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 Archiv Psychotanten
merlin ( gelöscht )
Beiträge:

19.04.2002 09:17
RE: Re: Ich will nicht mehr und habe GAR nichts - Verzweiflung . . . Thread geschlossen

Liebe Frau!
Als vor drei Jahren mein Seelenzwilling, meine Frau starb, fiel ich in ein sehr tiefes Loch. Ich hatte sie 15 Monate in ihrer gnadenlosen Krankheit begleitet. Immer wieder habe ich meine Grenzen neu gesteckt, weil ich merkte, dass ich wider Erwarten die Kraft für einen neuen Tag der Angst, der Schmerzen und des Anblicks einer dahinschmelzenden Partnerin hatte. Auf einmal war alles AUS!

Kurz vor Weihnachten war ich alleine. Alleine? Nein! Da waren noch meine Tiere, meine beiden Katzen. Ich kaufte mir an Heiligabend eine Flasche Sekt und für meine Tiere ein paar Leckereien und heulte den Teppichboden voll. So ging das bis Silvester (natürlich ohne Sekt). Mein Kater miaute kurz nach 24 Uhr ganz fürchterlich und wollte unbedingt raus. Ich ging mit ihm vor die Haustür und er düste fort in Richtung der benachbarten Gaststätte - ich hinterher.

In der Gaststätte hatten sich alle Nachbarn getroffen, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen und zu feiern. Nun begrüßten sie mich und freuten sich, dass es mich gibt. Nach langer, langer Zeit fühlte ich wieder einmal LEBEN in mir. Es ging mir gut und um halb 5 ging ich nach Hause. Vor der Haustür saß mein kleiner Kater und ich könnte schwören, dass er mich angrinste ;-) .

Ich beschloss, MEIN Leben in die Hand zu nehmen und inserierte, dass ich Leute treffen wollte, um zu leben, zu lachen, zu weinen, für Billard, Kino, Theater, Konzerte, Spaziergänge, eben für das ganze DAsein. Und ich gab meine Telefonnummer an. Mehr als 20 Leute riefen an, denen es genau so ging wie mir und mit denen ich teilweise nur telefonierte, mich aber auch manchmal traf. Ich hatte das Gefühl, zurück zu sein im Leben. Ich konnte wieder arbeiten gehen, auf Menschen zugehen, lachen.

Im vergangenen Jahr war ich in einer psychosomatischen Klinik, weil ich fast ununterbrochen Magen- und Herzprobleme bekam. Ich war für 6 Wochen in einer Gemeinschaft, in der man meine Probleme teilte und verstand. Behutsam und aufmerksam wurde ich durch die Ärzte an die Wurzel meines Inneren geführt und konnte mit ihrer Hilfe mal so richtig ausmisten (Bei einem Großputz hat man am besten Helfer. Es geht schneller und andere übersehen Schmutzecken nicht so leicht.). Ich entwickelte eine Zwiebeltechnik, mich nach und nach von den Schichten der verkrusteten Schalen zu befreien.

Sicher bin ich noch immer durch meine Erfahrungen und mein Leid geprägt. Das ist aber nichts Schlimmes mehr. Im Gegenteil: ich kenne meine Stärken und Schwächen jetzt besser und kann deshalb eher den kommenden dunklen Löchern ausweichen. Und wenn ich dann doch wieder reinplumpse, dann nehme ich meine vorsorglich mitgenommene Steckleiter (bildlich gesprochen) und klettere raus. Ich kenne ja jetzt die Technik, mich wieder zu befreien.

Klingt vielleicht alles ein bisschen theoretisch und nicht nachvollziehbar. Jeder muss seinen eigenen Weg aus der Krise finden; er hatte ja auch seine eigene Entwicklung hinein. Dennoch gab es bei allen Patienten mit Angstsyndrom und Depression gewisse Gemeinsamkeiten. Die zu entdecken bedeutete, erst einmal genauer bei mir hinzuschauen. Dadurch gelang es mir, an die Ursachen zu kommen.

Normalerweise finde ich "gute Ratschläge" eher schädlich. Das klingt oft so gönnerhaft, soll es aber beileibe nicht sein. Ich kann Dir auch nicht sagen: "Es wird ja alles wieder gut, du musst nur dran glauben oder darum beten oder Dir nen Lover zulegen..." oder sowas. Aber ich empfehle Dir, dringend für eine Verschnaufpause in einer solchen psychosomatischen Klinik zu sorgen. Einerseits kann man dort auf Deine Allergie und andere somatische Beschwerden eingehen, andererseits aber vor allem etwas Licht in Deine dunkel gewordene Seele bringen. Vor allem wirst Du erkennen, dass Du NICHT ALLEINE bist. Viele sind bzw. waren in gleicher Lage und kamen raus. Das kannst auch Du versuchen. Du wirst sehen, dass Du vorwärts kommst.

Ich würde Dir gerne noch so viel sagen, weil ich glaube, zu verstehen. Wenn Du mit mir Kontakt aufnehmen möchtest, würde mich das freuen.

Ich wünsche Dir Kraft und denke an Dich.
Merlin

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