Hallo, ich habe ein großes Problem. Seit September bin ich Referendarin in einer Schule, Hauptschule. Die Arbeit macht mir riesig Spaß und ich hänge mich entsprechend rein. Von unserem Seminarleiter (schulbegleitetede 2. Phase der Lehrerausbildung ist das Seminar mit anschließendem 2. Examen) bekommen wir zusätzlich Arbeit. Jeder Tag erfordert von mir höchste KOnzentration, da sowohl Schüler, als auch Betreungslehrer, Rektorin etc. immer Höchstleistung verlangen. Gerade Schüler "danken" einem jeden Fehler oder jedes Vergessen, indem sie sich entsprechend verhalten. Man darf sich gerade als Neuling keine Blöße geben. Durch mein Engagement mache ich mir häufig selbst Arbeit aber wie gesagt, ich mache es gerne. Trotzdem habe ich langsam das Gefühl, dass ich nur noch Lehrerin und nicht mehr Privatmensch bin. In der Früh ist mein erster GEdanke Schule, vor dem Schlafen genauso, tagsüber arbeite ich nur für die Schüler. Bin ich mal mit Freunden unterwegs, was am Wochenende schon regelmäßig vorkommt, ich igel mich also nicht ein, wollen aber auch alle wissen, wie es in der SChule läuft und die neuesten bizarren GEschichten meiner Schüler hören. Ich rede also auch nur noch von Schule. Mit meinem Partner rede ich zwar schon noch über anderes, er bekommt aber eben auch alles ab, was ich so erlebe (ich glaube sonst wäre ich schon geplatzt) und das ist fast nur Schulisches.
Wie gesagt, ich bin weder gefrustet noch unglücklich, ich vermisse einfach nur ich zu sein und nicht nur Lehrerin. Das kann doch jetzt nicht bis Ende der REferendarszeit in 1,5 Jahren so weiter gehen?
Häufig werden die Fragen hier recht lässig und unsinnig beantwortet, daher freut es mich umso mehr, dass ich für mein Problem wirklich zwei sehr gute und ausführliche Antworten bekommen habe. Ich werde eure Anregungen durchdenken und versuchen mir daraus eine Lösung zu suchen.
Vielen Dank
P.S. Weitere Meinungen interessieren mich natürlich trotzdem noch.
>Häufig werden die Fragen hier recht lässig und unsinnig beantwortet, daher freut es mich umso mehr, dass ich für mein Problem wirklich zwei sehr gute und >P.S. Weitere Meinungen interessieren mich natürlich trotzdem noch.
Hallo Lisa,
ist es etwa die Leichtigkeit und Lässigkeit, die Du Dir selbst nicht zugestehst die Dich hier an manchen Antworten so stört? Versuch selbst mal Hundertfünfe gerade sein zu lassen. Die Welt geht davon noch lange nicht unter und vieleicht bringts dir auch mal Spaß
Die einen nennen es Rollen, die anderen Lebensabschnitte, die anderen nennen es Charma.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist es eine neue Situation für Dich, vielleicht der erste "richtige" Job?
Du willst (und sollst) alles richtig machen, das strengt mächtig an, gerade am Anfang, wenn aber auch jeder Schritt neu ist.
Dein Umfeld interessiert Dein Tun, weil jeder von uns irgendwann einmal die Schulbank als Schüler gedrückt hat und nicht jeder hat die Möglichkeit das ganze Treiben von einem Lehrer erzählt zu bekommen.
Kurz, es ist eine neue und irgendwo ja auch existenzielle Situation. Die bedarf im Moment Deiner Aufmerksamkeit. Denk mal nach, wie es ist, wenn es eine große Neuanschaffung in Deinem Leben gab. Hat die für eine gewisse Zeit am Anfang nicht auch eine ungleich höhere Beachtung/Aufmerksamkeit gefunden?
Wenn Du meinst/merkst, dass Du Dich mit dem Job übernimmst, dann wäre es kein Problem dies auch an entsprechender Stelle mitzuteilen. In der Regel fehlt einem am Anfang lediglich die Routine, danach laufen viele Dinge wesentlich einfacher ab und Du wirst Dich wieder in normale Sachen verstrickt sehen.
Ich glaube, wenn Du Deinen Job nicht übertrieben ernst nimmst, dass sich das in der nächsten Zeit normalisieren wird, ABER, normal ist halt immer anders. Es gibt Lehrer, die wirklich fast nur die Zeit in der Schule arbeiten und es gibt Lehrer, die das Doppelte zu Hause sitzen.
Es wird also in nächster Zeit an Dir sein ein wenig die Grenzen abzustecken.
Lehrerin vor den Schülern, Lehrerin vor dem Rektor, Freundin ... das sind alles nur Rollen. Das ganze Leben besteht aus einer Aneinanderreihung solcher Rollen, denn selbst wenn man alleine ist, benimmt man sich so, dass man einer imaginären Beobachtung möglichst entspricht und spielt schon wieder eine Rolle. Sofern es überhaupt möglich ist, ist es zumindest ganz selten, dass man KEINE Rolle spielt, also "ich" ist.
Am besten kann man das Ich einbringen, indem man damit seine Rollen ausschmückt. Ich würde dir raten, dass du keine Trennung zwischen ich und Lehrerin denkst, sondern deine individuelle ich-Lehrerinnen-Vorstellung lebst. Das kannst du natürlich erst, wenn du dich in deiner Stelle ausreichend bewiesen hast. Finde einen Mittelweg: Schieb das "Ich einbringen" einfach noch ein wenig auf - bring von deinem Ich ein wenig in die Lehrerinnenrolle, so gut es eben geht.