben falsch (weil nicht jeder schreit, nämlich zumindest ich nicht) und was du behauptest kein Faktum.
q.e.d

;-))

Georg ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2003 22:13
#14 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Auf welche Statistik beziehst Du Dich? Gib bitte Deine Quelle an. Interessiert mich.

Gruß
Georg

Mad Max ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2003 20:14
#15 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hi Georg,

das ist meine persönliche Erkenntnis, die ich aus unzähligen Gesprächen mit Menschen habe, die therapiert wurden. Ob es 80 oder 95 % sind - da will ich mich nicht festlegen, aber es ist die ganz große und überwiegende Mehrheit. Ich habe kaum jemanden kennengelernt, der gesagt hat "meine Therapie war super" oder erfolgreich oder sonst irgendwie positiv. Nein, immer nur hört man von jahrelangen Therapieversuchen, von Frust etc. Und das kann es ja nicht sein.
Hast du andere Erfahrungen, oder sonst jemand hier?
Warum brauchen die Menschen heutzutage so etwas überhaupt? Wie haben die Menschen früher überhaupt leben können?
Ich halte das für keine gute Entwicklung generell. Wie gesagt, für traumatisierte Menschen kann das eine Hilfe sein, aber sonst?

Gruß
MM

Georg ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2003 15:14
#16 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hi Mad Max,
wenn Du unzählige Gespräche über dieses Thema mit Menschen geführt hast, die alle schon eine Therapie hinter sich haben, dann spricht doch wenigstens ihre große Zahl für den außerordentlichen Erfolg der Psychotherapie überhaupt, oder vielleicht besser gesagt: des Psycho-Diskurses. Nicht zu verwechseln mit der Frage, ob die Menschen sich nun nach Ende der Therapie besser fühlen oder nicht.
Ich schätze, dass sich sogar einiges gegen unsere Therapie-Kultur einwenden lässt, aber nicht unbedingt das statistische Argument, vielleicht 80% der Therapien zeitigten keinen nennenswerten Erfolg. Die Basis „persönlicher Erkenntnis“ wäre mir jedenfalls viel zu dünn. Ein wirkungsvolles Evaluationsinstrumentarium ist mir nicht bekannt (ich lasse mich aber gerne belehren).
Die Grundsätzlichen Einwände gegen Psychologie sind eigentlich gar nicht so neu und begleiten sie eigentlich, seit sie zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit der Schaffung einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin sich zu etablieren begann.
Einer der wichtigsten Impulse für die Kritik psychologischer Praxis war sicher ihr eigener Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Vom Standpunkt der „harten“ Naturwissenschaften aus betrachtet, konnte diesem Anspruch ein Fach nicht genügen, das seine Nähe zu anderen Geisteswissenschaften niemals vollständig verleugnen konnte. Der Gegenstand der Psychologie sträubt sich gegen objektivierende Verfahren, auch wenn die Tendenz psychologischer Herangehensweisen heute ganz klar versucht, dieses scheinbare Defizit zu beheben. Ich meine damit den Versuch, statistisch auswertbare Analyse-Instrumente zu schaffen. Eine Tendenz, die Seele – oder was immer man den Gegenstand der Psychologie nennen wollte – auf eine mathematische Formel zu bringen.
Ich halte diesen Kritikansatz an der Psychologie, ihre Verpflichtung auf naturwissenschaftliche Methodik für ebenso falsch wie den vorauseilenden Gehorsam der Psychologen, die ihren Forschungsansatz danach nur allzu bereitwillig ausrichten, möchte aber an dieser Stelle auch nicht weiter darauf eingehen.
Eine andere kritische Position der Psychologie gegenüber scheint mir interessanter. Sie wird aus der Ecke der Gesellschafts- und Geisteswissenschaften formuliert und zielt auf bestimmte Strukturen ab, die Psychologie, wie es scheint, in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Einer der Haupteinwände dieser Richtung gegen Psychologie ist zum Beispiel, dass die meisten Therapien, abgesehen von ein paar neueren Ansätzen, in unzulässiger Weise vom gesellschaftlichen Ganzen abstrahieren. Die Therapie beschränkt sich in aller Regel auf den Einzelnen, auf seine Geschichte und seine Erfahrungen und versucht, dort Problemlösungen anzugeben, während die Ursache der Probleme auf ganz anderem Gebiet liegen. Ein Beispiel wäre der 50 Jährige, der seine Arbeit verliert und durch einen Jüngeren ersetzt wird. Nach 200 gescheiterten Bewerbungen gerät er in eine persönliche Krise: Angstzustände, schließlich eine Depression. Der Verlauf der Krankheit hindert ihn zusätzlich daran, eine neue Stelle zu finden. Schließlich der Gang in eine Therapie, die im schlimmsten Fall (ich glaube nicht, dass so etwas wirklich passiert) feststellt, dass der Mann von 40 Jahren von seiner Tante sexuell missbraucht wurde. Dort setzt dann die langjährige Therapie an. Aja.
Ich will damit sagen, dass Therapien oftmals nur die Möglichkeit haben, auf der Seite des Betroffenen zu intervenieren und dort eine Verhaltens- oder Einstellungsänderung zu bewirken, während die objektiven Bedingungen einer repressiven Gesellschaft, so falsch und schlecht sie auch sein mögen, fortbestehen und sogar noch bestätigt werden. Man soll nicht einmal mehr an der Ungerechtigkeit der Gesellschaft irre und krank werden dürfen. Das könnte man durchaus die ideologische Funktion der Psychotherapie nennen. ...

Georg ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2003 15:15
#17 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

... Ein weiterer Einwand, diesem nicht ganz unähnlich, gegen Psychologie ist, dass sie einen normativen Kern hat, Wertvorstellungen transportiert und mit ihnen operiert, die selber innerhalb der eigenen Disziplin kaum reflektiert werden. Das Zerrbild einer Wissenschaft der menschlichen Seele ist das einer, die Glück verordnet. Die Psychotherapie ist, trotz gegenteiligen Bekundens, bisweilen in ihrer Praxis gar nicht mehr so weit davon entfernt, Glück und Zufriedenheit zu einer veranstalteten Sache zu machen. Dieser Druck auf den Häretiker, der dem allgemein verordneten Frohsinn sich entzieht, trägt schon deutlich einen seinerseits repressiven Zug. Wer nicht 365 Tage im Jahr auf Karneval steht, ist eigentlich schon ein Fall für den Psychiater. Der wird´s dann schon richten.
Psychologen sind, mit anderen Worten, nur zu oft Agenten des allgemein Approbierten.
Es wird gerade an dieser Stelle ein weiterer Punkt deutlich: Therapie ist natürlich auch eine unglaublich verfeinerte Technik der Manipulation. Das selber wäre natürlich noch kein triftiger Einwand, kein Therapeut bestritte ernsthaft, dass es ihm um eine Veränderung der Einstellungen und Verhaltensweisen seines Klienten ginge. Wozu sonst auch eine Therapie?
Fragwürdig bleibt der Aspekt der Manipulation dennoch, solange der eigene normative Gehalt, der im psychologischen Vorgehen sich niederschlägt, nicht offen liegt. Was ist das Ziel psychologischer Arbeit an ihrem Klienten? Dessen eigenes Glück? Oder die Wiederherstellung seiner Funktionsfähigkeit innerhalb eines gesellschaftlichen Kontextes, dessen eigene Pathologie gar nicht in den Blick gerät?
Die psychologische Kulturleistung, ein weiterer Kritikpunkt, besteht zu einem großen Teil eben auch darin, Konflikte gar nicht mehr aufbrechen zu lassen. Die Abgründe, die sich für den Einzelnen auftun, sind gar nicht mehr so düster und tief, sobald sie in Form psychologischer Terminologie mit Namen angesprochen und handhabbar werden. Man mag sich das deutlich machen an den Leistungen einer Literatur, die vor dem Siegeszug eines inzwischen allgegenwärtigen Psychologismus ihre Zeit hatte: Die Flaubertsche Madame Bovary auf der Couch: was wäre der Kunst entgangen? Heute richtet es sich das unglückliche Bewusstsein hin und wieder doch recht bequem in seinem Ödipus-Komplex ein. Nach erfolgter Gruppensitzung in der Volkshochschule ist man ja fast ein bisschen angesäuert, dass die Neurosen der anderen viel größer waren als die eigenen.
Schließlich, mein letzter Punkt, manchmal scheint mir der psychologische Zugriff auf jede auch noch so kleine Triebregung sich direkt gegen die Lust und ihr Ausleben zu richten, allein indem er sie zu seinem Gegenstand macht. Zugespitzt: Psychologie in ihren psychoanalytischen Spielarten kann nicht ganz ihr Unbehagen an der Natur verdrängen. Sie dient einerseits der Kultivierung des als roh Denunzierten, macht den Sexus zu einem Objekt der Kontrolle und Hygiene, während sie andererseits den Verstand oder Geist, das Ich im psychoanalytischen Jargon, zum bloßen Apendix degradiert, indem sie die eigenständige Leistung des Intellekts aus dem dessen Einsicht entzogenem Es abzuleiten versucht.
Und dennoch würde ich an Psychotherapie als an einer durchaus sinnvollen und nützlichen Technik festhalten. Der Witz ist doch, wenn Du schon fragst, wie die Menschen damals überhaupt haben leben können: sie haben bestimmt nicht besser gelebt oder keine Probleme gehabt. Ich bin entschieden gegen die Unterstellung, Psychologie schaffe sich allererst die psychischen Erkrankungen, die sie dann zu therapieren vorgibt.
Sexuelle Gewalt, Missbrauch, Traumata und alle Formen der Repression und Triebunterdrückung gab es auch schon, lange bevor Freud auch nur „Ich“ sagen konnte. Nur mit dem Unterschied, dass, wer vor noch 200 Jahren darunter litt und erkrankte, entweder als undifferenziert hysterisch („hysterisch“ waren nur Frauen), irre oder schwachsinnig abgetan wurde. Entweder wurden solche Menschen kaserniert oder fristeten ihr Leben als Dorftrottel. War es nicht so schlimm, führten die Menschen eben ein unglückliches Leben, das eigentlich niemanden interessierte, solange sich kein Psychologe fand, der es der Aufmerksamkeit wert erachtete.
Dann schon ein Leben in einer Kultur, die an allen Orten von Psychologie durchsetzt ist, auch wenn es mich selber natürlich nervt, mich unqualifizierten Ad-hoc-Analysen am Biertisch ausgesetzt zu sehen. Man darf sich ja noch nicht einmal mehr unglücklich verlieben, ohne dass da nicht sofort einer wäre, der gewisse masochistische Anlagen bei Dir diagnostiziert. Als nächstes kommt dann die Frage, wie eigentlich Dein Verhältnis zu Deiner Mutter war, ob sie Dich oft geschlagen hätte etc.
Dennoch: der Fortschritt besteht vielleicht nur darin, dass Werther heute sich keine Kugel mehr in den Kopf zu schießen braucht, weil Lotte ihn abblitzen ließ. ;-)
Gruß
Georg

Mad Max ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2003 22:33
#18 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Hallo Georg,

mann, da hast du dir aber Mühe gemacht, deine Gedanken zu erklären. Du kommst selbst aus der Branche, stimmt’s?
Das klingt ja alles zum großen Teil auch nachvollziehbar. Nur bei dem Punkt, was früher betrifft, da bin ich anderer Meinung. Klar, die wirklich durchgeknallten, die hatten es früher nicht angenehm, aber von denen rede ich auch nicht. Ich meine vielmehr, dass die Menschen sich heute um alles Mögliche Gedanken machen, weil sie einfach zu viel Zeit dafür haben. Früher war der Broterwerb, Kinder erziehen, Feldarbeit die Welt der „normalen“ Menschen. Heute arbeitet man 8 Stunden (wenn überhaupt) und hat dann Zeit für sich, salopp ausgedrückt.
Außerdem haben sich die gesellschaftlichen Formen massiv geändert. Die Frauen erwarten heute viel mehr von den Männern als früher, weil ihnen von allen Seiten eingeredet wird, wie super charmant, liebevoll, treu und humorvoll Männer sein müssen. Und die Männer bekommen ein Zerrbild der Frau vorgegaukelt, die jung, vollbusig und immer willig ist.
Da aber in den meisten Fällen man gerade nicht mit so einem Traumpartner zusammen ist, kommt irgendwann Frust auf. Man lese nur mal die Beiträge hier! Allerorten nur Probleme mit dem Partner.
Ein anderes Thema: Süchte, Ängste, Zwänge und Depressionen. Das sind die vier großen Themen, die uns beherrschen. Und auch hier denke ich, dass dies Begleiterscheinungen unserer Zeit sind. Nicht, dass es sie früher nicht schon gegeben hätte, aber sicher nicht derart massiv wie heute.
Nun, wie auch immer, ich denke einfach, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn man das eigene Wohl nur noch in der Therapie sieht. Es gibt unzählige gute Bücher, die einem weiterhelfen oder einfach nur Denkanstösse geben können. Muss da immer ein Psychologe ran? Kann man sich nicht selbst mal Gedanken machen, was man im Leben möchte und was nicht? Irgendwie ist es aber einfach „Mode“ mal zum Therapeuten zu gehen. Der wird schon eine Lösung wissen und die Kasse zahlt ja. Doch leider ist meistens das Gegenteil der Fall. Zumindest sind meiner Erfahrung nach die Leute enttäuscht, weil es eben nicht damit getan ist, sich mal schnell gute Ratschläge irgendwo zu holen. Man muss sein Problem erkennen und bereit sein, das im Leben zu ändern, was einem nicht gefällt.

Gruß
MM

Georg ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2003 17:43
#19 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Guten Tag Mad Max,
nein, ich bin kein Psychologe, wenn das die Frage war. Auch habe ich kein besonderes Verhältnis zur Psychologie, also keine abgebrochene Therapie hinter mir.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie es früher war. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob die Welt der „normalen“ Menschen damals bereits mit Kindererziehung und Feldarbeit erschöpft war. Wer um 1850 auf dem Land lebte, war ja dennoch keine Gebär- und Arbeitsmaschine, schon gar nicht, wer um 1900 in bürgerlichen Verhältnissen aufwuchs. Wie gesagt: das Interesse an der menschlichen Psyche ist ja auch nicht vom Himmel gefallen, sondern versuchte, Erklärungen für die Phänomene zu finden, denen mit der klassischen medizinischen oder theologischen Ausbildung nicht mehr beizukommen war.
Um es schroff zu sagen: Den Satz: „Wo kein Kläger, da kein Richter“ müsste man im Falle der Psychologie außer Kraft setzen oder umdrehen: „Wo kein Psychologe, da kein Klient – nur das stumme Leiden“.
Außerdem finde ich es, um es ganz vorsichtig zu sagen, schwierig, die Probleme mit sich, die die Menschen heute zum Psychotherapeuten treiben, auf so etwas wie Müßiggang zurückzuführen. Eher würde ich sagen, dass die Menschen immer weniger in der Lage sind, auf die Herausforderungen, die ihnen unsere Gesellschaft abverlangt, angemessen zu reagieren. Die Lebensbereiche jedes einzelnen differenzieren sich immer weiter aus, während die traditionellen Orientierungen immer weiter zurücktreten. Das mag etwas damit zu tun haben, dass die Menschen einfach mehr Zeit für sich haben, um gleich 5 verschiedene Leben zu führen statt nur eines. Dass sie diese Zeit haben, ist jedoch nicht die eigentliche Ursache der kleinen und großen psychischen „Defekte“. Das wäre dann doch zu einfach.
Mit Deinem Hinweis auf die massive Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse scheinst Du mir auf der besseren Spur zu sein, auch wenn ich nicht so weit ginge, die Grabenkämpfe im Geschlechterkampf nun für alles verantwortlich zu machen. Das ist höchstens ein Aspekt unter vielen, wenn auch ein sehr bedeutsamer. Ich glaube übrigens, dass gerade die Bereiche Liebe, Familie, Ehe, Freundschaft deswegen so sehr unter Beobachtung stehen, weil die meisten dem schimärischen Wahn nachhängen, das Private (ganz wörtlich verstanden) solle gänzlich frei von dem sein, woran sie in der freien Wildbahn von Arbeit, Karriere, gesellschaftlichen Zwängen zu knabbern haben. Gerade so als wäre das Ehebett ein a-sozialer Ort. ;-)
Neulich gab es was Interessantes über „Label-Sex“ in Zürich. Junge Frauen, Nobel-Diskotheken, alte reiche Männer und Gucci-Täschchen spielten dabei ein ganz große Rolle. Ich fand den Bericht bezeichnend dafür, dass ökonomische Rationalität sich auch noch in den privaten Beziehungen fortsetzt. Der Lohn für die Lust, die einem solventen Geilböckchen während der Nacht bereitet wird, ist nicht mehr die eigene, sondern der neue BMW, ein paar Schuhe, eine Abendessen. War weibliches Lustempfinden den Männern schon immer ein Dorn im Auge, jetzt treiben die Frauen es sich brav noch selber aus.
Angesichts solcher Entwicklungen wundert es mich eher, dass nicht viel mehr Menschen sich psychologischer Hilfe anvertrauen.
Und zu Deinem Lösungsvorschlag: Du gibst ja eigentlich schon selber die Antwort, wenn Du schreibst: „Zumindest sind meiner Erfahrung nach die Leute enttäuscht, weil es eben nicht damit getan ist, sich mal schell gute Ratschläge irgendwo zu holen.“ – Gerade deswegen ist es ja nicht damit getan, sich in der Esoterik-Lebenhilfe-Psycho-NLP-Ecke der nächsten Buchhandlung mit Literatur für ein halbes Jahr einzudecken.
Ein paar Ratschläge zu geben, das ist ja eben gerade nicht Therapie. Der Therapeut ist ja eben nicht der nette Onkel, mit dem Du Dich zum Kaffeekränzchen triffst und ein bisschen über Gott und die Welt plauderst. Eine Therapie ist ein engumrissenes Arbeitsverhältnis von Therapeut und Klient, das sich meistens über einen längeren Zeitraum erstreckt. Innerhalb dieses Verhältnisses übernimmt der Therapeut verschiedene Funktionen, die letzte aber, die er übernimmt, ist die des Ratgebers. Wenn er das macht, dann hat er seinen Beruf verfehlt.
Beste Grüße
Georg

Lisa ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2003 21:49
#20 RE: Nützt Therapie was???? Thread geschlossen

Mit Menschen, die kein Interesse an dir haben, brauchst du auch nicht in Kontakt zu treten, wozu?
Wenn es am Umgangston liegt, den kann man lernen. Da spielen zwar die Eltern auch eine gewichtige Rolle, aber manchmal kann man die vergessen.
Spontan würd mir da eine Tanzschule einfallen. Da lernt man einige Leute kennen und es wird einem der richtige Umgangston vermittelt.
Wenn du auf " einsamer Wolf " machst, wird niemand auf dich zugehen. Du brauchst aber auch nicht den " Klassenkasperl " machen. Freundschaft lässt sich nicht erzwingen. Wenn du mit einer negativen Erwartungshaltung auf jemanden zugehst, wirst du auch genau so ein " Ich hab`s ja gleich gewusst " - Erlebniss haben.
Mit der Therapie würd ich trotzdem nicht aufhören, es dauert manchmal sehr lange, bis sich die ersten Veränderungen zeigen. Du darfst nur nicht erwarten, nur weil du jetzt eine Therapie machst, dass alle gleich angelaufen kommen. Da ist auch Arbeit an dir selbst angesagt.
Wie auch immer, beginn den Tag mit einem Lächeln und wirf die Flinte nicht ins Korn!

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