Hallo Zora, vielen Dank für den nützlichen Hinweis, auch wenn ich danach eher noch resignierter bin als vorher. Meine Bekannte hat die Kunst des Selbstschutzes, einfach nichts wirklich nahe kommen zu lassen, inzwischen so weit verfeinert, dass wirklich kaum noch etwas zu ihr durchdringt. Für mich ist es ein richtiges Dilemma. Natürlich weiß ich, dass ich keinen doppelten Boden wie innerhalb einer Therapie einziehen kann, schon gar nicht als Freund. Ein persönliches Verhältnis macht es in diesem Fall wirklich nicht einfacher.
Manchmal sieht es so aus, als spinnt sie sich in ihrer eigenen Welt ein. Sie liefert ein Netz aus Begründungen, Ansichten und Standpunkten, die zwar alle miteinander stimmig und logisch irgendwie schlüssig zu einem festen Teppich verwoben sind, die aber alle – jedenfalls wenn ich es von außen betrachte – nur den einen Zweck haben, der Kühle, mit der sie sich umgibt, eine Legitimität zu verschaffen, die von der qualvollen Auseinandersetzung mit dem Thema ablenkt.
Auf der einen Seite verstehe ich das natürlich, denn ich kann kaum von jemandem verlangen, er sollte sich einer Sache stellen, die ihm einfach wehtut. Auf der anderen Seite sehe ich jedoch, dass sie erstens andere verletzt, wenn vielleicht auch immer nur in kleinen Portionen, und dass sie sich zweitens damit etwas anderes einfach auch verbaut. Und das tut mir richtig leid. Es tut mir um so mehr leid, je überzeugter sie von sich ist und von dieser ganzen Apparatur aus markigen Sprüchen, mit denen sie sich eine Position scheinbarer Stärke und Gleichgültigkeit erobert, an der alles, was ihr auch nur ganz entfernt zu nahe kommen könnte, schon lange im Vorfeld scheitert.
Jeder Ausweg, den ich mir im Moment aus diesem Dilemma vorstellen kann, ist nicht wirklich gut.
Sobald ich versuche, dieses ganze Gespinst aus Vorwänden auch nur an ein paar Stellen zu durchlöchern, wird sie, so meine Prognose, sich noch mehr vergraben und den Umgang mit mir zu meiden beginnen. Mir liegt aber eine Menge eben auch an meinen Freunden. Außerdem fände ich es anmaßend, mich so weit in ihr Leben reinzuhängen. Es ist ja ihres, nicht meins.
Halte ich den Mund, bestätige ich sie in einem Verhalten, das ich eigentlich nicht gut finde. Weder gut für sie selber noch gut für andere. Es liegt nur zu nahe, auf eine bestimmte Form emotionaler Kälte und Gleichgültigkeit wieder mit Gleichgültigkeit und Kälte zu reagieren. Das heißt, den Krug, den sie weitergibt, bereitwillig anzunehmen. Aus ihrer Sicht wäre das wahrscheinlich ein glänzender Erfolg ihrer ganzen Strategie aus Vermeidung und Verdrängung.
Ziehe ich jedoch die Konsequenzen daraus, dass ich Gleichgültigkeit und die Unfähigkeit, sich auf wie auch immer geartete emotionale Ansprüche – die eigenen wie die anderer – einzulassen, im Umgang mit anderen Menschen nun gar nicht schätze, indem ich selber den Kontakt zu ihr mehr oder weniger abbreche, dann breche ich wiederum mit einem Menschen, der mir eine Menge bedeutet, und bestätige zudem auch noch ihre negativen Erwartungen an andere: „Da, schau, was ein Arsch. Ein Glück, dass ich dem nicht vertraut habe. Wie richtig war es, keinen an mich heran zu lassen!“
Deswegen doch noch eine weitere Frage an Dich. Was hättest Du Dir damals in dieser Situation von einem Freund oder einem Partner gewünscht?
Grüße
Georg