Hallo, ich brauch mal eine unabhängige Meinung. Mein Mann mit dem ich seit 20 Jahren verheiratet bin hatte vor 18 Monaten einen schlimmen Unfall und musste mehrere Wochen in KH und Reha verbringen. In dieser Zeit und auch in der Zeit danach als er wieder zu Hause war und sich sein Zustand langsam besserte, war ich an seiner Seite, hab ihn unterstützt und wirklich alles getan, damit er wieder ganz der Alte wird. Das hat auch alles wunderbar funktioniert und seine Genesung ist wunschgemäß verlaufen und wir könnten alle froh und glücklich sein, dass er es wieder so weit gebracht hat.
Mein Problem? Letztes Wochenende fuhr er allein in die Berge, um einen bestimmten Gipfel zu ersteigen. Für ihn hatte es eine symbolische Bedeutung. In den schlimmsten zeiten nach seinem Unfall hatte er sich zum Ziel gesetzt, dass er falls er wieder gesund wird, genau diesen Berg besteigen will. Aber warum nur, hat er mich ausgeschlossen, wieso wollte er unbedingt allein sein? Ich erwarte für alles, was ich getan habe keine Dankbarkeit, aber ich hatte erwartet, dass er diesen Triumph mit mir teilen würde, dass er meine Nähe gewollt hätte.
Ich fühl mich verletzt und zurückgewiesen, ausgeschlossen aus einem Leben und zur Krankenschwester degradiert. Den einzigen Anteil, den ich an dieser Aktion hatte, war dass ich ihn spätabends vom Bahnhof abholen durfte. Ich bin so enttäuscht!
Bin ich überempfindlich oder würdet Ihr auch so fühlen?
>>Ich wäre auch enttäuscht gewesen, hätte mich danach bisschen zurückgezogen und mehr selber unternommen. >Selbstbefriedigung ist halt ein schönes Hobby. ;-)
Der echte Rufus ist an der schwarzen Farbe zu erkennen.
>Mein Mann mit dem ich seit 20 Jahren verheiratet bin hatte vor 18 Monaten einen schlimmen Unfall und musste mehrere Wochen in KH und Reha verbringen.
>Bin ich überempfindlich oder würdet Ihr auch so fühlen?
Ich sehe es wie die anderen Schreiber bisher. Du bist ueberempfindlich. Aber ja, ich wuerde mich vermutlich auch ausgeschlossen fuehlen. Nur ist diese Denkweise falsch. Er wollte es *alleine* schaffen. Eben ohne Dich. Er ist ja zurueck gekommen, und jetzt ist er wieder bei Dir. Er sieht Dich bestimmt nicht nur als Krankenschwester und ist Dir vermutlich zutiefst dankbar, dass Du die ganze Zeit fuer ihn da warst.
Red mit ihm darueber. Sag ihm, dass Du versuchst zu verstehen, warum er es alleine tun wollte, aber dass es Dir weh tut. Dass Du Dir ausgeschlossen vorkommst. Vielleicht koennt Ihr ja dafuer gemeinsam einen anderen Berg besteigen.
Danke für Eure Antworten. Ein bisschen überrascht bin ich schon, denn ich hatte irgendwie mehr Zustimmung erwartet. Die Zeit war ja für uns beide schwierig und ich hätte es halt schön gefunden, wenn wir diese letzte symbolische Hürde gemeinsam hätten gehen können. Als Abschluss sozusagen, dass wir uns nun wieder auf gleicher Augenhöhe befinden. Ja, er ist gesund. Er ist nicht mehr "mein Patient". Er benötigt mich nicht mehr als Krankenschwester. Darüber bin ich natürlich sehr froh. Ich hätte es schön gefunden, wenn ich diesen Moment als seine Partnerin, Freundin und Geliebte hätte teilen können. Wenn ich ihm jetzt sage, was ich fühle, dass sein Verhalten mich gekränkt hat, dann wird er wohl nachträglich ein Trostpflästerchen anbieten. Aber es ist dann halt auch nur ein Trostpflästerchen mehr nicht. Vielleicht hab ich einfach zu romantische Vorstellungen. Ich denke, ich muss an mir arbeiten.
>>Als Abschluss sozusagen, dass wir uns nun wieder auf gleicher Augenhöhe befinden.
ja klar, das siehst DU so, aber dahin muss ER doch erstmal wieder kommen!
>>Ja, er ist gesund. Er ist nicht mehr "mein Patient".
ja, sein Körper ist gesund, aber was ist mit seiner Psyche? Die braucht oft mehr zeit um nachzuheilen!
>>Vielleicht hab ich einfach zu romantische Vorstellungen. Ich denke, ich muss an mir arbeiten.
woran willst du arbeiten? aus Deiner Sicht herraus ist das sicherlich alles nachvollziebar, aber versetz dich mal in SEINE Lage, vieleicht verstehst du ihn dann auch besser.
***aus Deiner Sicht herraus ist das sicherlich alles nachvollziebar, aber versetz dich mal in SEINE Lage, vieleicht verstehst du ihn dann auch besser.***
indem ich versuche, mich in seine Lage zu versetzen und den Vorgang nicht so einseitig sehe. Das Gefühl der Enttäuschung ist in mir. Daran will ich arbeiten. Nicht indem, ich verdränge, sondern verstehe.
ich will damit nur sagen, Deine real empfundene Enttäuschung ist aus deiner Sicht auch berechtigt - ohne Wertung - natürlich darfst du die Enttäuschung auch äussern. Damit muss er rechnen.
manchmal haben Menschen ebent unterschiedliche Bedürfnisse, die dann mit den Bedürfnissen von andern (auch geliebten) Menschen kollidieren.
Das ändert aber nichts seinem Grundgefühl für dich!
Krankheit kann einen Menschen sehr verändern, hinterher ist man oft innerlich nicht mehr derseelbe Mensch, auch wenn äusserlich alles gut aussieht.
....ich empfehle dir seinen Alleingang nicht als GEGEN Dich gerichtet aufzufassen, sondern als SEIN sehr wohl berechtigter Weg zur Selbstheilung seiner Psyche, er macht jetzt ebent etwas - aus seiner Sicht - sinnvolles FÜR sich. Er braucht es!
jeder Mensch braucht seinen eigenen Bereich, um sich selbst zu FÜHLEN zu können. Wer das aus irgendwelchen Gründen eine weile nicht gemacht hat, hier krankheit, dem bröckelt sein Selbstbewusstsein.
sei froh das dien Mann wieder so gesund ist, es aus sich selbst wieder rauszuholen.
Gönn ihm diese kleine Freiheit, alles andere würde die Ehe belasten.
Wenn du verstehst, dass er SICH SELBST zum Ziel gesetzt hat diesen Berg zu ersteigen, er ALLEINE und nicht (mehr) mit deiner Hilfe.
Wärst du dabei gewesen, dann wäre das ein geringerer Erfolg, weil du als Hilfe - sollte was passieren, da gewesen wärst. SO hat er alles alleine gemeistert. Verstehst du?
Du hast ihm in den Zeiten, wo er deine Hilfe gebraucht hat, selbstlos geholfen, dass du nicht mit warst, war auch eine selbstlose Hilfe.
Endlich etwas alleine, OHNE deine (oder wessen auch immer) helfende Hand zu meistern, DAS war sein Ziel. Und das ist ihm gelungen. Freut dich für ihn!
>Endlich etwas alleine, OHNE deine (oder wessen auch immer) helfende Hand zu >meistern, DAS war sein Ziel.
Dazu fällt mir noch was ein, Du sagst: "Ich fühl mich verletzt und zurückgewiesen, ausgeschlossen aus einem Leben und zur Krankenschwester degradiert." Da würd ich eingreifen. Im Gegensatz zu manchen erotischen Phantasien ist das Verhältnis von Patient und Krankenschwester NICHT erotisch. Sein Ziel ist es, NICHT mehr Patient zu sein, und solange Du seine Krankenschwester bist, steht das Eurer Partnerschaft im Weg. Die beiden Rollen schließen sich quasi aus.
>Aber warum nur, hat er mich ausgeschlossen, wieso wollte er unbedingt allein sein?
Frag ihn doch. Ich halte es jedenfalls für möglich, dies als jemand gerade einen fast tödlichen Unfall überlebt habenden wichtig zu finden. Vielleicht geht es gerade darum, das alleine zu schaffen ohne dabei gepflegt werden zu müssen.