ich selbst bin 32 Jahre alt und im großen und ganzen ein eher pragmatisch denkender Realist (generell eher materialistisch eingestellt und der vollen Überzeugung, dass das Leben keinen anderen Sinn hat außer dem, den man ihm SELBST gibt).
Gestern habe ich meinen Onkel (64) aus dem Elsaß getroffen, der mir bisher aber auch immer sehr bodenständig wirkte. Bei unserem Treffen redeten wir u.a. über meinen Vater, der vor sieben Jahren tödlich verunglückte. Ich erzählte ihm, dass ich ein Bild von ihm in meinem Schlafzimmer aufgehängt habe. Mein Onkel reagierte daraufhin sichtlich erschrocken und sagte, man dürfe keine Bilder von Toten in seinem Schlafzimmer aufhängen, da einem diese im Schlaf Lebensenergie entziehen oder eventuell "um Hilfe" bitten.
Ich dachte, dass das doch kaum zu ihm passt! Fängt der jüngere Bruder meiner Mutter langsam an, über den Tod nachzudenken? Erst vor zwei Wochen rief er mich an und sagte, dass ich mit ihm zusammen einen "besonderen" Gottesdienst besuchen solle und ob ich mit meinem bisherigen Leben zufrieden sei - er wirkte dabei sehr verändert.
Mir ist klar, dass das hier Geschilderte sehr vage ist - aber glaubt ihr, ich muss befürchten, dass mein Onkel, der für mich wie ein "zweiter" Vater war einer Sekte o.ä. in die Hände gegangen ist?!
wenn du älter wirst und erst spät anfängst zu realisieren, daß du auch bald "an der Reihe sein" könntest, kann es sein, daß er versucht Halt in irgendeinem Glauben zu finden. Der Gedanke womöglich schon bald nicht mehr zu sein, ist für machen unerträglich.
Schau dir doch erst einmal an, womit er sich beschäftigt. Rede mit ihm. Frage ihn, wie er zu seinen Aussagen kommt, woher er daß hat, da du solches bisher nie und schon gar nicht von ihm gehört hast. Selbst wenn er sich jetzt zu einer Glaubensgemschaft flüchtet, hilft ihm das vielleicht, wenn jemand mit ihm über die Dinge des Seins, des Lebens, über den Tod und seine Vorstellungen und Ängst offen redet. Vielleicht hat er in seiner bodenständigen Art diese Themen erst mal immer beiseite geschoben und erst nun, wo es ihn mehr betrifft, angefangen sich wirklich zu interessieren und braucht da einen wirklichen Austausch.
>Hei Dave, >wenn du älter wirst und erst spät anfängst zu realisieren, daß du auch bald "an der Reihe sein" könntest, kann es sein, daß er versucht Halt in irgendeinem Glauben zu finden. Der Gedanke womöglich schon bald nicht mehr zu sein, ist für machen unerträglich. >Schau dir doch erst einmal an, womit er sich beschäftigt. Rede mit ihm.
Das habe ich bereits heute getan. Er war geradezu enthusiastisch, was seinen "neuen Glauben" anbelangt. Wenn das alles wäre... Viel mehr empfand ich die Tatsache beunruhigend, dass er sein bisheriges Leben als "sinnlos" bezeichnet (es sei ihm zu sehr auf "materiellen" Erfolg ausgerichtet gewesen und ich dürfe unter keinen Umständen denselben Fehler machen).
Langsam taste ich mich heran. Natürlich bin ich sehr gespannt, womit er mich letztendlich überrascht.
Jedenfalls danke ich dir - Offenheit ist hier wirklich das Beste, man sollte nur darauf achten, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen.